Schmidmühlen
28.02.2025 - 16:15 Uhr

Am gschmalznen Freitag sind in Schmidmühlen die Hexen los

Das ist Rekord: 86 Hexen treiben am gschmalznen Freitag in Schmidmühlen ihr Unwesen. Ins Leben gerufen wurde der Zug der Hexen wohl auch als Gegenstück zum Fischzug der Männer am Aschermittwoch.

Eine besondere Faschingstradition wird in Schmidmühlen bereits seit 1969 gepflegt: der Hexenfreitag am gschmalznen Freitag. Dann ziehen die Damen als Hexen verkleidet durch den Ort. Der Zuspruch war auch heuer am Freitag vor dem Faschingswochenende ungebrochen.

Der Treffpunkt brauchte nicht groß angekündigt werden. Aus allen Himmelsrichtungen fanden sich die Hexen zusammen. 86 verkleidete Damen trafen sich "um Oans“, also um 13 Uhr, und machten sich vom Zöllist in der Langbruck, so der Name der unteren Hauptstraße im Urkataster, aus auf den Weg durch den Markt, um auch heuer diesem Brauchtum zu frönen.

Seit weit mehr als einem Jahrzehnt ist Florian Gröninger, bekannt als Tuba-Spieler der Brettl-Spitzen, der einzige Mann, der den Hexen-Zug durch den Markt mit seiner Diatonischen Harmonie begleiten darf.

Fantasievoll und auch ein wenig extravagant waren auch in diesem Jahr die Kostümierungen – mit Spitzhut, weitem Rock und drei Pullovern drunter, weil man ja nicht weiß, wie das Wetter wird. Grell- bis giftgrün geschminkt sind die Damen mit schwarzen Zähnen im Mund. Viele haben auch einen Reiserbesen dabei. Das alles reicht schon, um sich bei den Männern den nötigen Respekt zu verschaffen.

Die Verhaltensregeln brauchte Ober-Hexe Martina Wiesner nicht groß zu erläutern, ehe es zu Fuß durch den Markt ging. Für die Hexen war es ein scheinbar leichtes Spiel, auf dem recht holprigen Katzbuckelpflaster einen eleganten Tanz hinzulegen, als würden sie beim Espach übers Tanzparkett schweben. Unvermittelt zeigen sie aber immer wieder einem widerspenstigen Mannsbild, wo der Bartl den Most holt.

"So alt wie der Fischzug ist der Hexenzug nicht, aber doch genau so schön", schwärmt Ober-Hexe Martina Wiesner. „Bei uns darf man immer fröhlich sein, es wird gesungen und getanzt, was alles bei den Männern beim Fischzug verboten ist", hebt sie hervor. Die Hexenroute ist seit Jahrzehnten gleich, nur die Einkehrstationen haben sich verändert, weil das eine oder andere Wirthaus nicht mehr existiert.

Spät am Abend lodern dann am Hammerplatz nahe dem Kirwabaum-Loch die Flammen aus ein paar Strohballen, sie symbolisieren die Winterverbrennung und gelten als Zeichen der Hoffnung. Die Frauen singen „Wahre Freundschaft“ und andere Heimatlieder in der Hoffnung, dass bald das Frühjahr kommt.

Vom gschmalznen Freitag spricht man deswegen, weil im frühen vorigen Jahrhundert in den Dörfern an diesem Tag zum letzten Mal vor der Fastenzeit traditionelles Schmalzgebäck aufgetischt worden ist. Kücheln, Quarkringe, Hasenohren, Baunzerl, Zwetschen-Pavesen, Kipfala, Krapfen und dergleichen wurden in den letzten Faschingstagen gebacken. Hier spannt sich auch der Bogen zum Fischzug, denn dann musste früher auch das Bier zusammengetrunken werden, um einem neuen Sud Platz zu machen.

 
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