Schönsee
03.07.2022 - 17:36 Uhr

Ein Theaterstück macht betroffen: "Irrlichter" in Zeiten des Ukrainekriegs

Die mystische Natur und die Zeit des Kalten Kriegs prallen bei „Irrlichter“ aufeinander. Noch nie machte das am Eulenberg bei Schönsee aufgeführte Stück so betroffen, wie in Zeiten des Ukraine-Kriegs.

Blumenkinder, Wichtel, Elfen und Waldschrate bezaubern im faszinierenden Licht einer ausgefeilten Beleuchtungstechnik das Geschehen am Eulenberg, wenn die "Irrlichter" von Autor und Regisseur Martin Winklbauer am historischen Bergweberanwesen die Herrschaft übernehmen. Bei der Premiere war es am Samstag wieder so weit.

Die örtliche Spielleiterin und Vorsitzende des Paschervereins Schönseer Land, Birgit Höcherl, freute sich, dass nach zweijähriger Zwangspause die geheimnisvollen Kräfte samt den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde am Eulenberg wieder das Sagen hatten.

Märchen und harte Realität

Neben der mystischen und romantischen Seite hat das Spiel unmittelbar an der einstigen Grenze zum "Eisernen Vorhang" eine ausgeprägte politische Dimension. Der Hauptteil des Stückes spielt in den fünfziger Jahren, als hier an der Grenze zur damaligen Tschechoslowakei zwei Welten aufeinanderprallten.

Für Seppi (Sebastian Betz), der im abgeschiedenen Grenzbauernhof seiner Eltern autistisch in seiner eigenen, naturverbundenen Welt lebt, ist die politische Grenze nicht existent. Wiederholte Übertritte beschwören höchst brisantes Konfliktpotential "zwischen NATO und Warschauer Pakt" herauf, wie der amerikanische Agent Henesy (Martin Fakler) betont, der Seppis Eltern massiv zu einer Heimeinweisung überredet. Seppi, der wie sein einziger Freund Buzl (Michael Schwarz) mit den Naturgeistern in Verbindung steht, kehrt schließlich zurück und speist seine Kraft aus der mystischen Welt, die gewöhnlichen Menschen verschlossen ist. Die Kombination von romantischen Märchenmotiven und harter politischer Realität sprach auch die Ehrengäste bei der Premiere an.

Die frühere Landtagspräsidentin Barbara Stamm zeigte sich "bewegt und nachdenklich" und lobte das Miteinander der Generationen bei der Umsetzung dieses an Darstellern reichen Stücks. "Ich danke Alexander Flierl, dass er mich hierher entführt hat", bekannte sie schmunzelnd an den Landtagsabgeordneten gewandt.

Militärs und Panzer

"Wenn das heute keine Botschaft war, was dann?", äußerte Bezirkstagspräsident Franz Löffler seine Betroffenheit. Mit den sich aufdrängenden Parallelen zum aktuellen Ukraine-Krieg Russlands war der Bezirkstagspräsident nicht alleine. Viele Zuschauer fühlten sich in die Zeit des "Kalten Kriegs" zurückversetzt, zumal im Spiel neben Militärs auch Panzer und Jeep zum Einsatz kamen.

Weitere Aufführungen gibt es am Freitag, 8. Juli, und Samstag, 9. Juli, um 20 Uhr. Karten sind über touristinfo[at]schoenseer-land[dot]de und an der Abendkasse erhältlich.

 
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