Schönficht bei Plößberg
09.12.2019 - 10:17 Uhr

Das Ende einer Traditionswirtschaft - "Gasthof zur Post" in Schönficht schließt im Januar

Für Hans Klupp ist Fischerei nicht nur Broterwerb sondern auch Passion. 1981 übernahm er vom Vater den elterlichen Hof mit dem „Gasthof zur Post“. Im Januar 2020 ist das Wirtshaus Geschichte und Fremdenzimmer gibt es dann auch nicht mehr.

Poststation, Brauerei, Fischzucht, Bauernhof, Wirtshaus und Pension waren zeitversetzt in diesem Anwesen. Ab 1. Januar 2020 sind Gasthof und Pension zur Post in Schönficht Geschichte. Bild: tr
Poststation, Brauerei, Fischzucht, Bauernhof, Wirtshaus und Pension waren zeitversetzt in diesem Anwesen. Ab 1. Januar 2020 sind Gasthof und Pension zur Post in Schönficht Geschichte.

Auf 1520 geht das Anwesen zurück unter dessen Dach seit vielen Jahren der "Gasthof zur Post", eines der letzten klassischen Dorfwirtshäuser in der Region, sein Domizil hat. Hatte, muss es in Zukunft heißen, denn im Januar 2020, nach der Christbaumversteigerung der Feuerwehr, schließen Hans und Marianne Klupp die Traditionswirtschaft. Hans Klupp vollendet im kommenden Jahr sein 65. Lebensjahr, ist dann quasi im Rentenalter. "Ja auch damit hat es was zu tun", gesteht er. "Man ist einfach nicht mehr so leistungsfähig wie mit 40." Freilich sei auch das vielzitierte weinende Auge dabei, wenn er und seine Frau zum letzten Mal die Türe zur Gastwirtschaft abschließen. Im kommenden Jahr werden die Theke und das Mobiliar, das noch original von 1956 ist, ausgebaut und verkauft. Interessenten dafür gäbe es bereits. Die Klupps haben nämlich schon vor einem Jahr ihr Vorhaben publik gemacht. "Im Dorf wissen alle Bescheid und im Werbebrief zur Fischwoche war es auch zu lesen", sagt Klupp.

Vereinslokal der Feuerwehr

Am härtesten trifft es wohl die Ortsfeuerwehr, denn die hat kein Vereinsheim und bisher alle Geschäfte im Vereinslokal, "Gasthof zur Post" erledigt. Freilich sei das Sterben der Dorfwirtshäuser immer ein Verlust, "aber es gibt halt Realitäten, die man zur Kenntnis nehmen muss." Hans Klupp und seine Frau bauen die ehemalige Küche und die Gaststube als Wohnung für sich selbst aus. "Wir haben uns im Vorfeld schon überlegt was geben wir auf. Wir kamen zu dem Schluss, lieber das Wirtshaus als die Fischerei. Die acht Fremdenzimmer im Obergeschoss waren in den besten Zeiten mit Urlaubern und Reisenden belegt. Vor der Wende seien hierher viele Berliner gekommen, erzählt Marianne Klupp. Jetzt zum Schluss unterhielten die Klupps noch zwei Fremdenzimmer.

Hans Klupp will der Fischerei treu bleiben. "Solange ich das körperlich und gesundheitlich leisten kann", erklärt er. Fischerei, Landwirtschaft und Wirtshaus seien auf dem bisherigen Niveau einfach nicht mehr zu schultern, sagt er. "Da wollen wir lieber aufhören, solange die Leute sagen, schade, dass sie schließen, denn die waren gut, nicht erst, wenn es heißen würde, wird Zeit, dass sie endlich gehen." Der "Gasthof zur Post" war schon immer das einzige Wirtshaus am Ort. Danach gibt es in Schönficht nur noch eine Zoiglstube.

Natürlich war auch Goethe da, hat an der Poststation einst Station gemacht, solange bis die Pferde gewechselt waren, so die Überlieferung. Das Anwesen sei einer der Urhöfe des Klosters Waldsassen und bis etwa 1560 im klösterlichen Besitz gewesen, weiß das Ehepaar. 1876 sei Schönficht nahezu komplett abgebrannt. Das jetzige Haus habe der Urgroßvater von Hans Klupp, der aus Baden bei Wien stammt, 1877 gebaut. Das ursprüngliche Haus sei im Vergleich zum heutigen etwas weiter zurückgesetzt gewesen, dort wo jetzt der Hof ist. 1874 Habe der Urgroßvater die Brauerei Klupp gegründet, die genau 100 Jahre Bestand hatte.

