Daran, dass die Kopflaus in Europa heimisch ist, haben auch hohe Hygienestandards nichts geändert, heißt es in einer speziellen Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Vor allem Kindergärten und Kindertagesstätten können das bestätigen, und der Landkreis Schwandorf bleibt davon nicht verschont, wie ein aktueller Fall deutlich macht. Die Blutsauger sind dort in ländlichen Gegenden ebenso anzutreffen wie im städtischen Bereich. Sind Kopfläuse einmal unterwegs, besteht Meldepflicht: Eltern sollten das den Betreuungseinrichtungen mitteilen, diese wiederum das Gesundheitsamt informieren.
Eine Statistik zum Kopflaus-Befall gibt es im Gesundheitsamt allerdings nicht. Auf "unter einem Dutzend" schätzt Dr. Katharina vom Berge, Mitarbeiterin in Schwandorf, die gemeldeten Fälle pro Wintersaison, in der die Blutsauger häufiger anzutreffen sind als in den Sommermonaten. "Es ist dann meist nie ein einziger Fall, weil gerade kleine Kinder die Köpfe zusammenstecken", erklärt die Ärztin, "da geht die Verbreitung wahnsinnig schnell". Und die Ansteckung habe weder etwas mit mangelnder Hygiene noch mit gesellschaftlichen Status etwas zu tun, macht sie deutlich. "Mit Haarewaschen kriegt man die Läuse nicht weg, da braucht man schon spezielle Mittel, die Tiere mögen frisch gewaschene Haare genauso gern".
Kaum zu verhindern
"Läuse treten immer mal wieder vereinzelt auf", berichtet eine Kindergartenleiterin, die das "hochsensible" Problem aus Erfahrung kennt. Und aus der eigenen Kindheit: "Ich erinnere mich, wie ich mich geschämt habe, als mein Vater abends mit mir zum Apotheker gegangen ist". Die Erzieherin weiß aber auch: "Als betroffene Einrichtung hat man keine Chance, das zu verhindern." Inzwischen hält man aber Broschüren parat, um möglichst sofort alle Eltern auf das Thema aufmerksam zu machen. Immerhin würden sich die Läuse, wenn sie einmal auftreten, nicht mehr so hartnäckig verbreiten wie noch vor zehn Jahren, so ihre Beobachtung.
Nachsorge wichtig
Wie schnell der Spuk im Kindergarten verschwindet, ist für die Ärztin Katharina vom Berge vor allem eine Frage der Kommunikation und der Kooperation: "Bei einem Kommunikationsdefizit reicht ein Fall, und die Läuse breiten sich aus". Wichtig sei es, möglichst alle Kinder gleichzeitig zu behandeln, und vor allem nach etwa acht bis zehn Tagen die Nachbehandlung nicht zu vergessen, "sonst kann es sein, dass das länger Kreise zieht". Denn die Eier der Läuse sind resistenter gegen Chemie, auch wenn die Infektionsgefahr nach der ersten Behandlung zunächst gebannt ist. Von rabiaten Methoden wie Kahlscheren rät die Ärztin ebenso ab wie von fragwürdigen Hausmitteln wie heißem Föhnen.
Ihr Tipp bei Kopflaus-Befall: Im Abstand von acht bis zehn Tagen mit einem zugelassen Mittel aus der Apotheke behandeln und in dieser Zeit zusätzlich alle vier Tage die Haare vom Ansatz weg systematisch auskämmen. Dazu gibt es einen speziellen Läusekamm, eine Pflegespülung erleichtert diese Prozedur. "Geheimniskrämerei ist da eher schlecht", nimmt sie Stellung zur Kopflaus, die oft noch ein Tabu-Thema ist. "Dabei gibt es wirklich keinen Grund sich für so etwas zu schämen." Kopfläuse würden zwar jucken und lokale Probleme bereiten, aber keine Krankheiten übertragen. Nur was die dauerhafte Bekämpfung der Kopfläuse betrifft, ist die Ärztin weniger optimistisch: "Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass man die jemals für alle Zeiten ganz los wird."
Hygiene bei Lausbefall
Hygiene im Umfeld ist bei Lausbefall zweitrangig. Läuse vermehren sich nämlich ausschließlich auf dem menschlichen Kopf. Wenige Stunden nach Verlassen des Kopfes sind sie nicht mehr infektiös, wenn sie keine Gelegenheit hatten, Blut zu saugen. Experten raten, vor allem Haar-zu-Haar Kontakt mit möglicherweise befallenen Personen zu vermeiden. Für Bettwäsche, Kleidung, Mützen, Handtücher und Kämme wird empfohlen, sie sicherheitshalber für einige Tage nicht gemeinsam zu benutzen. Um das Risiko weiter zu minimieren, sollten Bürsten, Kämme, Haarspangen oder -gummis mit heißer Seifenlösung gereinigt werden. Für Wäsche ist es ratsam, sie bei 60 Grad in die Maschine zu geben. Kuscheltiere und anderes Spielzeug kann alternativ drei Tage lang in geschlossenen Plastikbeuteln aufbewahrt werden. Bei potenziell verlausten Gegenständen hilft es aber auch, sie zwei Tage lang bei minus 18 Grad in die Tiefkühltruhe zu stecken. Detaillierte Infos gibt eine 24-seitige Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
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