Schnaittenbach
23.08.2019 - 10:22 Uhr

130 Jahre Schnaittenbacher Kindergarten: Eine wechselvolle Geschichte

Der Schnaittenbacher Kindergarten, damals Kleinkinderbewahranstalt genannt, ist 130 Jahre alt. Dieser runde Geburtstag ist Anlass, einen Blick in die Geschichte dieser Einrichtung in den zurückliegenden 13 Jahrzehnten zu werfen.

Der erste richtige Kindergarten in der Pfarrer-Meiler-Straße in Schnaittenbach hat dort von 1917 bis 1957, also 40 Jahre lang, Bestand, bevor er durch einen Neubau in der Dr.-Carl-Eibes-Straße ersetzt wird. Bild: sh
Der erste richtige Kindergarten in der Pfarrer-Meiler-Straße in Schnaittenbach hat dort von 1917 bis 1957, also 40 Jahre lang, Bestand, bevor er durch einen Neubau in der Dr.-Carl-Eibes-Straße ersetzt wird.
Als erster Kindergarten in Schnaittenbach gilt die damalige Kleinkinderbewahranstalt (linkes Gebäude) im städtischen Gebäude an der Ecke Hauptstraße/Pfarrer-Meiler-Straße. Bild: sh
Als erster Kindergarten in Schnaittenbach gilt die damalige Kleinkinderbewahranstalt (linkes Gebäude) im städtischen Gebäude an der Ecke Hauptstraße/Pfarrer-Meiler-Straße.

Die Schnaittenbacher verdanken ihren Kindergarten dem Orden der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau und dem von 1885 bis 1894 in der Pfarrei wirkenden Pfarrer Andreas Wittmann. Am 8. November 1888 kamen die Schulschwestern nach Schnaittenbach, übernahmen gleich die Mädchenschule und gründeten im ehemaligen Schreyerischen Haus an der Ecke Hauptstraße/Pfarrer-Meiler-Straße, dem jetzigen Stadtanwesen Hauptstraße 8, das erste Kloster.

Bereits ein halbes Jahr später eröffneten sie in einem Zimmer der damaligen Mädchenschule im Haus Nummer 42 die erste Kleinkidnerbewahranstalt, die von Schwester M. Ursula Schrott geleitet wurde. Sie betreute damals ungefähr 20 Mädchen und 10 Buben. Im September 1913 ging die Leitung der Einrichtung auf Schwester M. Anthima Stahl über. Da die Kinderzahl im Laufe der Zeit auf 95 anstieg war, traten Raumprobleme auf. Nachdem kein geeignetes Gebäude im Ortsmittelpunkt vorhanden war, reifte seitens der Pfarrei notgedrungen der Gedanke, eine größere Kleinkinderbewahranstalt zu bauen.

Pfarrer Peter Meiler, von 1909 bis 1921 in Schnaittenbach tätig, spendierte 4000 Mark aus eigener Tasche und scheute keine Mühe und Arbeit, um das Vorhaben zu realisieren. Nachdem auch der Fabrikant der Firma Kick, Kommerzienrat Johann Eduard Rasel, 6000 Mark zur Verfügung stellte, war der finanzielle Grundstock für den Neubau in der damaligen Bojergasse, jetzt Pfarrer-Meiler-Straße, gelegt, zumal man auch das an das Kloster angrenzende Grundstück als Bauplatz erwerben konnte und man von der Gemeinde Schnaittenbach das anschließende Feuerhaus als Geschenk erhielt. Bald darauf, am 17. Oktober 1917, dem Rosenkranzfest, konnten Pfarrei und Gemeinde die Einweihung des neuen Kindergartens feiern.

