Der Familienbetrieb produziert heute tausende Hektoliter Bier pro Jahr: Mengen, von denen Gründer Lorenz Andreas Püttner nur träumen konnte, als er 1862 das Gebäude kaufte. Seine Eltern Johann und Sabine, geborene Pollinger, waren Pächter der Klosterschenke in Speinshart, wo der 1814 geborene Sohnemann - das jüngste von neun Kindern - auch sein Handwerk gelernt hatte. 1863 bereits erwarb er das Braurecht für den alten Bauernhof in Schlammersdorf. Die Original-Genehmigung ist noch in Familienbesitz: Das wertvolle Stück Geschichte ist bei der Vorbereitung auf die 200-Jahr-Feier wieder aufgetaucht.
Bereits vor dem Erwerb durch Lorenz Andreas Püttner war seit 1819 auf dem Anwesen gebraut worden. Christine Püttner hat dessen Vergangenheit genau studiert: "Der Schlossherr Freiherr von Hirschberg war der vorige Eigentümer. In den Wohnstuben wurde für ihn bereits Bier gebraut." Nach seinem Tod 1849 erbte seine Witwe Caroline das Anwesen, die es 1862 für 3900 Gulden an Püttner veräußerte.
Auf dem ebenfalls erworbenen Grund baute dieser Hopfen und Gerste an. Das Wasser stammte aus dem Schlammersdorfer Quellgebiet. "Von Logistik und Transport verstanden die Püttners damals noch nichts", lacht Johannes Püttner: "Das Bier wurde eher einzeln in Krügen direkt am Hof abgeholt."
Nachfrage nach süffigem Gerstensaft bestand schon damals: "Im Landkreis Eschenbach gab es sieben Brauereien, und wir waren die kleinste davon. Heute sind wir die einzigen, die noch da sind", erklärt Christine Püttner mit etwas Stolz. 1863 erhielt der Vorfahre außerdem eine Schankgenehmigung, so dass die Bürger direkt auf dem Hof das Bier auch trinken konnten.
Sudhaus und Pferdeställe
1887 übernahm Lorenz Andreas' Sohn Johann den Hof. Er ließ 1890 ein eigenes Sudhaus zum Brauen bauen, so dass die Wohnräume wirklich nur noch zum Wohnen da waren. Die produzierten Mengen stiegen, und so versorgte Johann Püttner mit seinem Bier auch umliegende Ortschaften. Dafür ließ er 1906 Pferdeställe bauen. "Von da an wurde das Püttner-Bier zunächst nach Menzlas, Ernstfeld, Naslitz und Voita gebracht", berichtet Christine Püttner. Ein Filterkauf ermöglichte eine erhöhte Haltbarkeit und somit längeres Lagern. Im Winter wurde der Felsenkeller mit Eis von den Seen und Weihern gefüllt, was für eine Kühlung bis weit in den Sommer hinein sorgte. Johann Püttner füllte auch erstmals das Bier in Flaschen ab - vorbei waren die Zeiten, als die Nachbarn mit eigenen Krügen Schlange standen.
Auf Johann folgte 1924 sein Sohn Johann junior. Maschinen und Strom steigerten die jährlich produzierte Menge auf 500 Hektoliter. Am Ende des Zweiten Weltkriegs hatte die Brauerei mit vielen Problemen zu kämpfen: Unter anderem wurden Transportfässer und Hefe gestohlen.
Von Beschuss verschont
Und beim Einmarsch der Amerikaner versteckten sich Wehrmachtssoldaten im Dorf. Um diese herauszulocken, wollten die GIs Schlammersdorf beschießen. Legenden ranken sich um diesen Tag: "Johann Püttner soll in einen Wagen gestiegen und mit einem weißen Tuch den Amerikanern entgegengefahren sein, um zu zeigen: Das Dorf ergibt sich", erzählt Christine Püttner. Er tat das mit Erfolg: Schlammersdorf blieb verschont. "Andere Orte hatten dieses Glück nicht", erinnert sie.
Nach dem Krieg wuchs die Brauerei stetig. Aus Pferdekutschen wurden Lastwägen, manuelle Arbeit von Maschinen und Computern übernommen. 1992 wurden 7000 Hektoliter Bier produziert. Johannes Püttner, der 2004 den Betrieb übernahm, hat sich bei allem Erfolg auch den modernen Herausforderungen zu stellen. Bürokratie und Konkurrenz von Großkonzernen machten kleinen Brauereien das Leben schwer, erläutert Christine Püttner. "Die Großen können ganz andere Mengen einkaufen, beauftragen Speditionen oder verfahren ihr Bier zugweise. Wir kümmern uns um alles selbst."
Angst vor der Zukunft hat sie dennoch keine. Mit Gastronomie und einem Gästehaus hat sich die Familie ein zweites Standbein geschaffen. Und die nächste Generation macht sich schon fit für den Betrieb: Der Sohn lernt das Handwerk des Bierbrauens. "Denn das ist es trotz aller Digitalisierung immer noch: ein Handwerk, eine Kunst", betont Johannes Püttner. Der Sohn will auch wieder selbst Gerste anbauen.
Die Püttners haben ihren Markt gefunden: "Wir sind regional, arbeiten ressourcenschonend." Kürzlich haben sie ein Elektroauto angeschafft und eine neue Abfüllanlage bekommen. "Aber zu technisch soll der Betrieb gar nicht werden", erklärt Christine Püttner: "Wir sind und bleiben ein Familienbetrieb."
Concessions-Urkunde
„Durch diesamtlichen rechtskräftigen Beschluss ddo. 22. September 1862 wurde dem ansässigen Bräumeister Andreas Pittner zu Schlammersdorf eine Bräugerechtsame in persönlicher Eigenschaft verliehen, dessen amtliche Bestätigung ihm durch gegenwärtige Urkunde zu seiner Legitimation und zur ungehinderten Ausübung derselben ausgehändigt wird.
Eschenbach, am 9. Januar 1863.
königliches Bezirksamt
Eschenbach“.
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