Der Fremdenverkehr in Ostbayern wurde ab den 1960er-Jahren als zusätzliche Einnahmequelle entdeckt. Doch als schließlich auch der „Zweiturlaub“ zur Pauschal-Fernreise tendierte, blieben im Schönseer Land immer mehr Zimmer leer. Seit Beginn der Corona-Pandemie boomt der Urlaub in Deutschland wieder. Um nicht nur Tagestouristen anzulocken, will die Stadt Schönsee diesen Trend zusammen mit den beiden VG-Kommunen Weiding und Stadlern mit einem mehrtägigen Pauschalangebot nutzen. Das Motto lautet: „Wanderurlaub im Schönseer Land.“
„Im Juni findet eine Zusammenkunft mit den Beherbergungsbetrieben statt, um die Details auszuloten“, erklärt der Schönseer Bürgermeister Reinhard Kreuzer. Sein „Zugpferd“ ist dabei der passionierte Wanderfreund Ernst Meindl, seit vielen Jahren im Dienst der örtlichen Tourist-Information unterwegs. Meindl berichtet beim Treffen mit der Oberpfalz-Medien-Redaktion, dass alle Hotels, Gasthöfe und Pensionen mit Übernachtungsmöglichkeiten in den drei Kommunen angeschrieben worden sind. „Sieben Beherbergungsbetriebe haben ihr Interesse bekundet“, freut sich der 59-Jährige.
Auf drei Bergrücken
Ernst Meindl kennt die schönsten Ecken Ostbayerns und brennt darauf, diese auch möglichst vielen Gästen zu zeigen. Als einen ersten Vorschlag für ein Drei-Tage-Pauschalangebot mit zwei Übernachtungen hat er sich mit dem „Höhenweg 4“ ein besonderes Schmankerl ausgesucht. Dieser 30 Kilometer lange Wanderweg verbindet die drei Bergrücken Frauenstein, Stückstein und Drechselberg (zwischen 800 und 900 Meter hoch) miteinander und läuft über die Orte Schönsee, Gaisthal, Weiding, Dietersdorf und Lindau. Im Angebot sollen Übernachtung mit Frühstück oder Halbpension enthalten sein, ebenso bei Bedarf eine Abholung von der Tagesetappe hin zum Quartier. Geplant ist, dass die Pauschalangebote für Familien und Gruppen intensiv beworben werden.
„Unabhängig vom Höhenweg haben wir im Schönseer Land viele schöne Rundwanderwege auf der Homepage der Verwaltungsgemeinschaft übersichtlich dargestellt“, betont Ernst Meindl. Interessierte könnten sich ihren Wanderurlaub deshalb auch beliebig in eigener Regie zusammenstellen, und „natürlich auch mehrere Übernachtungen anhängen“.
Konzession schon seit 1653
Bestrebungen, die schöne Heimat Urlaubsgästen zu eröffnen, gibt es schon lange: Bei einem Wanderführer durch den Oberpfälzer Wald aus dem Jahr 1909 werden in Schönsee und Weiding je zwei Gasthäuser erwähnt. Auch hatte die Stadt bereits 1653 eine Konzession zur „Fremdenbeherbergung“. Knapp 100 000 Übernachtungen pro Jahr ließen das Schönseer Land in den 1980er-Jahren boomen; 1995 waren es noch rund 70 000 und 2015 wurden nur noch 12 600 Buchungen registriert.
Das Pauschalangebot „Wanderurlaub im Schönseer Land“ birgt die Chance, den aktuellen Trend für die regionale Wirtschaft und Gastronomie zu nutzen. Damit die neuen touristischen Planungen zu einer Erfolgsgeschichte werden, benötigt die Stadt zahlreiche Mitstreiter und auch weitere Wanderführer.
Mit Wanderführer Ernst Meindl unterwegs
- Ernst Meindl aus Schönsee ist mit Leidenschaft auf Schusters Rappen in der mittleren und nördlichen Oberpfalz sowie im Bayerischen Wald unterwegs. Seit sechs Jahren führt er im Auftrag der örtlichen Touristinfo die Gruppen nach Ples/Plöß ins Nachbarland und ab heuer auch ins verlassene Dorf Bügellohe. Im Winter nahm er sich dem Schneeschuh-Verleih der Stadt an. Jetzt engagiert er sich für das geplante Pauschalangebot „Wanderurlaub im Schönseer Land“.
- Der 59-jährige gebürtige Eslarner will mit erlesenen Wanderzielen erreichen, „dass die Leute ihre Heimat kennenlernen“. Er engagiert sich ehrenamtlich in Wandergruppen und freut sich, gemeinsam Neues zu entdecken.
- Wandern ist für ihn nach mehreren Operationen nicht nur ein Hobby, sondern gesundheitlich notwendig. Der frühere Bezirkskaminkehrermeister schöpft schon immer viel Kraft aus der „Flucht in die Natur“.
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.