Wie soll dem Kriegsende und den Todesmärschen von KZ-Häftlingen durch das Lauterachtal zum 75. Jahrestag passend gedacht werden? Ein Vorschlag hat nun konkrete Züge angenommen.
Die Todesmärsche wieder ins Gedächtnis zu rufen – in Form von Fußspuren. Diese Idee wurde zu Beginn des Jahres geboren. Zimmerermeister Richard Fischer hat sie umgesetzt und Schalungen für Fußspuren entwickelt. Jugendliche und Vereinsvertreter haben nun begonnen, erste Fußspuren mit Beton zu füllen. Zur Gestaltung der Erinnerungsstätte werden alle Vereine eingeladen. Der Vorsitzende des Trachtenvereins, Markus Mehringer, hatte die „technische und handwerkliche“ Leitung des Arbeitseinsatzes.
Bevor es bei dem Treffen an das Gestalten der Fußabdrücke ging, ließ Ortsheimatpfleger und Kulturbeauftragter Josef Popp den Blick zurückschweifen und brachte den Jugendlichen den historischen Hintergrund näher. Schließlich sollte es nicht nur ein Arbeitseinsatz werden, sondern den Jugendlichen sollte auch die Symbolik bewusst werden.
Am 3. und 4. April 1945 zogen rund 1100 Menschen in drei Marschkolonnen von Hohenburg durch den Markt Schmidmühlen. Sie kamen über Hersbruck das Lauterachtal herunter. Auf einer Wiese, nahe dem Friedhof, wurde Halt gemacht. Diesen Platz erachteten die Führer als geeignet, zumal hier auch die Lauterach vorbei fließt. Umgehend bezogen Mannschaften Stellung, um die Gefangenen zu bewachen. Der Bevölkerung selbst war die Kontaktaufnahme verboten. Die ersten beiden Marschgruppen mit etwa 1000 Männern zogen im Vilstal weiter in Richtung Kallmünz, der letzte Zug mit 227 abgemagerten und ausgemergelten Menschen blieb in der Lauterachtalgemeinde zurück. In der Nacht ereignete sich für die zurückgebliebenen Häftlinge eine Katastrophe: Es setzte starker Regen ein. Ein Teil der Häftlinge suchte Schutz vor Kälte und Nässe in einem Schuppen. Doch der Ort war der Menge nicht gewachsen: Das Gebälk brach zusammen und stürzte auf die am Boden liegenden Häftlinge. Ein Teil der ums Leben gekommenen Häftlinge, so kann man es in der Chronik des Marktes nachlesen, wurde auf dem Friedhof, und ein Teil auf der Wiese in der Nähe der Feldscheune beerdigt – später exhumiert.
Dritter Bürgermeister Mathias Huger dankte den Initiatoren, Helfern und beteiligten Vereinen beim Füllen der Fußspuren für ihr Engagement. Zur Heimatgeschichte gehörten nicht nur prächtige Feste, sondern manchmal auch Ereignisse, deren Erinnern „weh tut“.
Neben einem Gedenkakt im Friedhof wird man entlang des Lauterachtalwegs die Fußspuren setzen. Zudem ist geplant, in Schmidmühlen eine kleinere Erinnerungsstätte zu gestalten. Die Örtlichkeit besprach der Kulturausschuss unter der Leitung von zweiten Bürgermeister Martin Bauer in seiner jüngsten Sitzung und stimmte sie mit dem Bauhof ab. Die Planungen laufen jetzt konkret weiter, die Umsetzung hat begonnen.
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