Schmidmühlen
26.10.2023 - 10:51 Uhr

Im Schmidmühlener Hammerschloss Ausstellung über das Klöppeln

Bereits zum zweiten Mal ist Schmidmühlen Treffpunkt für die Liebhaber einer traditionsreichen Handarbeitstechnik, dem Klöppeln. Die Ausstellung im Hammerschloss ist gut besucht.

Konzipiert hat die Klöppel-Ausstellung im Schmidmühlener Hammerschloss wie bereits die Schau von vor zwei Jahren Galina Tihonova, die auch Autorin des Buchs „Russische Bändertechnik – Spitze mit russischer Seele“ ist. Das Prädikat „spitze“ gilt auch für die ausgestellten Stücke, denn die waren vom Feinsten. Die Besucher kamen nicht nur aus ganz Bayern, sondern reisten sogar aus dem Erzgebirge in die Oberpfalz. Klöppeln – in Schmidmühlen ist dies nicht neu, denn in der Lauterachtalgemeinde fanden über viele Jahre hinweg regelmäßig gut besuchte Klöppelkurse statt.

In Schmidmühlen bot die Ausstellung nun die Möglichkeit, mehr über die traditionelle Handarbeit des Klöppelns zu erfahren. Das Motto lautete „Tierisch spritzige Hilfe für den Nürnberger Zoo“, denn der Reinerlös des Verkaufs von Exponaten kommt dem Nürnberger Zoo zugute. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich kleine Klöppel-Gemeinden wie in Schmidmühlen gebildet, in denen nicht nur privat die alte Handwerkstechnik gepflegt, sondern diese in Kursen oder mit Schauklöppeln einer breiten Öffentlichkeit nahe gebracht wird. Tischdeckchen, Fensterbilder, Anhänger für den Osterstrauch oder Weihnachtsbäume, Schmuck oder Kleidung: Alles kann man klöppeln.

Beeindruckt zeigte sich bei der Eröffnung der Ausstellung stellvertretender Bürgermeister Martin Bauer, der betonte, dass für diese alte Handarbeitskunst das alt-ehrwürdige Hammerschloss der richtige Ort sei. Bauer dankte vor allem Galina Tihonova für ihre Arbeit. Beim Versuch, etwas Kunstvolles zu klöppeln, scheiterte er aber. Anders die Klöppelprofis: Sie präsentierten wahre Kunstwerke.

Klöppeln hat eine lange Geschichte. Die ersten Nachweise für das Klöppeln sind Musterbücher aus dem Italien des 16. Jahrhunderts. Klöppelspitzen entstanden, weil man den Rändern von Kleidungsstücken eine feste und zugleich dekorative Kante geben wollte. Lose Fransen wurden so in dekorative Abschlüsse von Kleidung vor allem der reichen Menschen umgestaltet. Vermutlich um die Herstellung zu vereinfachen, entstand die Idee, diese Flechtwerke unabhängig von Kleidungsstücken zu gestalten: Die ersten Klöppelspitzen wurden gefertigt. Was in früheren Jahrhunderten nur mit Händen und Klöppeln möglich war, bekam im Laufe des 19. Jahrhunderts Konkurrenz durch Maschinen, die Textilien in Klöppeltechnik herstellen konnten.

Von Maschineneinsatz sind die in Schmidmühlen vertretenen Klöpplerinnen weit entfernt. Mit viel Liebe zum Detail fertigen die Mitglieder des Fränkischen Klöppelverbandes, der die Ausstellung organisiert hat, ihre Stücke – vielfältig und kreativ. Vor zehn Jahren gegründet, feiert der Verband damit auch sein Jubiläum . Unterstützt wurde die Ausstellung von der Marktgemeinde Schmidmühlen.

Hintergrund:

Das Klöppeln

  • Die Anfertigung einer Handklöppelspitze beruht auf einem systematischen Wechsel von Verdrehen, Verkreuzen, Verknüpfen oder Verschlingen von Fäden im Mehrfachsystem.
  • Die Basis für das Anfertigen einer „echten Spitze“ bildet eine Mustervorlage, der Klöppelbrief, der auch im Urheberrecht enthalten ist. Doch man kann auch frei nach seiner Phantasie ein Muster klöppeln.
  • Die Komplexität des Musters macht unterschiedlich viele Klöppeln erforderlich. Mindestens sind es vier, die paarweise an einem Klöppelkissen befestigt sind. Je nach Muster und Klöppeltechnik kann die Anzahl der verwendeten Klöppel weit über hundert Klöppeln betragen.
 
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