Schmidmühlen
04.03.2021 - 09:17 Uhr

Eiserne Brücke bereitet Schmidmühlen Kopfzerbrechen

Schmidmühlen dürfte wohl die brückenreichste Gemeinde im gesamten Landkreis sein. Diese Fülle bereitet nicht unbedingt große Freude. Vor allem die älteste von ihnen, die Eiserne Brücke, ist ein Sorgenkind.

Die Eiserne Brücke in Schmidmühlen ist wegen ihres maroden Zustands seit Monaten gesperrt. Ab März soll sie nun repariert werden. Langfristig wird der Marktrat jedoch eine "große Lösung" finden müssen. Bild: pop
Die Eiserne Brücke in Schmidmühlen ist wegen ihres maroden Zustands seit Monaten gesperrt. Ab März soll sie nun repariert werden. Langfristig wird der Marktrat jedoch eine "große Lösung" finden müssen.

"Über sieben Brücken musst du gehen ...“ – wer kennt ihn nicht, den Song der DDR-Band Karat aus dem Jahr 1978. Man könnte fast meinen, der Text wäre speziell für den Markt Schmidmühlen geschrieben worden, denn dessen Reichtum an großen und kleinen Brücken und Stegen ist im Landkreis Amberg-Sulzbach wohl einzigartig. In Schmidmühlen gilt: Über viele Brücken und Stege kannst du gehen.

Der Marktflecken im Süden des Landkreises liegt am Zusammenfluss von Vils und Lauterach. Das allein wäre noch nicht zwingend ein Grund für diese viele Brücken. Vielmehr wurde der alte Ortskern von Schmidmühlen auf einer Insel gegründet, eingerahmt von zwei Lauterach-Armen. Und dieses Zentrum ist nun einmal nur über Brücken zu erreichen. Kommt man über das Vilstal nach Schmidmühlen, gilt es, zuerst einmal die Vils zu überqueren.

Allein fünf Brücken führen in der Gemeinde Schmidmühlen über die Vils, sie sind zu finden in Harschhof, Emhof, Pettenhof und zweimal in Schmidmühlen. Über die Lauterach gibt es gleich zweimal Brücken im Doppelpack: bei der Poststraße und der Hauptstraße. Zwei Brücken – die Hammerbrücke und die Friedhofbrücke (Doppelbogenbrücke) – führen über den rechten Lauterach-Arm.

Wer nun der Meinung ist, das wären genug Übergänge, der sieht sich getäuscht. Im Zuge der Hochwasserfreilegung kamen und kommen noch einige Schutzbauten mit einer Brückenfunktion hinzu. Hier sei nur an den Hochwasserverschluss im Bereich des Oberen Schlosses, an das Klappenwehr im Hammer, an das derzeit im Bau befindliche Multifunktionsgebäude (Hochwasserverschluss und Schöpfwerk) sowie an die Spannbetonbrücke über die Flutmulde erinnert. Über jedes dieser Schutzbauwerke führt eine Brücke. Hinzu kommen noch kleinere Bauten über den Hammerbach. Und seit letztem Jahr gibt es noch den Steg zum Hammerschloss. So führ fast 20 Brücken und Stege über Vils und Lauterach und über die Flutmulde.

Ein Blick zurück in die vergangenen 50 Jahre zeigt, dass diese vielen Brücken dem eh schmalen Gemeindesäckel viel abverlangt haben. Die erste große Vilsbrücke wurde vor 1900 gebaut – letzte Fundamentreste in Form von Eichenpfählen kamen im Zuge der Hochwasserfreilegung zum Vorschein. Die Brücke, die darauf ruhte und die in Schmidmühlen besser bekannt ist als Eiserne Brücke, wurde 1910 nach einer Beschädigung des Fundaments durch das Jahrhunderthochwasser von 1909 mit Hilfe von Flaschenzügen zu ihrem jetzigen Standort gezogen.

Bis 1978 war die Eiserne Brücke die einzige Zufahrt nach Schmidmühlen und in das Lauterachtal. Der gesamte Schwerlast- und Militärverkehr zwängte sich über diese Brücke und durch den Ortskern oder den Brunnlett. Und genau dieses Bauwerk ist es, das der Gemeindeverwaltung und dem Marktrat derzeit großes Kopfzerbrechen bereitet. Die Brücke, die in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gründlich saniert wurde, ist nun seit fast einem Jahr gesperrt. Und dies aus gutem Grund, wie der Marktrat und Zimmerermeister Richard Fischer, zugleich auch Sprecher des örtlichen Bauausschusses, weiß.

Bei der Eisernen Brücke handelt es sich um eine Fachwerkbrücke, bei der die beiden seitlichen großen Fachwerkträger das Haupttragwerk der Brücke bilden und die unten eingebauten Träger nur Nebenträger sind. Laut Richard Fischer besteht das hier vorliegende Fachwerk aus einem Untergurt (unten waagerecht), einem geraden Obergurt (oben waagerecht) und zwei schrägen Obergurten außen sowie Diagonalen. Der Untergurt ist zugbelastet und verhindert das Auseinanderbrechen der Konstruktion. Die Obergurte sind druckbelastet und werden vom Untergurt zusammengehalten. Die Diagonalen haben je nach Anordnung unterschiedliche Belastungen.

Das Problem ist: Am nördlichen Fachwerkträger ist der Untergurt komplett durchgerostet. Lediglich die untergeordneten Windverbandsstreben verhindern das Auseinanderbrechen der kompletten Konstruktion. Diese haben aber die Aufgabe der Windaussteifung und sind selbst ebenfalls schon stark geschädigt. Durch die asymmetrische, ungeplante Lasteinleitung ist der durchgerostete Untergurt schon nach außen verdreht. Das könnte kritisch werden, weshalb die jetzige Sperrung notwendig ist, um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten.

Der Grund dafür, warum die Reparatur so lange dauert, weiß der Sprecher des Bauausschusses zu nennen: Bei dieser alten Brücke wurde eine alte Stahlsorte verbaut, die nicht geschweißt und überhaupt nur von sehr spezialisierten Firmen bearbeitet werden kann. Darin sieht auch Bürgermeister Peter Braun das Problem. "Auf lange Sicht werden Reparaturen noch sehr, sehr teuer werden oder gar nicht mehr durchführbar sein", macht er klar. Irgendwann in den kommenden Jahren werde deshalb eine Grundsatzentscheidung über diese Brücke anstehen. Nächster Schritt aber ist die Reparatur der Brücke, die nach derzeitiger Planung Mitte März beginnen soll. Die Kosten werden sich auf etwa 10 000 Euro belaufen. Währenddessen läuft der gesamte Verkehr ins Lauterachtal über die Vilsbrücke, die im Zuge der sogenannten (Teil-)Ortsumgehung 1978 errichtet wurde und damals eine deutliche Entlastung für den Ort brachte.

Schmidmühlen08.06.2020
Am nördlichen Fachwerkträger der Eisernen Brücke ist der Untergurt komplett durchgerostet. Bild: pop
Am nördlichen Fachwerkträger der Eisernen Brücke ist der Untergurt komplett durchgerostet.
Selbst für Laien ist der Schaden zu erkennen. Bild: pop
Selbst für Laien ist der Schaden zu erkennen.
 
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