Kennen wir eigentlich noch die Adventszeit? In den Geschäften beginnt das weihnachtliche Treiben recht früh. Der Oberpfälzer Mundartdichter Josef Schmaußer beschreibt in einem seiner Gedichte treffend: "Im August howi den erscht'n Lebkoacha g'seng, im September setzt d'Weihnachtswerbung an. Anfang Oktober is frejher as Erntdedankfest g'wen, heint moanst: Morg´n mejn doch d'Weihnachtsfeiertag san!" Und wann ist dann Advent? Vier Kerzen, vier Adventssonntage, das scheint festgeschrieben.
Geht man in der Kirchengeschichte zurück, stellt man fest, dass es geraume Zeit brauchte, bis diese Regel feststand. Da kam es auch zum Streit, wie zu verfahren sei, wenn der vierte Advent genau auf den Heiligen Abend fällt.
24. Dezember
Das Datum der Geburt Jesu findet sich nicht in der Bibel, anders ist es bei seinem Tod. Diesen legen die Evangelien klar auf das jüdische Passahfest ins Frühjahr. Ein Grund, warum die Geburt Christi am Beginn der Kirchengeschichte zu verschiedenen Zeiten gefeiert wurde. Die Kirchen in Rom und Afrika legten sich wohl schon früh auf den 24. Dezember fest. Ob für das Datum der römische Sonnenkult eine Rolle gespielt hat, ist nicht erwiesen.
Endgültig geklärt wurde das Kapitel in der römischen Kirche beim Straßburger Adventsstreit im 11. Jahrhundert. Ausgangspunkt von Streitigkeiten war stets dann, wenn der 24. Dezember auf einen Sonntag fiel. Genau das war 1038 der Fall. Zählt nun Heiligabend als 4. Advent? Sollte die Adventszeit nicht besser um eine Woche verlängert werden? In dieser Zeit regierte Kaiser Konrad II.. Vor ihm gab es im christlichen Abendland verschiedene Zeitzonen mit bis zu sieben Adventssonntagen. 1038 feierte der Straßburger Bischof den 1. Advent bereits am 26. November, weil der Heilige Abend auf einen Sonntag viel.
Kaiser und Bischof im Streit
Dies missfiel Konrad, der ein Neffe des Bischofs war. Er wollte am 3. Dezember die Adventszeit mit seiner Gemahlin in der Klosterburg Limburg, heute eine Ruine, feiern. Nun wollte er es wissen: Boten luden alle erreichbaren Bischöfe zu einer Synode. Er hatte Erfolg. Sämtliche einflussreichen Bischöfe entschieden sich gegen seinen Onkel, den Straßburger Bischof, und für den Kaiser.
Ein Grund, warum es seit genau 982 Jahren nur vier Adventssonntage gibt. Dabei darf der 1. Advent frühestens am 27. November gefeiert werden und spätestens am 3. Dezember. 1538 wurde dies nochmals beim Konzil in Trient bestätigt.
Liturgische Farben
Liturgische Farben kennen wir aus christlichen Gottesdiensten. Verwendet werden sie für Gewänder und Vorhänge. In erster Linie geht es um die Farben Weiß, Grün, Violett, Schwarz, Rot, Gold und um Rosa. Eine jede hat eine bestimmte Symbolik, in der verschiedene Stimmungen hervorgehoben werden sollen. Nicht mehr bekannt ist der Ursprung. Im kirchlichen Jahreskreis wechseln die Farben und heben einen besonderen Anlass hervor. So auch zur Adventszeit. Besonders in Österreich kommt am 3. Advent die seltene Farbe Rosa, als eine Art verblasstes Lila, zum Einsatz.
