Daniel Hutzler vom SPD-Ortsverein Schnaittenbach konnte interessierte Gäste, darunter auch einige Lehrkräfte, zu einem informativen und interaktiven Vortrag im Schnaittenbacher Kulturstadl begrüßen. Bei dem Blick hinter die Kulissen von Social Media, mit Anregungen zur Selbstreflexion und zu einem gesunden Umgang mit sozialen Medien, kam an diesem Abend keinerlei Langeweile auf. Bei der Einstiegsfrage von Maximilian Knack: „Wer hat sein Handy dabei?“, gingen nahezu alle Hände hoch. Vielleicht hat sich da schon mancher gefragt: „Warum eigentlich?“ Der Referent machte zu Beginn deutlich: „Social Media dominiert unseren Alltag. Es stellt sich daher die Frage, was können insbesondere Eltern hier tun?“
Aber erst einmal waren die Gäste des Abends selbst gefragt: „Womit verbringen Sie die meiste Zeit am Smartphone?“ Die Abstimmung erfolgte über die mit einem QR-Code verlinkten Handys der Zuhörer. An der Leinwand konnte sie dann das langsame Anwachsen der Ergebnisbalken mitverfolgen. An erster Stelle standen Kommunikation und WhatsApp, gefolgt von Nachrichten/Information/Bildung und schließlich Social-Media-Apps, zuletzt auch Spiele. Die Abfrage des Referenten bei Veranstaltungen mit Schulklassen, die er im Vergleich dazu vorstellte, zeigten andere Ergebnisse. Spitzenreiter waren hier meist Social-Media-Apps und Spiele, gefolgt von Kommunikation/WhatsApp. Nachrichten und Bildung waren Schlusslicht.
Gefangen in der Informationsblase
Während Instagram rückläufig sei, dominiere bei den Kindern zunehmend Tiktok. Selbstkritisch würden junge Menschen erstaunlicherweise die Zeit mit Social Media als „vergeudete Zeit“ beurteilen. Sie hätten bei der Nutzung sogar ein schlechtes Gewissen, seien aber „im Bann der Medien“. Dann verdeutlichte der Referent: „Bei Apps geht es um Geld verdienen. Möglichst viele Menschen sollen durch Scrollen viel Zeit mit den Inhalten verbringen. Umso mehr rechnet sich dann die Werbung.“ Der Algorithmus lasse immer wieder ähnliche Informationen aufploppen und der Nutzer sei mit der Zeit in einer „Informationsblase“ gefangen.
Social Media sei die Droge unserer Zeit: „Man wird süchtig nach scrollen, Posts absetzen und Bekommen von Likes.“ Die Tragik des Ganzen: „Junge Menschen wachsen dabei in einer Welt von Aufwärtsvergleichen auf.“ Diese „Droge“ sei ein Ersatz für einiges, was im realen Leben fehle: Lebensfreude, positive soziale Beziehungen, erfüllende Freizeitaktivitäten und fehlender Selbstwert mangels Wertschätzung. Kopfschütteln bei einigen Zuhörern als sie hörten, Facebook wisse aufgrund eigener Untersuchungen, dass sie Kindern schaden würden. Aber: „Sie tun nichts dagegen. Die Algorithmen verändern, ließe Einnahmen schrumpfen.“ Daher spreche er von „UNsocial Media“.
Eindeutig unsozial
Social Media sei eindeutig unsozial. Tiktok-Videos, bei denen Werbung eingespielt werde, würden am besten funktionieren. Bis zu acht Stunden am Tag seien Schüler bei Tiktok unterwegs. Erschreckend war es zu erfahren, dass Fake News mit „überraschenden Fakten“ erhöhte Aufmerksamkeit erzielen würden. Eine negative Botschaft werde vom User stärker gewichtet und damit wiederum mehr Geld verdient. Fake News würden sich auch schneller als andere Nachrichten verbreiten. Der Algorithmus zeige dem Nutzer letztendlich immer wieder ähnliche Informationen an. Er sei dann förmlich in einer Art „Echokammer“ gefangen und für „neutrale oder andere Informationen“ nicht mehr zugänglich.
Social Media sei aber nicht nur schlecht. Bei einem „gesunden Umgang“ könne man sich weiterbilden, sich weltweit mit Menschen verbinden, sich in wertvollen Gruppen vernetzen, anderen Menschen mit ihren Inhalten Hoffnung geben, der Kreativität freien Lauf lassen, Großartiges für die Welt bewirken. Derzeit gehe man dennoch bei 25 Prozent junger Menschen von problematischem bis krankhaftem Social-Media-Konsum aus. Apps würden wie Drogen funktionieren: „Sie setzen Glückshormone frei.“
Handyzeit regulieren
Können Eltern hier überhaupt noch eingreifen? Erneut folgt erstmal ein Test bei den Zuhörern: „Öffnen Sie im Handy die Einstellungen und gehen Sie auf Bildschirmzeit und schauen Sie nach, wie viel Zeit Sie heute im Handy verbracht haben.“ Mancher war hier vielleicht vom Ergebnis überrascht. Maximilian Knack empfahl dann: „So können Sie auch die Handyzeit zusammen mit den Kindern kontrollieren.“ Dann kam die deutliche Empfehlung, ab dem sechsten Lebensjahr einen Mediennutzungsvertrag mit klaren Regeln und einem Zeitrahmen von 30 bis 90 Minuten pro Tag auszuhandeln. Knack betont an dieser Stelle: „Dazu braucht es eine Motivation der Kinder aus ihrem eigenen Inneren.“ Attraktive Alternativen im Alltag seien dazu notwendig.
Nach dem 14. Lebensjahr werde es mit einem derartigen Vertrag oft schwierig. Er schlug auch „eine Challenge der Eltern mit den Kindern“ zur Bildschirmzeit vor. Er empfahl hier: „Hart in der Sache sein, aber weich beim Menschen.“ Würden die Vereinbarungen eingehalten, könne es eine besondere Belohnung geben. Die aktuelle Gegenbewegung zur ausufernden Handynutzung sei „Digital Detox“, um aus dieser Schleife herauszukommen. Es brauche mehr medienfreie Zeit: „Acht Wochen Aufgaben erledigen, frei von digitaler Abhängigkeit oder einfach mehr handyfreie Zeit.“
Anzeichen von (Cyber-)Mobbing bei Kindern:
- Das Kind will nicht mer in die Schule, obwohl es vorher gerne in die Schule ging
- Oft Kopf- oder Bauchschmerzen
- Das Kind hat oft keinen Hunger
- Die Noten werden schlechter
- Das Kind wird ängstlicher und schüchterner
- Das Kind kommt mit fehlenden oder kaputten Sachen nach Hause
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