Es sei ein Glücksfall für die Schlossbrauerei gewesen, als Ende des vorherigen Jahrtausends bei der Suche nach einem neuen Brauwasserbrunnen die heute noch genutzte artesische Quelle in Reuth bei Erbendorf gefunden wurde. "Artesisch bedeutet, dass auf natürlichem Wege und ohne Pumpleistung das Wasser an die Oberfläche gelangt", erklärte Bergler einer Gruppe um Landtagsabgeordneten Jürgen Mistol und Bundestagskandidatin Anne Droste (beide Bündnis 90/Die Grünen) bei einer Führung durch seine mittelständische Brauerei mit 23 Mitarbeitern und einem Ausstoß von rund 40.000 Hektolitern Getränke pro Jahr. Zwar hätten sich die geringen Niederschläge in den vergangenen Jahren bei Oberflächenbrunnen bemerkbar gemacht, aber für seinen Tiefenbrunnen erwartet Bergler frühestens in 35 bis 40 Jahren erste Auswirkungen der aktuellen Wetterlage.
"Unter uns befinden sich große Kammern in einer Tiefe von 400 Metern", schilderte der Brauereichef. "Ein Hochwasser wie kürzlich in Nordrheinwestfahlen und Rheinland-Pfalz ist eine größere Gefahr für die Wasserqualität", sagte Bergler, der von Bekannten aus der Hochwasserregion erfahren habe, dass in Folge der Katastrophe unzählige Brunnen verseucht worden seien. Aufgrund der hiesigen geographischen Lage blickt der 65-Jährige dennoch zufrieden in die Zukunft: "Reuth ist nicht sehr von derartigen Hochwassern gefährdet."
Trotz der guten Qualität seines Mineralwassers, das durch mehr als 60 Meter Erd- und Gesteinsschichten gefiltert werde, wünsche er sich strengere gesetzliche Vorgaben: "Ohne klare Grenzen bei der Ausfuhr von Gülle auf die Felder werden die Wasservorräte kaum bei hoher Qualität bleiben können." Zwar habe sich in den vergangenen Jahren vieles verbessert, dennoch gelangen nach Ansicht des Brauereichefs noch immer zu viele Schadstoffe auf die Felder.
Wasser sei ein wichtiges Nahrungsmittel, das unbedingt geschützt werden müsse. Da seine Privatbrauerei auch nur eine von fünf oder sechs Betrieben in Deutschland sei, die sowohl Bier als auch Mineralwasser selbst anbieten, sei die Corona-Pandemie für den Betrieb vergleichsweise glimpflich gelaufen. "Natürlich haben wir aufgrund der Gastronomieschließungen rund 2000 Hektoliter weniger Bier verkaufen können", berichtete Bergler. Der Absatz von Mineralwasser, Säften und Limonaden sei weiterhin hoch gewesen.
Weiter präsentierte Bergler seine Abfüll- und Palettierungsanlage sowie die Hackschnitzelheizung, die mit einer Photovoltaikanlage die Energie für die Brauerei erzeugt. "Früher haben wir mit Heizöl gearbeitet, die neuen Energien sparen aktuell etwa 380.000 Liter Öl im Jahr ein", erklärte er den Besuchern. Seine Hauptbiere könne er CO2-neutral produzieren. Einige seiner Biere habe die Technische Universität München/Weihenstephan als "Solar-Bier" zertifiziert. Seine Lieferungen begrenzt Bergler auf rund 80 bis 90 Kilometer rund um den Standort Reuth. Zudem schicke er auch keine halbleeren Lkw auf Tour. "Weiter entfernte Lieferungen gibt es nur alle zwei bis drei Wochen", erklärt Bergler, "das minimiert den Schadstoffausstoß pro Kasten deutlich."
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