Schwandorf
05.02.2021 - 16:48 Uhr

Abschied von Philipp Zametzer: Mann mit Schneid und Weitblick

Jahrzehntelang führte er das damals größte Unternehmen der Großen Kreisstadt: Philipp Zametzer. Ende Januar ist er 86-jährig verstorben. In der Weidener Stadtpfarrkirche St. Josef nahmen am Freitag Familie und Weggefährten Abschied.

Philipp Zametzer ist im Alter von 86 Jahren verstorben. Am Freitag wurde der Gedenkgottesdienst für ihn gefeiert. Archivbild: Gerhard Götz
Philipp Zametzer ist im Alter von 86 Jahren verstorben. Am Freitag wurde der Gedenkgottesdienst für ihn gefeiert.

"Deinen Schneid hätte ich gerne", sagte Michael Zametzer in seiner bewegenden Abschiedsrede für seinen Vater Philipp. Er erinnerte an einen mutigen, großzügigen Mann von großer Fabulierlust, der vor Anekdoten geradezu sprühte. Der am 25. Januar verstorbene Philipp Zametzer war in Weiden aufgewachsen. Dort begann auch, was beruflich sein Leben prägen sollte: Philipp Zametzer lernte Drucker beim "Neuen Tag", wurde Meister seines Fachs und machte schließlich einen Abschluss an der Akademie für das Grafische Gewerbe in München.

Dass in dem Handwerker auch eine herausragende Unternehmerpersönlichkeit mit Weitblick steckte, stellte Philipp Zametzer in Schwandorf unter Beweis. Der Nürnberger Sebaldus-Verlag hatte Mitte der 1960er-Jahre eine kleine Druckerei mit ein paar Dutzend Mitarbeitern in der Kreisstadt übernommen, und machte Zametzer zum Geschäftsführer bei "Meiller" - damals noch an der Wackersdorfer Straße, gegenüber des Waldfriedhofs. Früh setzte der Geschäftsführer auf eine damals neue Idee in der Branche: Direct-Marketing, also personalisierte Werbung. "Meiller" setzte auf moderne Technik. Kataloge großer Versandhäuser wie "Quelle" oder "Conrad" wurden an anderen Standorten gedruckt, aus den bedruckten Rollen in Schwandorf Kataloge hergestellt, adressiert, versendet. Diese Spezialisierung machte aus dem Handwerksbetrieb ein Unternehmen, das zum größten der Stadt avancierte, an der Gutenbergstraße expandierte und weit über 1000 Mitarbeiter zählte.

Steiler Aufstieg

Bei der Belegschaft genoss Zametzer hohes Ansehen und großen Rückhalt: War er doch ein Chef, der das Metier von der Pike auf gelernt und immer ein Ohr für seine Mannschaft hatte. Viele Schwandorfer standen hier auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in Lohn und Brot, unzählige Schüler und Studenten haben über die Jahrzehnte bei "Meiller" ihr Taschengeld in den Ferien aufgestockt. Bei Schwandorf freilich blieb es nicht: Unter Zametzers Leitung wurde Meiller international, mit Produktion und Vertrieb in beinahe ganz Europa. Ab Mitte der 1990er-Jahre war Philipp Zametzer Geschäftsführer der Sebaldus-Holding in Nürnberg, 1998 legte er die Aufgabe nieder. Dem Unternehmen blieb er als Beirat verbunden.

Schwandorf14.02.2020

Seine zweite Heimat Schwandorf - die Familie lebte bis zum Jahr 2000 hier - verlieh Philipp Zametzer 1999 die Konrad-Max-Kunz- und die Bürgermedaille. Der damalige Oberbürgermeister Hans Kraus nannte Zametzer eine "herausragende Unternehmerpersönlichkeit", und hob hervor: "Er stand immer zum Standort Schwandorf". Dass ihm die Entwicklung seiner Oberpfälzer Heimat und soziale Verantwortung am Herzen lagen, zeigte auch sein Einsatz für den Verein "Partner für den Landkreis Schwandorf", zu dessen Gründern er gehörte. Der Kreistag würdigte Zametzers Engagement 1997 mit der Verleihung der Landkreis-Verdienstmedaille, der höchsten Ehrung, die er zu vergeben hat. Der Bundespräsident verlieh Zametzer bereits 1995 das Bundesverdienstkreuz.

"My Way"

Ob bei den "Wolpertingern" in Fronberg oder beim Förderverein für das Oberpfälzer Künstlerhaus: Zametzer war im gesellschaftlichen Leben der Stadt präsent, ein beliebter Gesprächspartner und, wie Michael Zametzer am Freitag noch einmal erinnerte, nie um eine humorvolle Anekdote verlegen - etwa als sein Vater einen Saal voller tschechischer Geschäftsleute unterhalten habe, ohne ein Wort Tschechisch zu sprechen. Für seine Enkel war er der "Kocher-Opa, der die Pfannenkuchen fliegen ließ", für die Familie liebevoller Ehemann und Vater.

Das Requiem in St. Josef Weiden zelebrierte Pfarrer Markus Schmid. Er nahm in seiner Predigt den Text des Sinatra-Hits "My Way" auf, der auch den Schluss des feierlichen Gottesdiensts bildete. "Unterwegs-sein", das sei Zametzers Leben gewesen, sagte Schmid. Zametzer habe seinen Lebensweg in die Hand genommen, bis sich der letzte Vorhang schloss.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.