Schwandorf
28.01.2019 - 14:44 Uhr

Bahnhof Schwandorf: Schrägaufzüge als Notbehelf

Die leidige Geschichte um den barrierefreien Ausbau des Bahnhofs wird um ein Kapitel reicher: Die Stadtrats-CSU beantragt einen Notbehelf. Die weiteren Fraktionen sehen das teils skeptisch.

Mit viel Gepäck am Schwandorfer Bahnhof: Da wäre ein Aufzug nicht schlecht. Doch der barrierefreie Ausbau lässt auf sich warten. Die CSU im Stadtrat will einen Notbehelf. Bild: Hösamer
Mit viel Gepäck am Schwandorfer Bahnhof: Da wäre ein Aufzug nicht schlecht. Doch der barrierefreie Ausbau lässt auf sich warten. Die CSU im Stadtrat will einen Notbehelf.

Der barrierefreie Umbau des Schwandorfer Bahnhofs liege in ungewisser Ferne, stellt CSU-Fraktionsvorsitzender Andreas Wopperer in einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas Feller fest. Die Notwendigkeit einer verbesserten Barrierefreiheit sei nach dem Abzug des Servicemitarbeiters umso dringlicher. Kurzfristige Abhilfe brächte nach Ansicht der Stadtratsfraktion der Einbau von Schräg-Aufzügen an den Ab- und Aufgängen zwischen den Bahnsteigen. "Rollstuhlfahrern, Personen, die auf den Rollator angewiesen sind oder einen Kinderwagen mitführen, würde damit das selbstständige Erreichen der Bahnsteige massiv erleichtert", begründet die CSU ihren Vorstoß.

Die Stadtratsfraktion fordert daher: Es solle daher mit der Bahn geklärt werden, unter welchen Bedingungen sie zum schnellstmöglichen Einbau geeigneter Schräg-Aufzüge bereit ist, eventuell auch unter Beteiligung der Stadt. Betrieb und Wartung sollten in jedem Fall von der Bahn übernommen werden. "Wir bitten, dem zuständigen Gremium zu berichten und notwendige Mittel im Haushalt einzuplanen", schreiben die Christsozialen.

Mit Euro-Schlüssel

Schrägaufzüge sind im Prinzip größere Treppenlifte. Im Rathaus ist einer eingebaut, er ermöglicht Rollstuhlfahrern den Weg in den Sitzungssaal, der über die große Aufzugsanlage nicht zu erreichen ist. Marion Juniec-Möller (Grüne) hat sich informiert und festgestellt, dass solche Aufzüge in der Öffentlichkeit oft nur mit einem Euro-Schlüssel zu bedienen sind. Der schließt beispielsweise auch in Behinderten-Toiletten und ist Menschen mit schwerem Handicap vorbehalten. "Grundsätzlich finde ich das schon eine gute Sache", sagt die Sprecherin der Grünen, allerdings sei damit Familien mit Kinderwagen oder Senioren mit dem Rollator nicht geholfen. Sie hält es für skandalös, dass der Schwandorfer Bahnhof mit seinen 5000 bis 6000 Fahrgästen pro Tag in den Ausbau-Plänen der Bahn offenbar weit nach hinten geschoben ist. "Das ist eine total verfehlte Verkehrspolitik." Zumal die Bahn ja ein bundeseigenes Unternehmen ist. "Grundsätzlich ja" sagt auch Alfred Damm (ÖDP) zu dem Vorschlag, "wenn es finanziell vertretbar ist." Auch er verweist auf die Zuständigkeit der Bahn. Und darauf, dass die CSU den Verkehrsminister in Berlin stellt.

Dieter Jäger (Freie Wähler) sieht in dem Antrag durchaus auch einen Vorboten des nahenden Wahlkampfs. Grundsätzlich sei es positiv, zumindest etwas Abhilfe zu schaffen. Nötig sei aber dringend der gesamte Ausbau, "alles andere ist heiße Luft", so Jäger. Kurt Mieschala (UW) wollte zu dem Antrag noch keine Stellungnahme abgeben.

