Von Simon Kunert
Es ist ein Traum für jeden Stadtplaner: 35 Hektar nahezu unbebautes Bauland, in Hochschulnähe, mit Autobahnanschluss inmitten der Stadt. Die Rede ist vom Areal der ehemaligen Nibelungenkaserne im Süden Regensburgs. Für Joachim Wolbergs (SPD) verwandelte sich das Regensburger Traumgrundstück eher in einen Albtraum.
Der suspendierte Oberbürgermeister sitzt seit gut zehn Wochen auf der Anklagebank des Landgerichts Regensburg. Ihm wird Vorteilsannahme vorgeworfen. Vorteilsgeber soll der mitangeklagte Bauträger Volker Tretzel gewesen sein. Die Anklage sieht in Tretzels Unterstützung für den Jahn Regensburg, seinen Wahlkampfspenden an die SPD und weiteren Punkten eine Einflussnahme auf den OB. Im Gegenzug soll Wolbergs etwa bei der Vergabe des Nibelungenareals nachgeholfen haben. Er soll Beamte der Stadtverwaltung beeinflusst und über den ebenfalls angeklagten Norbert Hartl (SPD) eine zweite Ausschreibung auf Tretzel zuschneiden haben lassen. Ohne dass der Stadtrat davon wusste. Tretzels Unternehmen BTT kam so an die drei Teile des Areals mit einem geschätzten Gewinnpotenzial von 11,6 Millionen Euro. Das jedenfalls glaubt die Staatsanwaltschaft.
In der Regensburger Rathauskoalition sieht man das anders. "BTT hat einfach das beste Angebot vorgelegt", sagte am Montag der Fraktionsführer der Freien Wähler, Ludwig Artinger. Zwar hätten die Miet- und Verkaufspreise von BTT zum Teil über denen der Mitbewerber gelegen, in der Gesamtrechnung hätten aber die Vorteile überwogen. "Das war eine reine Sachentscheidung von der ich noch heute glaube, dass sie richtig ist", sagte der 62-Jährige, der im Hauptberuf Richter ist. Außerdem habe es Charme, wenn alles in ähnlichem Stil gebaut werde. Eine Vergabe an einzelne Bewerber hätte dahingehend Probleme verursacht. Dementsprechend äußerte sich auch Walter Erhard von den Grünen. "Da ein Teil der Vergabe Sozialwohnungen sind, wäre es schwierig geworden, dafür Bewerber zu finden", sagte er.
Schon unter Wolbergs' Vorgänger Hans Schaidinger (CSU) hatte es eine erste Ausschreibung gegeben. Dabei hatte BTT den Kürzeren gezogen. "Die war aber rein auf den höchsten Preis ausgelegt. Das wollten wir verhindern", sagte Artinger.
Bis Weihnachten werden im Korruptionsprozess weitere Stadträte, Rathausmitarbeiter und die früheren Oberbürgermeister Christa Meier (SPD) und Hans Schaidinger zum Nibelungenareal befragt.













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