Besucher des Salzburger Adventssingens im Dom sehen: Im Adventskranz ist eine rosa Kerze. Auf deren Funktion verwies 2019 auch der Zelebrant, Franz Lackner, Erzbischof von Salzburg, in seiner Predigt: "Am Sonntag Gaudete wird die rosafarbene Kerze angezündet. Auch die Messgewänder im Gottesdienst sind rosafarben. Damit bringen wir die Freude des Tages zum Ausdruck, denn Rosa ist das aufgehellte Violett." Der Mesner des Salzburger Doms erklärte interessierten Besuchern, wie lange die rosa Kerze bereits Tradition ist. Seit dem zweiten Vatikanischen Konzil (11. Oktober 1962 bis 8. Dezember 1965; Anm. d. Red.) wird in Österreich der Kranz traditionell in den liturgischen Farben - mit drei lila Kerzen und einer rosafarbenen - geschmückt. "Das Violett der anderen Kerzen verweist auf die Farbe der Buße. Dies ist die liturgische Farbe des Advents, da die Vorbereitungszeit auf Weihnachten seit jeher auch von Besinnung, Umkehr und Buße bestimmt ist." Deutsche Besucher sind überrascht, weil es ganz im Gegensatz zur Tradition mit einem Kranz aus Tannengrün, vier roten Kerzen darauf und dazu vielleicht rote oder gar goldene Schleifen steht. Bekannt sind violette Kerzen am Adventskranz auch in einigen protestantischen Regionen der Erde, unter anderem in Skandinavien.
Der erste Adventskranz
Vor 181 Jahren entstand bei Hamburg in einem Haus für gestrandete Jugendliche und Waisenkinder der erste Adventskranz. Entworfen hatte ihn der protestantische Theologe Johann Hinrich Wichern. Er ließ einen Kranz mit 23 Kerzen anfertigen: Vier große weiße für die Adventssonntage, 19 kleine rote für die übrigen Tage des Advents. Jeden Tag wurde eine Kerze angezündet, bis an Heiligabend schließlich alle 23 brannten. Es war die Geburtsstunde des Adventskranzes im deutschsprachigen Raum. Eine Idee, die in die Oberpfalz übrigens erst sehr spät kam.
Für die sieben Tagen vor Weihnachten entstanden im 7. und 8. Jahrhundert die sogenannten O-Antiphonen. In den Klöstern werden in den letzten Tagen des Advents diese O-Antiphonen im Stundengebet der Vesper zum Magnificat mit Glockengeläut gesungen. Beispielsweise auch die Benediktiner im Brevnov-Kloster in Prag pflegen diesen Brauch. Die Anrufungen beginnen mit "O" und greifen sieben verschiedene Hoffnungsvorstellungen aus dem Alten Testament auf:
O Sapientia (o Weisheit) am 17. Dezember,
O Adonai (o mein Herr) am 18. Dezember,
O Radix Jesse (o Wurzel Jesse) am 19. Dezember,
O clavis David (o Schlüssel Davids) am 20. Dezember,
O Oriens (o Aufgang) am 21. Dezember,
O Rex gentium (o König der Völker) am 22. Dezember und
O Emmanuel (o Gott mit uns) am 23. Dezember.
Darin steckt die Erwartung der Juden auf den Messias und für die Christen die Ankunft des Herrn und die Sehnsucht auf endgültige Erlösung am Jüngsten Tag. Jede dieser sieben Anrufungen gipfelt im drängenden Ruf "komm!" und klingt mit einer Bitte aus, die das jeweilige Motiv noch einmal zusammenfasst.
Lange sind sie vergessen gewesen. Im evangelisch-lutherischen Kirchenjahr sind sie nicht vorgesehen, doch gibt es Gemeinden, die den Brauch übernommen haben. Im Gotteslob von 1975 standen noch Erläuterungen, Bilder und Andachten mit Übersetzungen zu den O-Antiphonen. Wir kennen jedoch Kirchenlieder, die aus diesen "O-Anrufungen" entstanden sind. So die Lieder "O komm, o komm, Immanel", oder "Herr, send herab uns deinen Sohn". (cr)
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