Kabarettistin Claudia Pichler hat im Schnaittenbacher Vitusheim Station gemacht. Das Publikum amüsierte sich fast zwei Stunden fantastisch über die charmante Münchnerin und sparte nicht mit Applaus. „Feierabend“ ist ihr drittes Soloprogramm überschrieben. Darin geht es um die Erfahrungen von Influencerinnen oder den Perfektionismus von Helikoptereltern. Sie schaut sich ihre Zeitgenossen genau an und pointiert ihr Gehabe.
Die Füße statt das "Face"
Dass sie sich als Dialektpreisträgerin mit Sprachen auseinandersetzt, gehört dazu. Dass eine Nichtbayerin „schatz i“ (schätze ich) irrtümlich als einen lieben Kosenamen interpretiert und entsprechende Erwartungen hat, führte sie dem Publikum genussvoll vor. Sie frage sich, warum es noch nicht vorgekommen sei, dass in einem Oberpfälzer Tattoo-Studio versehentlich anstelle des Fußes das Gesicht verziert wurde, wo doch der Ausdruck für Füße fast so klingt wie der englische Begriff für das Gesicht. Aber auch mit den Anglizismen beschäftigte sich die Kabarettistin und stellte fest, dass für Onlinedating ein Sprachkurs erforderlich sei, da man sonst wegen Begriffen wie Ghosting, Lovebombing, Gaslightning, Orbiting oder Zombieing nicht mehr wisse, was gemeint ist.
Politik blieb außen vor
Herzhaft lachen konnte das Publikum über die Herausforderungen der Großstädter, einen Schienenersatzverkehr per Bus zu bewältigen, wohl auch deshalb, weil solche Problemchen der Landbevölkerung zum Teil fremd sind. Sogar der örtliche Sportverein bekam sein Fett weg, weil dessen Anhänger kaum im Publikum vertreten waren, „Die feiern anscheinend immer noch den Aufstieg in die Bezirksliga“, war Pichlers Erklärung. Die Münchnerin eroberte die Herzen des Publikums im Sturm, und bewies mit ihrem Programm "Feierabend", dass Kabarett nicht immer politisch sein muss, um anzukommen.
Claudia Pichler ist 38 Jahre alt, sie wuchs im Münchner Stadtteil Aubing auf. Sie hat Neuere deutsche Literatur, Psychologie und Politik an der Ludwigs-Maximilians-Universität studiert und leitete zwei Jahre das Fraunhofer Theater. Pichler hat eine Nähe zu Gerhard Polt und der Biermösl Blosn. Sie promovierte zum Thema "Fremdheit bei Gerhard Polt" und ist Mitarbeiterin in der Agentur Well. Seit 2019 steht sie selbst auf der Bühne.
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