Nach Abberufung von Schulschwester M. Anthima Stahl, die 17 Jahre lang in Schnaittenbach wirkte, übernahm Schwester M. Friedberta Scharl am 26. September 1930 die Kindergartenleitung, wobei ihr Schwestern M. Indes Letsch von 1937 bis 1938 und Attalas Brandl von 1938 bis 1942 zur Unterstützung zugewiesen wurden. 1937 wurden auf Anordnung der nationalsozialistischen Regierung alle klösterlichen Lehrkräfte aus dem Schuldienst genommen, weshalb die Schulschwestern am 1. Oktober 1942 nach Ankündigung des damaligen Bürgermeisters Albert Bauer und des Ortsgruppenleiters die Kindergartenbetreuung abgeben musten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Armen Schulschwestern am 1. Oktober 1945 wieder als Lehrkräfte an den Schulen eingesetzt und auch der Schnaittenbacher Kindergarten nach Absprache zwischen dem damaligen Landrat Martin Winkler und dem Mutterhaus am 18. Juni 1945 unter Leitung von Schwester M. Friedberta Scharl wieder eröffnet. Im Landkreis Amberg war der Schnaittenbacher Kindergarten der erste, der die Arbeit wieder aufnahm.

Die Freude in der Bevölkerung darüber war riesengroß. So kamen an diesem Tag etwa 130 Kleinkinder an der Hand ihrer Mütter in den Hort. Weil der Saal für diese große Kinderschar zu klein war, stellte Bürgermeister Johann Nagler ein zweites Zimmer im Schulhaus zur Verfügung. 40 Jahre lang tat der Kindergarten in der Pfarrer-Meiler-Straße seinen Dienst, dann wurden die vorhandenen Räume zu klein. Deshalb machte sich Pfarrer Simon Utz, auch Baupfarrer von St. Vitus genannt, an den Kindergartenneubau in der Dr.-Carl-Eibes-Straße neben dem Schwesternhaus. Nach fast zweijähriger Bauzeit wurde der neue Kindergarten der katholischen Kirchenstiftung am 25. August 1957 durch Domkapitular Kuffner aus Regensburg eingeweiht.

Etwa 40 Kinder fanden hier eine neue und moderne Betreuungsstätte. Im September 1969 ging die Ära der allseits beliebten Kindergartenschwester Friedberta Scharl zu Ende. Nach fast 40-jährigem segensreichen Wirkens übergab sie im Alter von 70 Jahren die Leitung an Schwester Theresia (Edmunda) Rottenwöhrer. Schwester Friedberta verstarb 1974 im Alter von fast 76 Jahren und fand ihre letzte Ruhestätte im Schwesterngrab im Schnaittenbacher Friedhof. Für ihr unermüdliches und uneigennütziges Wirken wurde sie vom Stadtrat mit der Bürgermedaille in Silber geehrt.

Die 1972 eingeführten Kleingruppen machten es erforderlich, den Caritas-Kindergarten umzubauen und zu erweitern. Die nun viergruppige Einrichtung wurde durch Pfarrer Josef Kett im Oktober 1972 eröffnet und im Juli 1973 kirchlich geweiht. Im Juni 1989 feierte der Kinderhort unter Pfarrer Josef Gebhardt seinen 100. Geburtstag und beschenkte sich dabei selbst mit dem neuen Namen Kindergarten St. Marien. 1991 übernahm Schwester M. Rosa Gillig von Schwester Theresia Rottenwöhrer, die 22 Jahre in Schnaittenbach wirkte, die Leitung. Im August 2000 ging die Ära der Armen Achulschwestern zu Ende. Die letzten drei Ordensfrauen, darunter auch die Rosa Gillig, wurden abgezogen und die Türen des Klosters an der Dr.-Carl-Eibes-Straße für immer geschlossen.

Am 1957 erbauten Kindergarten nagte der Zahn der Zeit. Er erfüllte keineswegs mehr die gesetzlichen Erfordernisse und war zudem in einem miserablen baulichen Zustand. Deshalb wurde das Gebäude abgerissen und durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt, der vor zehn Jahren seiner Bestimmung übergeben wurde.

Aufgrund der steigenden Kinderzahlen wurde ein zweiter Hort notwendig. Der Kindergarten St. Vitus am Forst wurde 1995 eingeweiht und steht unter der Trägerschaft der Stadt. Ein Jahr später, im November 1996, kam ein weiterer Kindergarten hinzu, St. Margareta in Kemnath am Buchberg, der unter kirchlicher Trägerschaft steht. In diesen Kindergärten samt Krippe werden derzeit insgesamt rund 135 Kinder betreut.

 
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