Die öffentliche Sicherheit und Ordnung ist nicht allein Aufgabe der Polizei, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe: Dieser Kerngedanke der Staatsregierung sollte durch die Einführung der Sicherheitswacht in den 1990er Jahren allen Bürgern bewusst werden. Zudem wollte der Freistaat der sich ausbreitenden Unkultur des Wegschauens entgegentreten - mit der freiwilligen und ehrenamtlichen Einbindung von Bürgern in das bayerische Sicherheitskonzept.
An Polizei angebunden
Die Sicherheitswacht wurde unmittelbar an die Polizei angebunden: Sie trifft die Auswahl der Interessenten, stellt die Aus- und Fortbildung für die Sicherheitswacht sicher und koordiniert auch ihren Einsatz. Nach einer Testphase in großen bayerischen Städten erreichte die Idee 1998 schließlich Schwandorf. Zwischenzeitlich gibt es im Freistaat 122 Sicherheitswachten mit 977 Angehörigen, darunter 321 Frauen und 35 ausländische Mitbürger.
"Bei uns in Schwandorf wurden damals fünf Leute für die Sicherheitswacht ausgewählt", erzählt Faderl, ein 54-jähriger Elektriker, der bei einem großen Autobauer beschäftigt ist. Weil zwei aus der ersten Truppe bereits verstorben sind, eine ein Kind bekam und einer weggezogen ist, ist nur noch Faderl vom Anfangs-Quintett übrig. Natürlich gibt es andere, die die Reihen aufgefüllt haben. So sind derzeit sechs Sicherheitswachtler auf den Straßen der Stadt aus Streife; entweder zu zweit oder auch alleine.
Interessenten gesucht
Der Schwandorfer Polizeichef Armin Kott würde die aufmerksame Truppe gerne noch um zwei weitere Mitglieder ergänzen. Acht Planstellen - das schwebt ihm vor, aber er braucht Interessenten. "Wer mitmachen will, soll sich bei der Polizei melden," bittet Kott um Resonanz für seinen Aufruf. Zwischen 18 und 62 Jahre muss man alt sein, wenn man auf Streife gehen will, und man sollte möglichst nichts auf dem Kerbholz haben.
Wenn man nicht so genau hinschaut, dann könnte man einen Vertreter der Sicherheitswacht durchaus mit einem Polizisten verwechseln. Das ist auch so gewünscht. Mitglieder beider Organisationen tragen Jacken im gleichen dunklen Blauton, beide haben eine Amtsbezeichnung vorne auf der Jacke stehen. Siegfried Deml von der Schwandorfer Polizei ist der Kontaktmann zur Sicherheitswacht. Er weiß, was er an den engagierten Ehrenamtlichen hat, die für eine Aufwandsentschädigung von acht Euro in der Stunde in der Stadt aufpassen und den Bürgern ein sicheres Gefühl vermitteln sollen.
Thomas Faderl ist 16 Stunden im Monat auf Streife, meist drei Stunden am Stück. Er beginnt immer in der Polizeiinspektion, wo er sich mit dem Dienstgruppenleiter bespricht und von ihm auch manchmal Aufträge erhält: "Wenn zum Beispiel nach einem bestimmten Auto gesucht wird und ich die Augen offen halten soll, oder dass ich im Bahnhofsbereich nach dem Rechten sehe." Zum Bahnhof geht Faderl eh gerne, weil er weiß, dass sich dort die unterschiedlichsten Menschen aufhalten. "Manchmal ist nix, manchmal muss man einschreiten", sagt er. Faderl setzt immer auf ein Deeskalations-Konzept. Will heißen, er redet mit den Leuten, lässt sich auf nichts ein und vermeidet so brenzlige Situationen.
Bahnhof und Stadtpark
Sein Weg führt in auch regelmäßig in den Stadtpark. "Wir werden öfter vom Pächter des Kiosks gerufen", erzählt Faderl. So kontrolliert er die beiden Spielplätze, damit sich dort nicht Cliquen aufhalten, und geht auch in den hinteren Bereiche des Parks nachsehen. "Wenn da fünf bis acht Leute mit einem Kasten Bier herumsitzen, schreite ich ein." Wie Siegfried Deml weiß, "ist nichts vorgefallen durch Jugendgruppen, aber manchen ist sowas unangenehm, sie fühlen sich gestört". Für Armin Kott ist es "wichtig, dass wir mit der Sicherheitswacht Präsenz zeigen". Und wenn etwas vorfällt, dann müssen Sicherheitswachtler die Polizei verständigen. Die entsprechenden Funkgeräte haben sie auf Streife immer dabei.
Thomas Faderl jedenfalls hat Freude an seiner Aufgabe. "Mir taugt das", versichert er - und möchte am liebsten noch zehn Jahre machen.
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