Schönsee
06.05.2022 - 10:13 Uhr

Grünes Band: Noch ein weiter Weg bis zum Unesco-Welterbe

Auf dem Weg zum Unesco-Welterbe für das 12 500 Kilometer lange Grüne Band mit 24 Staaten sind noch viele Hürden zu nehmen. Der Plan ist, in Teilabschnitten zu beginnen, um Stück für Stück und mit Bedacht die Perlenkette zu vervollständigen.

Im Sommer vergangenen Jahres erhielt Bavaria Bohemia, der Trägerverein des Centrums Bavaria Bohemia (CeBB), vom Freistaat Bayern die Aufgabe, in einem auf drei Jahre angelegten Förderprojekt den Wert des einzigartigen Natur-, Kultur- und Geschichtsraums entlang des 346 Kilometer langen früheren Eisernen Vorhangs als „Grünes Band“ zu entwickeln. Im ersten Abschnitt arbeitet das CeBB intensiv daran, der Öffentlichkeit das Potenzial des Grünen Bands näher zu bringen.

Melanie Kreutz, Regionalkoordinatorin Grünes Band Zentraleuropa des BUND Fachbereichs in Nürnberg, hat nun bei einem Vortrag die Dimension des europäischen Grünen Bands vom Nordkap an der finnisch-russischen Grenze bis zum Schwarzen Meer vor Augen geführt. Der "European Green Belt", so die internationale Bezeichnung, ist auf weite Strecken eine Abfolge von Biotopzonen, Erinnerungsorten, Kulturerbestätten, Naturschutzzonen und 40 Nationalparks – mit Schwachstellen dazwischen, die kritischen Betrachtern nicht entgehen.

Viele Kriterien zu erfüllen

„Es liegt noch ein langer Weg vor uns, um die Nominierung und dann die Sicherung als Unesco Weltnatur- und Weltkulturerbe zu erreichen – wir in Deutschland und in einer Reihe weiterer Länder arbeiten intensiv daran“, betonte die Referentin, als sie die Kriterien für diese Vision beschrieb. Sie zitierte eine vom Bundesamt für Naturschutz in Auftrag gegebene Studie, die verschiedene Szenarien beschreibt, um die Anerkennung zu erreichen.

Für Deutschland sei es auf jeden Fall hilfreich, dass die Bundesregierung sowie der Kulturausschuss der Kultusministerkonferenz eine Bewerbung unterstützen. Letzterer ist laut Expertin sehr wichtig, da nur mit seiner Zustimmung die deutschen Vorschläge an die Unesco weitergeleitet werden.

Noch Fragen offen

Während dieser Phase spielt das CeBB als Informations-, Beratungs- und Vernetzungszentrum eine wichtige Rolle. In einer kürzlich stattgefundenen Expertenrunde blieben einige Fragen offen: Zählen nur die direkt anliegenden Gemeinden zum „Grünen Band“, geht es tiefer ins Landesinnere, wie wird das in anderen Anrainerstaaten gesehen? Position des Bund-Fachbereichs Grünes Band ist laut Kreutz, dass auf jeden Fall die Natura-2000-Schutzgebiete, die die bayerisch-tschechische Grenze berühren, zum Grünen Band gehören. Naturparke auf bayerischer Seite sind das nicht.

Veronika Hofinger und die das Förderprojekt beratende Expertenrunde befürworten eine nicht zu eng gefasste Definition vom Grünen Band. Die Besiedlungsgeschichte, historische Grenzverbindungen, zeitgeschichtliche Komponenten – wie die Rolle der Grenzschützer – auch Kunstaktionen und partnerschaftliche Verknüpfungen sollten ihren Platz haben. „Das Grüne Band über alle Länder als grenzüberschreitendes Unesco Welterbe für Natur und Kultur? Ein Prozess für Jahrzehnte, der viele Teilschritte braucht", gab Melanie Kreutz als Perspektive mit auf den Weg.

 
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