In der ausverkauften Mehrzweckhalle feierten die „Schrägschrauben“, dass sie bereits seit 20 Jahren mit großem Erfolg auf Deutschlands Bühnen unterwegs sind, nicht professionell, sondern so nebenbei. 1989 kamen sie bei einer Veranstaltung des DGB zum Weltfrauentag im Postkeller mit lustigen Szenen so gut an, dass sie beschlossen, ihr erstes Bühnenprogramm auf die Beine zu stellen. Das nostalgische 1970er-Outfit von Monika Helmstreit und Regina Diegel in ihren Hauptrollen als Berta und Anna mit mintgrünem Strick-Ensemble sowie Trenchcoat mit rotem Filzhut ist zum Markenzeichen geworden.
Nach wie vor tauchen die „Schrägschrauben“ tief in die Unwägbarkeiten des Alltags ein, wobei die „Herren der Schöpfung“ getreu dem Motto „Ein Mann muss schön sein, klug sind wir selber“ meist nicht gut wegkommen. Sie sprechen viel über ihre Ehemänner Micky und Friedhelm, die als Prototypen herhalten müssen. Ihren Friedhelm hatte Anna im Fasching kennen gelernt ohne zu ahnen, dass er gar keine Maske aufhatte. Als der Arzt von Friedhelm eine Probe von Blut, Urin, Stuhl und Sperma verlangte, empfahl sie ihrem Mann, doch einfach seine braune Cordhose abzugeben. Bertas Nichte Jackeline ließ sich scheiden, weil ihr Mann, von Beruf Deutschlehrer, im Bett ihre Stöhnlaute „Ja, ja“ und „Weiter“ mit „Sprich bitte in ganzen Sätzen!“ kommentierte.
Mit ihrem Jubiläumsprogramm „Best of 20 Jahre“ entfachten die „Schrägschrauben“ ein Feuerwerk der Begeisterung. In ihren Sketchen und vereinzelten Solo-Auftritten in unterschiedlichsten Rollen setzten sie ebenso sprachliche Pointen wie mit ihren schauspielerischen Talenten, wenn sie die genau beobachteten, typischen Männergesten nachahmten, ihre Hüften schwangen oder mit pailettenbesetztem Gürtel bauchtanzten. Dazu begaben sie sich schon mal ins Publikum.
Die einzelnen Textblöcke rundeten sie mit beachtlichen Gesangsbeiträgen ab, in die sie die Besucher, die begeistert mitklatschten, als Chor miteinbezogen. Einerseits wurden bekannte Melodien parodiert. Wenn sich die Kabarettistinnen über die mangelnde Pflege der Herren unterhielten, wurde „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ zu „Ein Paar neue Schuhe und zwei Paar neue Hosen“ umgetextet. Aus „Ein Bett im Kornfeld“ entstand „Ein Mann im Baumarkt“, der dort mit glänzenden Augen und mit Erotik pur seine Männlichkeit beweisen kann. Weil sie auf schöne Männer stehen, wobei sie nicht ihre beiden, sie seit 13 Jahren dezent und gekonnt begleitenden „Musiküsse“ Christian Denz an der Gitarre und Bernhard Helmstreit am Bass meinten, sangen sie statt „Weiße Rosen aus Athen“ lieber „Blonde Männer find ich schön, schwarze find ich noch viel schöner.“
Als Beitrag zum Grand Prix der Volksmusik traten sie zur Melodie „Heidi, Heidi“ im Dirndl auf mit „Trixi, Trula“ auf. Eine Bonner Prostituierte trauerte mit „Vorm Langen Eugen stand ich jeden Tag“ als Lili Marleen den Zeiten nach, als sie noch in der Hauptstadt tätig war. Und eine Witwe klärte eine passionierte Besucherin von Beerdigungen zur Melodie von „Living Next Door to Alice“ über die Todesursache ihres Mannes auf, die im Zwischenteil das Publikum mit dem Ruf „Pilze, ja es waren Pilze!“ bestätigte.
Natürlich durften die zu Evergreens gewordenen selbst komponierten Lieder der „Schrägschrauben“ nicht fehlen: das mit Wehmut vorgetragenene „Mein Mann ist krank“ über die Helden- und Leidensphase des Gatten, „Er hat die Socken an beim Tête-à-tête“, die eine Zuschauerin danach dem Bassisten auszog, das verzweifelte „Kurze Hosen, graue Socken und Sandalen meistens braun“ über die Urlaubsbekleidung der Männer oder „Ein Mann muss tun, was ein Mann halt eben tun muss“.
In einem furiosen Finale, in dem sie sich drei gestandene, talentierte Männer als Begleittänzer auf die Bühne holten, animierten Monika und Regina alle im Saal zum Mitsingen bei einem Oldie-Medley. In der zu Recht verlangten Zugabe erklang ganz zärtlich und überraschend: „Ade zur guten Nacht, jetzt ist der Schluss gemacht – ich lass mich scheiden“: passend zum Tenor des gelungenen Abends.
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