Eigentlich haben die Pascher und ihre freiwilligen Helfer schon in den Tagen und Wochen vor dem "Advent im Wald" bei Schönsee viel zu erledigen: Plätzchen sind zu backen, die Holzgeländer an den Waldwegen zu stabilisieren, Bretterhütten müssen aufgebaut und hunderte Kerzen aufgestellt werden. Und dann strömen am zweiten Adventswochenende normalerweise mehrere tausend Besucher zu diesem Waldmarkt.
Doch heuer ist es still ums Bergweberhaus am Eulenberg in Friedrichshäng: Corona hat das Engagement aller ausgebremst. Erstmals seit Dezember 2005 zieht kein Duft von Glühwein und Pascherwürsten durch den Grenzwald, man hört kein Hämmern aus der Schmiede, keinen Ton aus den Instrumenten der Musikanten und kein Lied von den Sängern. Die Hütten, in denen unter anderem allerlei Kunsthandwerk angeboten wird, bleiben geschlossen. Wie geht es in dieser Zeit den engagierten Helfern? Kommt bei ihnen Langeweile auf, wenn sie heuer weder Vorbereitungen treffen müssen noch zum Arbeitseinsatz eingeteilt sind? Exemplarisch haben sich die Oberpfalz-Medien bei drei von ihnen erkundigt, was für sie nach der Annullierung der Veranstaltung anders ist.
Nachfrage nach Holz-Deko
"Ich hab daheim heuer das Schnitzen mit der Motorsäge richtig entdeckt”, sagt Willibald Kulzer. Normalerweise wäre er in diesen Tagen mit dem Eulenberg-Trupp im Gelände an der Grenze unterwegs und mit vielerlei Arbeiten betraut, einschließlich der Bereitschaft bei der Feuerwehr an beiden Tagen. In diesem Jahr steht er etliche Stunden nach Feierabend in seiner Werkstatt. Da erledigt er langgehegte Wünsche seiner Frau und Geschwister nach verschiedenen Gegenständen aus Holz, die gerade in der Weihnachtszeit in den Garten oder vors Haus passen. Aus seiner Hand entstehen Christbäume und Sterne, aber auch ausgehöhlte Baumstämme mit verschiedenen Motiven, die von innen beleuchtet sind.
Holz ist auch das Arbeitsmaterial für Manfred Ehrenthaler senior. Der rüstige Rentner braucht für sein Hobby allerdings keine Motorsäge, denn Ehrenthaler bastelt Weihnachtskrippen. Seit Jahren gehört er zum Stamm derer, die mit einer Ausstellung verschiedener Motiven des Stalls von Bethlehem "Advent im Wald" bereichern. "An die 50 werden es sein, die ich bisher gebaut habe", sagt er und erinnert an die Zeit, als er mit einigen Hobbybastlern bis vor einigen Jahren bei den "Schönseer Krippentagen" ausstellte. Aktuell fertigt er eine Krippe für seine Enkelin, die sich schon lange ein vom Opa handgefertigtes Exemplar wünscht. "Und dazu habe ich heuer besonders viel Zeit", sagt der Bastler lachend.
Andreas Ebnet hat heuer mehr Zeit zum Besenbinden und zum Schreiben von Geschichten und Gedichten. Seit Beginn des Adventmarkts, ursprünglich organisiert von der "Arbeitsgemeinschaft Pascher", ist der inzwischen 70-Jährige als engagierter Helfer dabei. Bei der Veranstaltung lud er bisher immer in seine warme Hütte im Grenzwald zum Aufwärmen und Plaudern ein. Allerhand selbst gefertigte Dekoartikel standen bei ihm immer zur Auswahl.
Mit Reisig und Notizbuch
In diesem Jahr war er bald nach Absage von "Advent im Wald" unterwegs, um Reisig zum Besenbinden zu sammeln. "Dazu und zur Schreiberei habe ich heuer mehr Zeit", sagt er mit dem Verweis auf die vielen Stunden, die er sonst am Eulenberg verbringt. Jetzt sitzt er etliche Zeit in der warm eingerichteten Stube im Keller beim Besenbinden, auch die ein oder andere Laterne für nächstes Jahr hat er schon fertig. Zwischendurch notiert Ebnet – der sich auch als Mundartdichter betätigt – Texte, die ihm bei der Arbeit einfallen, in das daneben liegende Notizbuch oder erfüllt er jetzt vor Weihnachten Nachfragen nach einem seiner in Mundart verfassten Bücher.
"Dass ausgerechnet so ein unsichtbares Ding an einer Absage schuld ist, hätte man sich nie vorstellen können."
Einig sind sich alle drei Männer darüber, dass es schade um den Ausfall der beliebten vorweihnachtlichen Veranstaltung ist. Allerhand Wetterkapriolen wie Eisregen, Schneeverwehungen oder Regen hatten bisher zu keiner Absage von "Advent im Wald" geführt. "Dass dafür jetzt ausgerechnet so ein unsichtbares Ding", wie es Anderl Ebnet formuliert, "schuld ist, hätte man sich nie vorstellen können."
Finster aber bleibt es während der Adventszeit nach Einbruch der Dunkelheit am Eulenberg dennoch nicht: Gerhard Treiber, unmittelbarer Nachbar des Geländes, sorgt dafür, dass nach Einbruch der Dunkelheit trotzdem überdimensionale Stern vor dem Bergweberhaus leuchtet.
Rund um den "Advent im Wald"
- Fixpunkt im Advent: Seit 2005 lädt der Pascherverein Schönseer Land am zweiten Adventssonntag zu diesem Weihnachtsmarkt im Grenzwald ein.
- Publikumsmagnet: An zwei Tagen zieht die Veranstaltung jedes Mal mehrere tausende Gäste an.
- Kulisse: Üblicher Schauplatz ist das Waldgelände rund um das sogenannte Bergweberhaus auf dem Eulenberg im Schönseer Ortsteil Friedrichshäng.
- Absage 2020: Anfang Oktober haben die Organisatoren bekanntgegeben, dass der Weihnachtsmarkt heuer nicht stattfindet. Eine Neuauflage sei unter den geltenden Corona-Einschränkungen nicht möglich.
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