Eigentlich sollte das Dorfgemeinschaftshaus bereits im August des Vorjahres den Segen erhalten. Coronabedingt erfolgte dies aber erst am Samstag. "Das ist ein denkwürdiger Tag für euch, der wohl in die Dorfgeschichte eingehen wird", meinte Stadtpfarrer Thomas Kraus. Es sei ein großer Meilenstein für das dörfliche Miteinander, ein Tag der Freude und der großen Dankbarkeit für alle.
Heute werde deutlich, wie die Gesellschaft gut und lebenswert bleibe. Nicht von oben herab mit Vorschriften, sondern vielmehr dadurch, dass Menschen vor Ort in voller Freiheit, aus innerer Überzeugung und mit ihren Talenten und Fähigkeiten am Miteinander bauten. "Durch euren Elan und mit vielen guten Ideen ist ein Haus entstanden, das eurer Ortswehr und der ganzen Dorfgemeinschaft eine Mitte und eine Heimat schenken wird", erklärte Kraus.
Neben dem Altar hatten Fahnenabordnungen der Feuerwehren Schönreuth-Neusteinreuth, Waldeck und Atzmannsberg-Köglitz sowie der Krieger- und Soldatenkameradschaft Schönreuth-Neusteinreuth Aufstellung genommen. Kraus betete, dass diese Gemeinschaftsleistung ein echter Mittelpunkt für die Dorfgemeinschaft werden möge. Sigrid Reger-Scharf trug die Lesung vor, Kommandant Jürgen Plannerer insgesamt sechs Fürbitten. Als Geschenk der Pfarrgemeinde für das neue Domizil hatte der Geistliche ein gesegnetes Kreuz mitgebracht. Er segnete die Statue des heiligen Florian, die auf dem Altar stand. Die Figur war das Geschenk der Patenvereine, der Feuerwehr Waldeck (Pate) und der Feuerwehr Atzmannsberg (Patenkind).
Maßstäbe gesetzt
Nach der Begrüßung durch Vorsitzenden Alfred Hörl versicherte Bürgermeister Roman Schäffler, dass die Stadt Kemnath stolz auf dieses Projekt sei. "Mit eurer enormen Eigenleistung habt ihr Maßstäbe gesetzt." Die Stadt Kemnath habe 147 000 Euro für die Materialkosten zur Verfügung gestellt. Für weitere notwendige Anschaffungen überreichte Schäffler an Kommandant Plannerer eine Spende in Höhe von 1500 Euro.
"Die vielen freiwilligen Arbeitsstunden auf der Basis von Hand- und Spanndiensten bringen deutlich zum Ausdruck, dass hier eine verschworene Gemeinschaft am Werk war, die ihre Vorstellungen in die Tat umgesetzt hat", betonte Stellvertretender Landrat Günter Kopp. Die Idee, ein Funktionalhaus zu schaffen, das sowohl der Feuerwehr als auch der Dorfgemeinschaft diene, sei hervorragend und solle ein Anreiz zur Nachahmung sein. Das Bauwerk zeuge von Weitsicht und sichere das Dorfleben sowie den Fortbestand der Feuerwehr. Im Namen des Landkreises sprach Kopp den Schönreuthern Lob und Dank aus. Zudem hatte er eine 1000-Euro-Spende mitgebracht.
"Ein kleines Dorf hat eine großartige Gemeinschaftsleistung vollbracht", sagte Kreisbrandrat Andreas Wührl. Dieser Zusammenhalt sei nur in einer intakten Dorfgemeinschaft möglich. Sein Dank galt dem Bürgermeister und dem Stadtrat für die Bewilligung der finanziellen Mittel sowie dem Freistaat Bayern - vertretend durch die Regierung der Oberpfalz - für den Zuschuss für den Stellplatz in Höhe von 57 750 Euro. Für gemütliche Stunden im Dorfgemeinschaftshaus hatte er Spielkarten mitgebracht.
Für Einsätze bestens gerüstet
"Ihr habt große finanzielle Einsparungen erbracht und seid für weitere Einsätze bestens gerüstet", meinten die Vorsitzenden der Patenvereine, Kreisbrandmeister Alois Schindler (Atzmannsberg-Köglitz) und Markus Prechtl (Waldeck).
Kurz blickte Kommandant Jürgen Plannerer auf die Baugeschichte zurück. Dabei wurde klar, dass die Schönreuther diesen prächtigen Zweckbau in einer Rekordzeit und mit geringen Kosten erstellt haben. "Die vielen Helfer haben schier Unmögliches geleistet", betonte Plannerer.
Manche der über 40 aktiven Helfer haben sogar einen Teil ihres Urlaubs geopfert, um in rund 7000 Stunden beim Bau mitzuarbeiten. Für den Bau wurden nur vier Firmen benötigt. Die ganze Anlage war im April 2020 fertig, sie konnte wegen der Corona-Pandemie aber nicht zeitnah eingeweiht werden. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 252 000 Euro. Die Eigenleistung der Vereine und die Spenden betrugen 43 000 Euro.
Die Versammlungen der Feuerwehr Schönreuth-Neusteinreuth werden wie bisher im Gasthaus Bauer abgehalten. Zusammenkünfte oder Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft finden im neuen Dorfgemeinschaftshaus statt.
Rohbau steht nach dreieinhalb Monaten
- 14. Januar 2017: 44 Bürger aus Schönreuth, Neusteinreuth und Anzenberg gründen den Verein „Dorfgemeinschaft Schönreuth/Neusteinreuth“. Vorsitzender ist Thomas Heining (auch Bauleitung), Stellvertreterin Elfi Schwab, Kassenwartin Katrin Heining, Schriftführer Joseph Mauerer.
- 20. August 2018: Alle für den Bau notwendigen Genehmigungen sind erteilt.
- 1. September 2018: Freiwillige Helfer beginnen mit den Kanalarbeiten, dem Auskoffern der Baugrube, der Drainage und dem Bewehren der Bodenplatte.
- 28. September 2018: Betonieren der Bodenplatte.
- 8. Oktober 2018: Beginn der Maurerarbeiten, zwei Wochen später Errichtung des Dachstuhls auf der Fahrzeughalle.
- 1. Dezember 2018: Abschluss des zweiten Bauabschnitts und zweites Hebfest.
- 15. Dezember 2018: Der dritte Bauabschnitt (Zwischenbau, Sanitärbereiche und Umkleideräume) ist vollendet.
"Die vielen Helfer haben schier Unmögliches geleistet."
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