Schönsee
07.05.2023 - 15:53 Uhr

Vogelparadies am Grünen Band: Mit dem Centrum Bavaria Bohemia auf Erkundungstour

Überraschend: An die hundert Vogelarten sind an der Nahtstelle von Oberpfälzer Wald und Český les (Böhmischer Wald) heimisch. Das CeBB geht am Grünen Band auf Spurensuche. Experte Libor Schröpfer berichtet.

Der tschechische Experte für heimische Vogelarten, Libor Schröpfer, ermöglichte in der zweiten Aprilhälfte einem ornithologisch interessierten Publikum aus beiden Nachbarländern einen Insiderblick in die Vogelwelt entlang des Grünen Bands, einer Nahtstelle wertvoller Landschaften: Auf bayerischen Seite sind es die Naturparke Bayerischer Wald und Oberpfälzer Wald, auf tschechischer Seite im Süden der Böhmerwald und in der Mitte bei uns der Český les.

Mit der Betrachtung dieser wertvollen Naturräume befasst sich das CeBB intensiv. Schon 2021 hat der Trägerverein Bavaria Bohemia die Aufgabe vom Freistaat Bayern übertragen bekommen, in einem auf drei Jahre angelegten Förderprojekt das Potenzial des einzigartigen Natur-, Kultur- und Geschichtsraums entlang des 346 Kilometer langen früheren Eisernen Vorhangs als "Grünes Band" der Öffentlichkeit näher zu bringen. Dazu gehören Vorträge, Ausstellungen, Symposien, begleitete Wanderungen zu geschichtsträchtigen Orten oder zu Naturrefugien, die in großer Zahl auf beiden Seiten zu finden sind.

Exkursion in "Wassersuppen"

Die 17 Vogelfreunde, die am 20. April bei der Naturexkursion in die Auen der böhmischen Schwarzach bei Nemanice (Wassersuppen) dabei waren, mussten früh aufstehen. Die Morgenstunden bieten die größten Chancen, die aufwachende, zwitschernde und singende Vogelwelt zu erleben. In der Gruppe still zu sein, die Ohren zu spitzen und geduldig zu warten, um im richtigen Moment mit dem Fernglas die vorbeifliegenden Vögel zu orten und zu bestimmen, verlangte den Hobbyornithologen einiges ab. Sie und eine Reihe weiterer Gäste vertieften dann am 4. Mai ihre Naturbeobachtungen beim Vortrag "Die Vögel des Český les" im CeBB.

Bürgermeister und die Vogelwelt

Libor Schröpfer nimmt in seinem Vortrag sehr kenntnisreich vierzig Vogelarten bis ins Detail unter die Lupe. "Ich bin kein studierter Ornithologe", stellt er eingangs klar. Neben seinem jahrelangen Job als Bürgermeister der Stadt Holýsov, 25 Kilometer südwestlich von Pilsen (jetzt ist er dort stellvertretender Bürgermeister) nahm er sich jede freie Minute Zeit, sich der heimischen Vogelwelt zu widmen. Darunter sind acht Zugvögel, die zu ihren Winterquartieren in Afrika, Indien und im Mittelmeerraum jedes Jahr im Herbst Tausende von Kilometern hin und herfliegen. Dass der Schwarzstorch eine geschützte Vogelart ist, wissen viele.

Dass das Wintergoldhähnchen, mit 8 bis 10 Gramm der kleinste europäische Vogel, im Český les vorkommt, gehört dagegen zu den Überraschungen des Vortrags. Auf die Frage, wie sich die Vogelwelt auf der tschechischen und der bayerischen Seite unterscheide, versetzt sich Libor Schröpfer in einen der beschriebenen Vögel, der sich auf einen Grenzstein, beispielsweise bei Nemanice, setzt und überlegt, wo er denn nun hinfliegen soll. "Er wird wohl Richtung Osten abheben, also in den Böhmischen Wald. Da ist es viel dünner besiedelt, gibt es weniger intensive Landwirtschaft und die Futtergrundlage ist vielfältiger".

Hintergrund:

Die Vögel des Böhmischen Waldes

Libor Schröpfer informiert im Vortrag detailliert über 40 Vogelarten. Ein Auszug:

  • Mauersegler: Verbringt sein Leben in der Luft, schläft sogar beim Fliegen mit einer besonderen Technik und schafft bis zu 600 km am Tag
  • Wachtelkönig: Gilt als typ. Vertreter der Vogelwelt im Český les, lebt sehr versteckt, doch sein Stimme ist auf große Entfernung zu hören, Winterquartier im Süden Afrikas
  • Kranich: Ist in den letzten zehn Jahren zurückgekommen, die Rufe sind über 10 km zu hören, zuletzt wurde ein Paar in Grafenried gesehen
  • Waldschnepfe: Braucht nasse Lebensräume in Wäldern. Die Art wird von tschechischen Jägern abgeschossen, für Libor Schröpfer eine Schande
  • Habicht: Ein Raubvogel, der vom Menschen verfolgt wird. Gilt als einer der schönsten Vögel im Český les
  • Wanderfalke: Wurde schon im Český les gesichtet, bis jetzt fehlt noch der Nachweis eines Brutplatzes
  • Kohlkrabe: Einer der größten Vogelarten im Český les. Ist seit 20 bis 30 Jahren wieder hier heimisch
  • Sperbergrasmücke: Gehört zu den sehr bedrohten Vogelarten
  • Wintergoldhähnchen: Wiegt nur 8-19 g, ist der kleinste europäische Vogel. Bleibt auch im Winter hier, ist sehr beweglich und deshalb schwer zu fotografieren
  • Blaukehlchen: Kommt mit weißem Fleck als mitteleuropäische und mit rotem Fleck im Gefieder als skandinavische Art bei uns vor. Braucht Nassgebiete als Lebensraum
  • Braunkehlchen: Sehr seltener Vogel. Eine Arbeitsgruppe im Naturpark Český les forscht nach den Ursachen seines Verschwindens
  • Wiesenpieper: Gehört zu den bedrohten Vogelarten. Sein Brutplatz im Boden ist von Feinden leicht aufzuspüren
  • Grauammer: Vogelart mit dramatischen Verlusten in der Population im letzten Jahrhundert. Hat die Besonderheit, beim Fliegen die Füße abzusenken.
 
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