Riglashof bei Hirschbach
24.03.2024 - 11:58 Uhr

Feuerwehr greift beim Schornsteinbrand zum Kaminkehrer-Besen

Der Dachboden war bereits verraucht, der Kamin bekam von den Flammen Risse: In Riglashof hat die Feuerwehr eine 85-Jährige aus ihrem Haus gerettet und per Drehleiter einen Kaminbrand unter Kontrolle gebracht. Wasser ist dabei tabu.

Am Samstagvormittag, 23. März, schrillten gegen 10:41 Uhr die Sirenen im Gebiet der Gemeinde Hirschbach laut auf. Eine Bewohnerin hatte beim Durchfahren der Ortschaft Riglashof an einem Gebäude einen Kamin entdeckt, aus dem die Flammen schlugen. Sie setzte umgehend einen Notruf ab. Kurz darauf trafen die örtlich zuständige Wehr aus Eschenfelden sowie der First Responder aus Königstein am Brandort ein.

Sie brachten sofort die 85-jährige Bewohnerin des Hauses in Sicherheit. Die Seniorin konnte für die Dauer des Einsatzes bei ihren Nachbarn untergebracht werden. Der Rettungsdienst kümmerte sich vorsorglich sie, mehr als ein kleiner Schreck war es aber dann zum Glück nicht.

Wärmebild und Atemschutz

Derweil rückten die Feuerwehren mit Wärmebildkamera und teils mit schwerem Atemschutz in das Gebäude vor, welches vor allem im Bereich des Dachbodens bereits teilweise verraucht war und der Kamin sich mit ersten Rissen schon öffnete.

Darin herrschten zu diesem Zeitpunkt mehrere Hundert Gard. Weil ein Kaminbrand besondere Gefahren birgt und nicht wie gewöhnlich mit Wasser gelöscht werden darf (siehe Infokasten unten), musste zur wirksamen Brandbekämpfung der Kamin nach Rücksprache mit einem Kaminkehrer von oben gekehrt werden. Deshalb entschied sich die Einsatzleitung, die Drehleiter der Stützpunktwehr aus Auerbach nachträglich zu alarmieren. Mithilfe von speziellem Kaminkehrer-Werkzeug konnte der Kamin von oben fachmännisch gekehrt, der Ruß an den Kaminwänden beseitigt und den Flammen die Nahrung genommen werden.

Dabei kommen sogenannte Kaminkehrer-Besen mit unterschiedlichen Umfängen zum Einsatz, die rund sind und an einer Kette hängen. Damit wird heißer Ruß an den Wänden des Kamins abgekratzt, bis es nach unten fällt, im Kaminschacht entnommen und gelöscht werden kann. Auch eine an einer Kette befestigte Kugel wird dabei in den Kamin geworfen, um Rußverstopfungen mit Wucht von oben zu durchbrechen.

Gründlich gelüftet

Das Brandgut wurde ins Freie gebracht und abgelöscht, das Gebäude anschließend gründlich belüftet und dann wieder an die Eigentümer übergeben. Nach Rücksprache mit dem Kaminkehrer und Kreisbrandmeister Michael Schmidt blieb die Wehr aus Eschenfelden noch einige Zeit vor Ort, um im Falle eins erneuten Aufflammens sofort reagieren zu können. Sie kontrollierte dabei mehrmals den Kamin mittels Wärmebildkamera, da vor allem im Bereich des Fehlbodens noch teils erhöhte Temperaturen gemessen wurden.

Während des Einsatzes der Auerbacher Drehleiter war die Kreisstraße AS6 ab Höhe Fichtenhof beziehungsweise Eschenfelden für rund dreieinhalb Stunden vollständig gesperrt, dies übernahmen die Ortswehren aus Achtel und Hirschbach. Die Einsatzstelle befand sich direkt nach der scharfen Ortskurve von Riglashof.

45 Einsatzkräfte

Die Feuerwehren aus Eschenfelden, Königstein, Achtel, Hirschbach und Auerbach beteiligten sich mit 45 Einsatzkräften und 7 Fahrzeugen. Von der Auerbacher Polizeiinspektion rückte eine Streife an, der Rettungsdienst war mit zwei Rettungswagen sowie dem First Responder aus Königstein an der Einsatzstelle. Die Einsatzleitung lag in den Händen des neuen Kommandanten der Feuerwehr Eschenfelden, Jürgen Leißner. Ihm stand Kreisbrandmeister Michael Schmidt aus Auerbach zur Seite. Nach rund fünf Stunden waren dann auch die letzten Kräfte abgerückt

Hinweis: Jürgen Leißner, der Leiter des Feuerwehreinsatzes in Riglashof, ist zugleich Freier Mitarbeiter von Oberpfalz-Medien und hat als solcher diesen Artikel verfasst.

Hintergrund:

Was ist ein Kaminbrand?

  • Begriff: Beim Kamin- oder Schornsteinbrand brennt der im Kamin anhaftende Ruß. Oft schlagen hierbei Flammen nach oben aus dem Schornstein.
  • Ursachen: Funken, die in den Kamin gelangen, Flammen aus dem Kaminraum oder heißes Rauchgas können den Ruß entzünden. Auch das Verbrennen von Müll oder zu viel Zug im Kamin können einen Kaminbrand auslösen.
  • Gefahr: Bei einem Kaminbrand entstehen Temperaturen von bis zu 1400 Grad. Es kann zwar Stunden dauern, bis die Hitze durch das Mauerwerk dringt, dann aber besteht die Gefahr, dass angrenzende Möbel in Brand geraten oder Funkenflug aus der Kaminöffnung am Dach oder in der Umgebung Brände auslösen.
  • Kein Wasser: Der Kaminbrand ist der einzige Brand, der nicht gelöscht wird. Wasser würde durch die hohen Temperaturen im Kamin schlagartig verdampfen, der explosionsartig entstehende Wasserdampf könnte den Kamin zerreißen.
  • Löschen: Die Feuerwehr lässt den Schornstein entweder kontrolliert ausbrennen oder löst mit Kaminkehrerwerkzeug den Ruß von den Wänden (so geschehen in Riglashof)
 
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