Schönsee
15.03.2021 - 15:10 Uhr

Lieber ein virtueller Stammtisch als keiner

Was in der digitalen Welt alles geht, bringt der Lockdown zu Tage. Wenn sich am Nockherberg die Politprominenz von zuhause aus zuprostet und Brotzeit macht, dann sollte dies auch beim bayerisch-tschechischen Stammtisch funktionieren.

Stammtischorganisator Jiří Petrášek am Regiepult des Online-Stammtischs, virtuell in einer typischen tschechische Kneipe sitzend. Bild: eib
Stammtischorganisator Jiří Petrášek am Regiepult des Online-Stammtischs, virtuell in einer typischen tschechische Kneipe sitzend.

Besser als gedacht ging der März-Stammtisch von Bavaria Bohemia e.V. als Online-Test über die Bühne. Reden miteinander und zuprosten geht auch virtuell. Sprachgrenzen spielten dazu keine Rolle, denn Dolmetscher Alexander Kříž saß mit am Tisch. Nicht schon wieder absagen, lieber aus der Not eine Tugend machen, sagte sich Jiří (Jirka) Petrášek, seit ein paar Monaten als Europäischer Freiwilliger im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) und für den monatlichen grenzüberschreitenden Stammtisch zuständig. Mit wonder.me nutzte er eine passende Internet-Plattform. 24 Stammtischgäste von bayerischer und tschechischer Seite, mehr als sonst, setzten sich Anfang des Monats am Bildschirm zusammen und siehe da, die Stammtischler genossen die zwei Stunden sichtlich, wie Jirka resümierte.

Schönsee28.02.2021

Zur Begrüßung versetzte er seine Gäste via Bildschirm in eine typische tschechische Kneipe, das erste deutsch Prost und das tschechische "nazdraví" machten die Runde. Gesprächsstoff gab es genug. Natürlich ging es zuerst über die Corona-Situation in beiden Ländern. Was ist geöffnet, was gibt es für Reglementierungen, wie reagiert die Bevölkerung, wie läuft die Impfkampagne, wer war schon selber an Covid 19 erkrankt oder wer kennt jemand?

Sozialkontakte verkümmern

Bavaria-Bohemia-Vorsitzende Irene Träxler berichtete als Schulleiterin der Mittelschule in Neunburg vorm Wald aus erster Hand, wie die Situation an den bayerischen Schulen aussieht. „Es ist ein Jammer, wie Schüler und Eltern unter dem monatelangen Lockdown leiden“, meinte sie nicht nur bezogen auf die Defizite beim Lernen des Stoffs, sondern vor allem wegen des Fehlens der für die Kinder so unersetzlichen sozialen Kontakte, die durch keine noch so gut funktionierende Software aufgefangen werden können.

Nächster Stammtisch am 7. April

Ein intensiver Erfahrungsaustausch mit eindrücklichen Schilderungen entfachte sich, als die am virtuellen Stammtisch sitzenden Kulturleute berichteten, wie sie die ausfallenden Veranstaltungen kompensieren, wie die Experimente mit digitalen Formaten laufen und wie auf beiden Seiten der Grenze unter Kulturentzugserscheinungen gelitten wird.

Zwischendurch und am Schluss durfte sich Jirka als Organisator über viel Lob der Stammtischgäste freuen. Mit der Bemerkung „danke für die tolle Abwechslung, sich in diesen harten Zeiten wenigstens Online in lockerer Atmosphäre miteinander reden zu können“, brachte ein Gast auf den Punkt, was alle in der Runde dachten: Lieber ein virtueller Stammtisch als keiner. Der nächste ist für Mittwoch, 7. April, ab 18 Uhr auch wieder online terminiert.

 
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