Die SPD hat schon vor einigen Jahren Unterschriften gesammelt, um Druck für einen barrierefreien Ausbau des Bahnhofs zu machen. Gebracht hat's bisher nichts. Fraktionschef Franz Schindler sieht ebenfalls eine "völlig verfehlte Politik", wenn der Ausbau erst mit der Elektrifizierung der Bahnstrecke kommen soll. Es sei schwer vermittelbar, dass kleine Bahnhöfe wie Schwarzenfeld ausgebaut würden, die großen Stationen wie Schwandorf, Amberg oder Weiden aber weiter warten sollen. Mit dem nötigen Ausbau in Schwandorf solle auch der Übergang zum Egelsee-Gebiet geschaffen werden, die Stadt brauche einen weiteren Park-and-Ride-Parkplatz, verwies Schindler auf weitere städteplanerische Aspekte. Prinzipiell habe er nichts gegen die Schräg-Aufzüge. Dann bleibe aber ein weiteres Problem: Die Hochflurzüge wie beispielsweise der Alex mit seinen Stufen würden für Rollstuhlfahrer unerreichbar bleiben, sagte Schindler.

Außer, sie melden sich rechtzeitig für den Mobilitätsservice der Bahn an, den bis Ende Dezember die Servicemitarbeiter am Bahnsteig erledigten. Die sind ja bekanntlich ersatzlos abgezogen worden, jetzt übernimmt ein Taxiunternehmen die Aufgabe. Mit den Service-Mitarbeitern der Bahn ist auch die Möglichkeit weg, einfach an Parkscheine für den Park-and-Ride-Platz am Bahnhof zu kommen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Schwandorf16.11.2018

Brief an Scheuer

Zuletzt hatte sich OB Andreas Feller mit Bundestagsabgeordnetem Karl Holmeier (beide CSU) in Berlin erneut für einen schnellen Ausbau des Bahnhofs eingesetzt und ein entsprechendes Schreiben an Verkehrsminister Andreas Scheuer übergeben. Sie verweisen darauf, dass auch die Strecke Nürnberg-Schwandorf-Prag als Metropolenbahn in den vordringlichen Bedarf aufgenommen wurde und ein Ausbau deshalb um so dringlicher sei. Holmeier will sich nach seinen Worten dafür einsetzen, dass zumindest Geld für die Planungen des Ausbaus bereit gestellt wird.

Kommentar:

Weichen endlich stellen

Elektrifizierung Hof-Regensburg, Metropolenbahn, Ausbau der Bahnhöfe. Verkehrspolitisch rollt einiges auf die Region zu. Der Bahnübergang in Nabburg und der Lärmschutz entlang der Strecken sind weitere drängende Themen.
Aber rollt tatsächlich was? Auf genaue Zahlen, wie viele (Güter-)Züge künftig zwischen Weiden, Schwandorf und Regensburg verkehren sollen, warten die Anlieger vergeblich. Sie schauen sehr genau hin, damit die Bahn nicht Zahlen herunterrechnet, um bei der Lärmvorsorge sparen zu können. Dem Schwandorfer Oberbürgermeister wird vorgeschlagen, die Stadt möge Servicepersonal am Bahnhof doch selbst bezahlen, wenn welches gewünscht sei – nachdem die Bahn das Personal wegrationalisiert hat. Und auf eine genaue Auskunft darüber, ob das Gelände rund um den Lokschuppen für die Bahn nun entbehrlich ist oder nicht, wartet die Stadt genauso wie auf den barrierefreien Ausbau des Bahnhofs.
Da mutet es schon fast wie eine Verzweiflungstat an, wenn die Stadtrats-CSU nun prüfen lassen will, ob die Stadt nicht selbst Aufzüge am Bahnhof bauen kann. Ein Provisorium, mehr wäre das nicht. Aber Provisorien halten oft bedenklich lange. Fakt ist: Die Bahn muss die Weichen richtig stellen. Alles andere ist nix Halbes und nix Ganzes.

Clemens Hösamer

 
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