Die Vorschulkinder müssen nur noch knapp 30 Mal schlafen bis zum ersten Schultag ihres Lebens. Die Kindergärtnerin Michaela Jobst aus Schwandorf gibt Tipps zu einer wichtigen Begleiterin: der Schultüte.
ONETZ: Wie sieht das typische Schultütenbasteln in Oberpfälzer Kindergärten aus?
Michaela Jobst: Ich kann nur von meinen Erfahrungen berichten. Da war es so, dass ein Elternteil mit Kind in den Kindergarten kam, großes Tischerücken, und dann gemeinsam ungefähr eine gute Stunde die Tüte gebastelt wurde. Wichtiger Begleiter: Der Heißkleber, der hält verlässlich alles zusammen. Immer aufpassen, damit es keine Brandblasen gibt!
ONETZ: Wie haben Sie es bei Ihrer Tochter Sarah gehandhabt?
Michaela Jobst: Ich habe Kataloge mit Vorschulmaterialien daheim. Meiner allein enthält knapp 200 verschiedene Optionen. Sarah hat sie schon oft gesehen, und es war klar, dass sie eine davon aussuchen wollen würde. Ich finde den Preis dieser Vorlagen unschlagbar und auch gut, dass mit ihrer Hilfe nicht so kreative Eltern richtig schöne Schultüten gestalten können. Wir haben sie durchgesehen. Sarah hat sich die schönsten ausgesucht.
ONETZ: Mehrere? Aber nur eine wird es ...
Michaela Jobst: Ich habe ihre Vorauswahl herauskopiert und ihr immer mal wieder gezeigt. Nach und nach hat sich ein Favorit herauskristallisiert. Eine Rakete in Gelb und Orange.
ONETZ: Das ist ein ganz schöner Aufwand, könnte man einwenden. Warum ist der wichtig?
Michaela Jobst: Die Schultüte ist für die Kinder an einem der wichtigsten Tage in ihrem Leben ein richtiger Kraftquell. Sie können sie gemeinsam mit ihren Eltern gestalten, für die auch ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Können sie herzeigen, sich vorfreuen. Haben sie den ganzen Schultag über an ihrer Seite und belohnen sich mit ihr. Die meisten haben etwas Angst. Sich auf etwas zu freuen, ist gut, da geht der Tag leichter vorbei. Und sie sind stolz auf sie, im besten Fall.
ONETZ: Stolz?
Michaela Jobst: Ja klar. Das Wichtigste an einer Schultüte ist nicht, was sie gekostet hat, wie viel ihr Innenleben wert ist, sondern, ob das Kind sie selbst ausgesucht und gestaltet hat. Deshalb rate ich Eltern auch davon ab, nur eine fertige Tüte zu besorgen und fertig. Wichtig ist der Bezug, dass es nicht irgendeine, sondern die eigene ist. Und dass man sie mit jemandem angefertigt hat, der mit einem durch dick und dünn geht.
ONETZ: Wissen Sie noch, was in Ihrer Schultüte war?
Michaela Jobst: Muss mal überlegen. Stifte ..., Naschzeug, diese Schlangen in Grün und Rot ..., ein „Pixie“-Buch, ein Stofftier ... und ...
ONETZ: Immer heraus damit!
Michaela Jobst: (lacht): Glitzerstifte mit Duft!
ONETZ: Haben Sie einen Unterschied festgestellt, wie Väter und wie Mütter basteln?
Michaela Jobst: (lacht): Ich habe festgestellt, dass NUR Mütter basteln!
ONETZ: Und wo landen Schultüten nach dem ersten Schultag?
Michaela Jobst: Sie bleiben bis nach dem Schulfoto intakt, meistens. Und wandern dann oft auf einen Schrank, wo sie mitunter noch Jahre bleiben. Unsere Rakete rast regelmäßig durchs Haus, hinauf und hinunter, auf den Hof und wieder hinein.
ONETZ: Welche Vorbereitungen wurden zuvor getroffen?
Michaela Jobst: Je nach Kindergarten gibt es verschiedene Ansätze: freies Basteln – oder die Angebote von Herstellern. Da gibt es ja plakateweise Vorlagen zur Auswahl. Manche Kindergärten geben eine Handvoll Modelle vor, aus denen die Kinder dann wählen können. Das finde ich persönlich zu selektiv und vorbestimmt. Andere Kindergärten überlassen den Eltern und Kindern die freie Wahl und dann wird gemacht, worauf sie Lust haben.
Die Schultüte - ein Jahr nach dem ersten Schultag
Dem Interview wohnt Ronja bei, bald Zweitklässlerin, deren selbst gebastelte Schultüte seit einem Jahr auf dem Bücherregal thront. Sie wird spontan befragt.
Wie sieht eine Schultüte aus?
Ronja: Das ist ein rundes Dreieck, in dem etwas drin ist.
Warum bekommen Schulanfänger eine Schultüte?
Ronja: Weil wir besonders sind.
Könntest Du Dir vorstellen, dass wir Deine Schultüte aussortieren? Du bist ja jetzt eigentlich keine Anfängerin mehr und sie hat ihren Zweck erfüllt. Oder?
Ronja: Nur, wenn wir das große Pferd behalten, das ich aufgeklebt habe. Aber eigentlich will ich sie behalten. Nein, wir können sie nicht aussortieren. (mvs)
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