Mit einer überraschenden Meldung wartete Bürgermeister Reinhard Kreuzer in der Stadtratssitzung am Dienstag im Obergeschoss des Centrum Bavaria Bohemia auf: Josef Köck kündigte mit Schreiben vom 12. September die Schließung seines Einzelhandelsgeschäfts an. „Mir fällt es schwer aufzuhören“, sagte Köck, der sich unter den Zuhörern befand, mit belegter Stimme. Und er ergänzte: „Ich hänge an Schönsee und habe alles versucht, jemanden zu finden, der Teile des Geschäfts übernimmt, der investiert und die viele Arbeit macht.“
Seit weit über einem Jahrhundert war und ist die Familie Köck für die Versorgung der Bewohner des Schönseer Landes und darüber hinaus tätig. Während dieser Zeit musste sich das Unternehmen immer wieder dem ständig wechselnden Markt und der Nachfrage anpassen. „Leider hat sich die Marktsituation im Schönseer Land in den letzten Jahrzehnten zusehends negativ entwickelt“, schrieb Köck in seinem Brief an den Bürgermeister, welchen dieser dem Gremium vorlas. Darin wurde der Rückgang der Bevölkerungszahlen und der drastische Einbruch bei den Übernachtungszahlen der Urlaubsgäste angeführt. Hinzu sei die überregionale und weltweite Konkurrenz durch das Internet und das geänderte Einkaufsverhalten der Verbraucher gekommen. „Entgegen der Aussagen der Politik, wurde die Belastung durch Bürokratie, durch neue Gesetze, Vorschriften und Auflagen immer erdrückender, so dass für die eigentlichen Aufgaben im Betrieb immer weniger Zeit bleibt“, kritisierte er. Aber das seien nicht die hauptsächlichen Gründe für den Entschluss, den Einzelhandelsbetrieb weitestgehend zu schließen: „Es ist schlichtweg mein Alter, was mich bewogen hat, diesen Schritt zu gehen.“ Wie sehr ihm dieser Entschluss zu schaffen macht, durch welchen weitere wohnortnahe Versorgungslücken entstehen, sah man Josef Köck an. Zum 31. Januar 2021 plant er die Schließung sämtlicher Sortimentsbereiche mit Ausnahme der Lotto-Annahmestelle und dem Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften. Für das Klöppelsortiment, welches seine Umsätze überwiegend über den Klöppel-Shop im Internet erwirtschaftet, sei er aktiv auf der Suche nach einem Nachfolger. „Bedanken möchten sich meine Mutter und ich bei allen Kunden, welche uns all die Jahre begleitet haben“, beendete Köck das Schreiben. In den 144 Jahren des Bestehens wurden viele junge Leute für den Beruf im Einzelhandel ausgebildet und viele Menschen fanden hier einen Arbeitsplatz.
Bürgermeister Kreuzer bedankte sich, „dass die Familie Köck mit dem Geschäft die Stadt bereichert hat.“ Er bot seine Unterstützung an, doch noch eine Lösung für eine Weiterführung von Sortimentsbereichen zu finden. Auch einige Stadträte sprachen ihr Bedauern aus, dass wieder ein Stück von Schönsee wegbricht. Und sie bekundeten ihren Respekt vor der Lebensleistung der Unternehmerfamilie.
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