Wann und von wem der Chor gegründet wurde, lässt sich wegen unzulänglicher chronologischer Aufzeichnungen nicht mehr hundertprozentig feststellen. Ursprünglich ging man vom Gründungsjahr 1882 aus, danach von 1870. Vor einigen Jahren wurden Dokumente im Archiv gefunden, die belegen, dass der Chor schon 1869 existierte: Damit kann er heuer sein 150-jähriges Bestehen feiern.
Umfangreich nachgeforscht
Pfarrarchivar und Kirchenchronist Stefan Siegert konnte mit umfangreichen Nachforschungen im Pfarrarchiv nachweisen, dass vor 150 Jahren schon ein Kirchenchor in Schnaittenbach bestand. Ursprünglich war man von folgender Situation ausgegangen: Der frühere langjährige Chorleiter Hauptlehrer Rudolf Plank hatte 1980 bei der Beantragung der Palestrina-Medaille beim Allgemeinen Cäcilienverband anhand von Unterlagen nachgewiesen, dass "mit der Existenz eines Kirchenchors im Jahre 1882 fest zu rechnen ist".
Außerdem bestanden Vermutungen, dass es auch schon früher einen Chor in Schnaittenbach gegeben hat: Ein altes "Orgelbuch zum Cantate-Eigentum der Kirche Schnaittenbach 1880" legte das nahe. Darin finden sich Unterschriften von acht Mädchen aus Schnaittenbach, Unterschnaittenbach und Forst, und zwar Gräf, Schwemmer, Graßler, Mebauer, Graf, Schmid, Dobmeier und Heindl, die damals wohl zusammen mit dem Schullehrer und seinem Gehilfen, der üblicherweise auch zum Singen verpflichtet war, den damaligen Kirchenchor bildeten.
Vorhandenes altes Notenmaterial, Orgelpartituren und eine Sammlung von Gradualien, Offertorien, Hymnen und marianischen Antiphonen, von den Schnaittenbachern 1883 angekauft, waren für Rudolf Plank Beleg dafür, dass 1882 bereits ein Kirchenchor existierte. Der langjährige Chorleiter, Lehrer und Rektor Bruno Martin ermittelte, dass bereits 1870 bis 1880 unter Philipp Görz ein Kirchenchor bestanden haben musste, denn damals war der Lehrer ja zugleich Mesner, Kantor und Organist. In einer Fasson der katholischen Schulstelle zu Schnaittenbach, gefertigt vom damaligen Bürgermeister Reiß, ist 1874 eine Besoldung des Organisten und Chorregenten nachgewiesen. Paul Gast, Schulgehilfe von 1877 bis 1878, wird von seinem Vater in einem Gesuch als "kräftige Hilfe auf dem Kirchenchore" bezeichnet.
Auch Joseph Ebnet (1880-1912) hat sich sehr für den Kirchenchor engagiert. Zu dieser Zeit scheint die Begleitung durch ein Orchester mehr und mehr weggefallen zu sein. Das dürfte damit zu begründen sein, dass Mitte der 90er-Jahre der letzte Schnaittenbacher Türmer, der Hafnermeister Joseph Leißl, starb. Seine Aufgabe war es, viele in der Musik zu unterrichten und ständig eine gute Blaskapelle zu unterhalten.
Am Ostermontag 1950 wurde anstelle der alten, um 1750 erbauten Orgel eine neue mit nun zwei Manualen und neuem Spieltisch eingeweiht. Mit diesem Tag begann Hauptlehrer Rudolf Plank den Chordienst, den er 36 Jahre lang, bis 1986, ausübte. Bis dahin war der Chorregent zugleich auch Organist.
Ausgezeichneter Chor
1982 wurde der Chor vom Allgemeinen Cäcilienverband für die Länder der Deutschen Sprache mit der Palestrina-Medaille ausgezeichnet. Nachdem in den 80er-Jahren die Sänger-Zahl stetig sank und so die Qualität den Ansprüchen der Liturgie nicht mehr gerecht werden konnte, wagte Lehrer und Rektor Bruno Martin 1986 mit 33 Sängern einen Neubeginn - mit großem Erfolg. 2009 übergab er die Leitung an Sebastian Rinner. Heute besteht der seit 2017 von Andrea Eichenseer geleitete Chor aus 36 Sängern. Er kann sich seit 1970 auf die Begleitung des Organisten Gerhard Linhart verlassen.
Unbekannter Unterlagen entdeckt
Bei aufwendigen Nachforschungen für die erste gebundene Chronik der Pfarrei St. Vitus Schnaittenbach im Pfarrarchiv ist Stefan Siegert auf bis dahin unbekannte Unterlagen über den Kirchenchor gestoßen. Er fand ein Inventarverzeichnis von 1869, in dem aufgelistet sind „eine Orgel, zwei Pauken, zwei Trompeten, zwei Hörner, ein Pult sowie ein Kasten auf dem Chor (Notenschrank)“. Was wäre ein, wenn auch kleines, Orchester ohne Chor, schloss Siegert. Für ihn die Bestätigung, dass bereits mindestens 1869 ein Kirchenchor in St. Vitus existierte. Dafür spricht auch, dass Joseph Reger, der Vater des berühmten Komponisten Max Reger, von 1867 bis 1869 Schulgehilfe in Schnaittenbach war. 1926 übernahm der damalige Hauptlehrer Julius Spindler den Chor und hatte in dem sehr musikalischen und sogar kompositorisch tätigen Pfarrer Anton Schönhärl einen starken Förderer. Auch der damalige Fabrikbesitzer Alfons Rasel nahm sich, vom Studienchor Metten kommend, als „geistige Führung des Chores“ sehr der Kirchenmusik an. Er bildete mit Schönhärl und Spindler in den 20er-Jahren eine Schar von „Feiertagsschulmädel“ zu Sängerinnen aus. 1938 musste Spindler auf Drängen der NSDAP den Chordienst aufgeben. Die Kindergartenschwester Friedberta Scharl wurde in einem Schnellkurs zur Organistin ausgebildet und versah diesen Dienst bis 1950. Die Aufführung des Singspiels „Der Rattenfänger von Hameln“ durch den Kirchenchor im Amberger Stadttheater zur Finanzierung einer neuen Orgel war ein einmaliges Ereignis.
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