Schnaittenbach
10.02.2025 - 11:41 Uhr

Im Schnaittenbacher Vitusheim ziehen Bordell und Striplokal ein

Die Theatergruppe der Kolpingsfamilie Schnaittenbach macht das Vitusheim zum Rotlichtviertel mit allem, was dazu gehört – äußerst gewagt für eine katholische Organisation.

Das Theaterstück „Der fast keusche Josef“ aus der Feder von Cornelia Willinger, das die Kolpingsfamilie Schnaittenbach zeigt, bleibt in allen Szenen jugendfrei. So dürfen sich Kinder und Erwachsene gleichermaßen köstlich über den umtriebigen Rotlicht-König Wolfgang Josef Raublinger amüsieren.

Matthias Lautenschlager brilliert als Rotlichtbaron, dessen Leben von Alkohol und Frauen dominiert wird, aber im Laufe des Stücks eine Wandlung zum Möchtegern-Heiligen durchmacht. Ein Herzinfarkt hätte ihm beinahe das Leben gekostet. Keineswegs lässt ihn dieser Schuss vor den Bug aber umdenken, wo es doch gerade so blendend läuft in seinen Spielhöllen, Striplokalen und Bordellen, die er mit strenger Hand führt. Einen Gutshof samt Gestüt hat er sich zudem auch noch ergaunert. Das Anwesen dient ihm als Schaltzentrale, Videoüberwachung all seiner Lokale inklusive. Seine rechte Hand ist die Bordellchefin „Die Madame“, aufreizend gespielt von Sylvia König, sie hält ihn auf dem Laufenden und liefert brav die Einnahmen ab.

Katja Meier gibt die verzweifelnde Schwester Anna, die alles daran setzt, den vom Weg abgekommenen Bruder wieder zu bekehren. Dies scheint nicht einmal im Ansatz zu fruchten, und auch der geistliche Beistand Pater Fidelis beißt bei dem Sünder auf Granit. Angewidert von der Lasterhöhle, sucht er das Weite.

Ein Auge hat Raublinger auf Maria geworfen, die heimat- und mittellose Tochter des geprellten Vorbesitzers des Gestüts, die von Marina Perlinger trefflich in Szene gesetzt wird. Deren abgrundtiefe Abneigung gegen den neuen Hausherrn ist von Anfang an spürbar, vor allem weil er ihre Lieblingsstute „Bella Donna“ malträtiert und sogar mit dem Pferdemetzger droht. Doch genau dieses Pferd bringt mit einem Huftritt gegen den Kopf das zustande, was Anna und Pater Fidelis nicht gelingen wollte.

Als die schwere Gehirnerschütterung langsam abklingt, kommt der fromme Kern immer mehr zum Vorschein. Heiligenbilder und Altar zieren fortan die ehemalige Rotlicht-Zentrale, und intensiv bereitet sich Raublinger aufs Theologiestudium vor. Den Vatikan hat er sich als Ziel vorgenommen. Seine Entwicklung nimmt Züge an, die keinem seiner Zeitgenossen mehr geheuer sind.

Seinen Reichtum überschreibt Raublinger dem Kloster. Pater Fidelis arrangiert sich nach und nach mit dem plötzlichen Reichtum und allem, was dazugehört. Peter Kraus, der den Geistlichen verkörpert, hat auch keine Probleme, diese Wandlung herauszukehren. Rosalie und Vitus Maier durften wieder als Dorfkinder mit dabei sein und Bühnenluft schnuppern.

„Der fast keusche Josef” ist ein kurzweiliger und vergnüglicher Abend, der das Publikum zum Lachen bringt. Regisseur Jürgen Meier hat das Stück mit seiner Truppe mit viel Charme und Humor umgesetzt. Wer wissen will, ob die Wandlung des Wolfgang Josef Raublinger anhält oder es doch noch zum Happy End für alle kommt, besucht eine der weiteren Aufführungen im Schnaittenbacher Vitusheim: am Freitag und Samstag, 14/15. Februar, jeweils um 20 Uhr, sowie am Sonntag, 16. Februar, um 19 Uhr .

 
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