Auch wenn das Stück, das die Freilichtbühne am Buchberg heuer spielt, aus der Feder von Ludwig Thoma stammt, so hat es doch gar nichts mit den berühmten Lausbubengeschichten gemein. Vielmehr gewährt das Drama einen Einblick in die Härten des bäuerlichen Lebens. Die Schnaittenbacher Buchbergbühne nimmt die Zuschauer mit ins Jahr 1909. Der Wittiber – hochdeutsch der Witwer – ist der Schormayer-Bauer. Auf der Freilichtbühne am Buchberg haben die Schnaittenbacher sowohl seinen Hof als auch das Dorfwirtshaus nachgestellt. Vom ersten Bild an, dem Leichtrunk für die Bäuerin, werden die Zuschauer sowohl von der Bühne als auch von den Akteuren ins Stück hineingezogen.
Das Drama spitzt sich zu
Das Publikum kann sich den ständigen Auseinandersetzungen des Vaters mit seinen Kindern nicht entziehen, die sich im Verlauf des Stückes immer weiter zuspitzen. Da ist der Streit mit der Tochter, die den Vater bei seinem folgenschweren Techtelmechtel mit der Magd erwischt – und dieser fortan, in Angst um das eigene Erbe, das Leben schwermacht, aber auch mit Vorhaltungen an den Vater nicht spart. Und dann ist da der Sohn, der darauf wartet, sein Erbe antreten zu dürfen.
Regisseur Stefan Reindl spielt selbst die Hauptrolle. Er verkörpert den Wittiber so erschreckend realistisch, dass dem Publikum der Atem stockt. Sein Gegenpart ist Max Nagler, der den Sohn Lenz spielt. Teresa Reindl gibt die Tochter Ursula. Die eigentliche tragische Figur am Hof ist jedoch die Magd Zenzi (Kati Nagler). Die Genannten, aber auch der Rest der wohlausgewählten Besetzung wissen in ihren Rollen zu überzeugen. Dazu trägt auch die musikalische Umrahmung des Stücks genauso wie die authentische Ausstattung der Schauspieler bei.
Atemlose Stille
Anders als in den gängigen Bauerntheatern wird bei diesem Stück am Ende gar nichts gut: Es gibt kein Happy End. Und auch, wenn es den einen oder anderen Lacher gibt, so ist das Stück durch und durch tragisch. Zum Schluss hin ist es so ruhig, dass man die Käuze am Buchberg rufen hört. So braucht das Publikum am Ende auch die Länge eines tiefen Atemzuges, bevor es dem Ensemble den verdienten, langanhaltenden Applaus gewährt.
Man muss es sich trauen, dieses Stück auf die Bühne zu bringen. Und man muss es können. Die Schnaittenbacher haben beides bewiesen.
Es gibt noch Karten und sechs Aufführungen
- Die Buchbergbühne spielt „Der Wittiber“ noch sechsmal.
- Es gibt noch Karten (www.buchbergbuehne.de, 17 Euro).
- Weitere Aufführungen: Freitag, 26. Mai, 20 Uhr; Samstag, 27. Mai, 20 Uhr, Montag, 29. Mai (Pfingstmontag), 18 Uhr; Freitag, 2. Juni, 20 Uhr; Samstag, 3. Juni, 20 Uhr, und Sonntag, 4. Juni, 20 Uhr.
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