„Die Welt ist sündig – Erbarme dich Herr“, tönt es monoton durch die Gewölbehalle des CeBB, nachdem der letzte Ton der Grenzland Blaskapelle Dietersdorf verklungen ist. Die Zuschauerreihen sind bis auf den letzten Platz gefüllt und alle harren gespannt, wie es nach der monotonen Gebetsleier der alten Burgl weitergeht, hinter der sich die Regisseurin Birgit Höcherl verbirgt. Die Lohmeier-Stücke des Königlich Bayerischen Amtsgerichts im CeBB in Schönsee sind ein Renner.
Mit originaler Titelmusik
Heuer wurde „Das Gespenst“ ausgewählt, von der Dietersdorfer Blaskapelle mit der originalen Titelmusik eingeleitet, wie sie die älteren Fans des Königlich Bayerischen Amtsgerichts aus den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts noch gut kennen.
Das königlich bayerische Wappen und das Porträt von Prinzregent Luitpold hängen über dem Amtsrichter, der authentisch von Ludwig Zwick verkörpert wird. Der Delinquent Max Haberer (Herbert Spichtinger) "ist berufslos, trinklustig und stinkt“. Er wohnt in Geisbach im Armenhaus und geht einem „Geschäft“ nach, das es heute nicht mehr gibt. Als Betbruder verrichtet er gegen einen Obulus Gebete für Verstorbene. Angeklagt ist er wegen Diebstählen beim Gangerlwirt. Entrüstet führt die Wirtin (Maria Hammerer) vor dem Richter auf, was der Haberer alles aus der Speisekammer hat mitgehen lassen: Regensburger, Bratensülzen, Küchel "und er hat Dutzende Eier ausgezutselt“.
Die Sache mit der Seelenwanderung
Haberer seinerseits redet sich schlitzohrig heraus. Was die Wirtsfamilie beobachtet haben will, sei ein Gespenst. Der verstorbene Wirt müsse „umgehen“, weil der jetzige „Gangerlwirt seinem Vater das Gebet nicht gunnt“. Der Gangerlwirt (Johannes Gillitzer) weist die Gespenstergeschichte zurück und entwickelt vor dem genervten Amtsrichter die Theorie von der Seelenwanderung. Noch dazu lässt er alljährlich zum Sterbetag vom Pfarrer ein „Requium mit Libera“ zelebrieren. Die Rosenkränze des Haberer seien überflüssig.
Als Zeugin tritt dann die junge Kellnerin Marie (Sabine Meindl) auf, wobei diese zugibt, dass sie nächtens vom Postboten (Josef Wirnshofer) besucht wurde, den die resolute Wirtin aus Versehen „ogfotzt hod“, weil sie glaubte, er sei der Dieb. Am Schluss stellt sich heraus, dass die alte Betschwester Burgl, die ihr Kämmerlein gleich neben dem Wirtshausportal hat, dem Haberer das Tor aufgeschlossen hat. In ihm sah sie in ihrem Gebetseifer natürlich einen Seelenverwandten.
Bei der Premiere bekam das Ensemble, zu dem stilgerecht auch der Gerichtsschreiber (Gerhard Treiber) und der Wachtmeister (Andreas Ebnet) gehörten, immer wieder Szenenapplaus. Nach den Vorstellungen saßen die Zuschauer mit den Spielern noch in gemütlicher Runde bei den Klängen der Dietersdorfer Blasmusik in der Gewölbehalle zusammen.
Königliches Amtsgericht im CeBB
- Premiere:2016 erste Amtsgericht-Vorstellung des Paschervereins mit dem Einakter „Das Bienenhaus“
- Weitere Aufführungen: In der Folgezeit „Die Heiligen Drei Madeln“ und „Der Viehdiebstahl“ als erfolgreiche Inszenierungen der Amtsgerichtsreihe
- Corona: Grund für eine dreijährige Pause
- 2024: Wiedereinstieg mit drei Aufführungen von „Das Gespenst“
- Regie: Birgit Höcherl
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