Satzfische für Angelvereine

1981 übernahm Hans Klupp das Anwesen von seinem Vater Eduard. Genauso wie heute, lag bereits damals der Schwerpunkt im Bereich Fischerei. Hans Klupp hat sich von Anfang an auf die Belieferung mit Satzfischen für Angelvereine spezialisiert. Das setze ein großes Artenspektrum voraus, das auch der jeweiligen Mode unterliege. 15 bis 20 Arten züchtet Klupp in seinen Teichen, die eine Fläche von etwa 40 Hektar umschließen.

Die derzeitigen Modefische seien Nerflinge und Barben. Der Futterfischbedarf steige stetig, weil die Vereine viele Raubfische setzten. Das habe zur Folge, dass das Rotauge aktuell teurer sei als der Karpfen. "Früher galt diese Art als wertlos." Etwa 40 Fischtransporte absolviert der Chef persönlich, die meisten in den süddeutschen Raum. Viele Kunden betreut Hans Klupp bereits seit 30 oder sogar 40 Jahren. Die ersten, die heute noch immer Kunden seien, sind der Fischereiverein Augsburg und die Fischergilde Barbara in Landsberg am Lech.

Schriftzug aus Porzellan

Aber es gibt halt Realitäten, die man zur Kenntnis nehmen muss.

Hans Klupp

Der Schriftzug, der über dem Eingang thront, sieht aus wie neu, obwohl er hier schon kurz nach dem Krieg angebracht worden ist. Das Geheimnis, das hinter diesem Phänomen steckt: Die Buchstaben sind aus Porzellan. Als die Brauerei noch existent war, lautete der Schriftzug Brauerei und Gasthof zur Post. "Wir haben ihn dann um die Brauerei gekürzt, das Original ist noch irgendwo auf dem Dachboden", sagt Klupp.

Marianne Klupp war immer gerne Köchin und hat sich auch um die Ackerflächen gekümmert. Weizen, Erbsen oder Triticale als Futter für die eigenen Fische wurden immer angebaut. In jüngster Zeit kamen Mais für Biogas und Schweinezüchter dazu. "Den Stammtisch werden wir vermissen sagt Marianne Klupp. Das waren immer schöne Unterhaltungen. Bei der Übernahme wurde jeden Sonntag gekocht und wir hatten eigentlich immer offen. In den besten Zeiten waren die Zimmer im Sommer stets komplett ausgebucht und das Wirtshaus rappelvoll. Wir beschäftigten damals eine Bedienung, eine Küchenhilfe und ein Zimmermädchen. Das ging so bis in die 1980er Jahre hinein.

Fische und gut bürgerlich

Wir waren für Fischgerichte und gut bürgerliches Essen bekannt, haben im Jahr 200 Enten aufgezogen. Früher gingen die Bauern täglich ins Wirtshaus. In dieser Beziehung hat sich ein riesiger gesellschaftlicher Wandel vollzogen. Bis zum Jahresende haben wir noch zahlreiche Termine. Viele sagen, da müssen wir noch einmal kommen."

Hans Klupp hat auch alle Verbandstätigkeiten aufgegeben. "Das muss jemand machen, der unmittelbar in der Verantwortung für einen Betrieb steht." Klupp war Vorsitzender des Oberpfälzer Fischerzeugerrings, Vorsitzender der Arge Fisch, Sprecher der bayerischen Karpfenteichwirte beim Landesfischereiverband und er war im Vorstand des Landeskuratoriums "tierische Veredelung".

Einen Restposten habe er behalten. Er bleibe in der Kormorankommission des Deutschen Fischereiverbandes. Politisch ist er seit mehr als 30 Jahren für die Freien Wähler im Kreistag und im Gemeinderat aktiv. "Wenn der Wähler das will, mache ich noch eine Periode", sagt er.

Ein Schriftzug aus Porzellan. Bild: tr
Ein Schriftzug aus Porzellan.
Franz Klupp baute nach der Feuersbrunst 1877 das Anwesen neu auf. Bild: tr
Franz Klupp baute nach der Feuersbrunst 1877 das Anwesen neu auf.
Schild und Schriftzug werden zum Jahresende verschwinden. Bild: tr
Schild und Schriftzug werden zum Jahresende verschwinden.
Dieses Schild ist nur noch bis Jahresende aktuell. Bild: tr
Dieses Schild ist nur noch bis Jahresende aktuell.
Hans und Marianne Klupp vor dem „Gasthof zur Post“. Bild: tr
Hans und Marianne Klupp vor dem „Gasthof zur Post“.
Der später angebaute Saal wird abgerissen. Hier entsteht eine neue Hofeinfahrt. Bild: tr
Der später angebaute Saal wird abgerissen. Hier entsteht eine neue Hofeinfahrt.
 
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