Schönsee
17.12.2024 - 10:00 Uhr

Das Nest und die Krippe im Schönseer CeBB: Advent jenseits der Weihnachtsmärkte

Es ist eine Symbiose, die im Centrum Bavaria Bohemia das Gefühl von Weihnachten fern des Weihnachtsmarkt-Trubels aufkommen lässt: Jan Knaps Krippe unter dem "Nest", dem faszinierenden Kunstobjekt von Jakub Nepraš.

Stade Zeit. Wo erfüllt sich heutzutage noch die Sehnsucht vieler nach Ruhe, Besinnlichkeit und guten Botschaften in der Adventszeit? An den Wochenenden kaum mehr, da dominieren die eher kommerziellen Weihnachtsmärkte mit mehr oder weniger aufgesetztem Heiligenschein. Um dem Weihnachtsrummel zu entkommen, beschritt das Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) mit „Advent unterm Nest“ heuer einen Weg, der den Gästen keine Hektik abverlangte.

„Eine Erleichterung, mal eine Stunde ruhig sitzend die Eindrücke des Raums und des Abends in sich aufsaugen zu dürfen,“ sagt eine Besucherin. Von draußen nach drinnen geleitet Trompetenklang die Gäste in die Gewölbehalle, in der in früherer Zeit Kommunbier gebraut wurde. Übernächstes Jahr sind es zwanzig Jahre, dass sich das vom Abriss bedrohte Brauhaus in einen grenzüberschreitenden Kulturort verwandelte, der schon vieles hervorzauberte.

Vorweihnachtlicher Ruheort

Sehr gelungen, in der Nacht zum Namenstag der Hl. Lucia, der Patronin des Lichts, den Raum mit dem dominierenden und faszinierende Kunstobjekt von Jakub Nepraš, dem "Nest" und darunter den Figuren der großformatigen Krippe des tschechischen Künstlers Jan Knap, in einen vorweihnachtlichen Ruheort zu verwandeln. Als i-Tüpfelchen und dämpfendes Element bedecken ganz profane Hackschnitzel den Boden des Raums – sehr zur Freude kleiner Kinder, die in dieser wunderbaren Spielwiese nahezu vergessen, was rundherum passiert.

„Das ist schon eine besondere adventliche Feier, erstmals in diesem großartigen Ambiente, durchdrungen von Kunst, Licht, Musik, Weihnachtsgeschichten und dem Lichtertanz“ meint Irene Träxler, zweite Vorsitzende von Bavaria Bohemia e.V. Sie spricht den Gästen sichtlich aus den Herzen. Nach ihren Begrüßungsworten führte Kamila Jůzlová durch den Abend, finanziell vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und vom Landkreis Schwandorf unterstützt.

Lichtertanz im Engelsgewand

Nach Weihnachtsweisen, von Solotrompeter Herbert Hauser gespielt, zeigen Agnes, Emma, Louise, Miriam und Valentina in Engelsgewändern mit ihren Lichtertänzen, wie einfach sich Herzen erobern lassen. Im abgedunkelten Saal, Lichter als leuchtende Punkte in der Hand, drehen sie ihre Reigen nach Melodien aus dem tschechischen Märchen „Drei Nüsse für Aschenbrödel“. Am Wochenende vorher war die Nervosität der fünf Mädchen des Paschervereins bei Advent im Wald deutlich größer, da war die Besucherzahl auch viel höher.

Suppen aus der böhmischen Nachbarregion, Süßes, Glühwein, Kinderpunsch, dazwischen noch ein paar Weihnachtsgeschichten von Birgit Höcherl und Kamila Jůzlová vorgetragen, erinnerten beim "Advent unterm Nest" viele der Gäste, heute im Rentenalter, an die "stade Zeit" ihrer Jugend.

Hintergrund:

Jan Knaps Krippe

  • Die Krippe: Im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) hat die Heilige Familie des tschechischen Malers Jan Knap Unterkunft gefunden. Die Figuren sind eigentlich nur 30 Zentimeter groß, wurden als Aquarelle gefertigt und im Grafikstudio schließlich auf Lebensgröße gebracht. Das CeBB geht mit der Krippe der Frage nach, wo Jesus heute geboren würde.
  • Der Künstler: Jan Knap ist Maler, geboren wurde er 1949. Seit 30 Jahren malt er die Heilige Familie. Er wohnt in Plan (Planá) bei Marienbad (Mariánské Lázně), nachdem er vorher in Deutschland, Brasilien, den USA und Italien lebte. Nach seiner Flucht aus der Tschechoslowakei im Jahr 1969 studierte Jan Knap in Düsseldorf bei Gerhard Richter. Seine erste künstlerische Anerkennung erlebte er in Deutschland, inzwischen gehört Knap zu den international erfolgreichsten Künstlern Tschechiens.
 
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