Nach einer Maiandacht im Jahre 1954 traf sich die damals 19-jährige Rosalia Mayer mit fünf Freundinnen zur Gründung einer Mädchengruppe. "Wir waren neidisch auf die Burschen, die bereits eine Gruppe hatten", erinnert sich die mittlerweile 84-jährige Gründungsvorsitzende Rosalia Schwanzl. Fünf Jahre lang führte sie die Mädchengruppe und ließ sich dann von Gertraud Bäuml (geborene Mändl) ablösen. Beim Kommersabend am Samstag im Festzelt am Annaberg in Neukirchen wurden die beiden Damen natürlich ausgezeichnet.
Mit ihnen wurden weitere 26 Vorsitzende der Mädchengruppe geehrt. Unter ihnen auch die amtierende Vorsitzende Martina Kammerl, die es als ihre Aufgabe sieht, unter den Jugendlichen das Brauchtum zu pflegen und es mit den Bedürfnissen der heutigen Zeit in Einklang zu bringen. "Der starke Zusammenhalt macht mich stolz", versicherte die Vorsitzende. Die Gruppe bringe sich in das religiöse Leben der Pfarrei ein und unterstützte "die Burschen mit Leibeskräften". Die Flamme der Begeisterung am Brennen zu halten und das Erbe der Vorgänger zu bewahren, sei das Ziel der 45-köpfigen Mädchengruppe.
Alle an einem Strang
85 Mitglieder zählt der Burschenverein Neukirchen, der am Wochenende das 110-jährige Jubiläum feierte. Festleiter Josef Rester berief 20 Ausschusssitzungen ein und erinnert sich: "Bei allen Meinungsverschiedenheiten haben am Ende alle an einem Strang gezogen." Wie groß der Zusammenhalt im Dorf sei, habe sich im Juni beim Fest des Burschenvereins Meßnerskreith gezeigt, als die Delegation aus Neukirchen mit 200 Teilnehmern vertreten war. Vorsitzender Georg Mayer dankte allen, "die am Gelingen des Festes mitgewirkt haben", und nannte stellvertretend die beiden Festleiter Josef Rester und Martin Viehauser. "Sie haben kühlen Kopf bewahrt und immer eine Lösung für die Probleme gefunden", so das Kompliment des Vorsitzenden an die Organisatoren. Das Doppeljubiläum 110 Jahre Burschen- und 65 Jahre Mädchengruppe werde die Vereine im Ort weiter "zusammenschweißen", zeigte sich der Vorsitzende überzeugt.
Ausflüge und Theater
"So etwas wie in Neukirchen gibt es kein zweites Mal", stellte Pfarrer Eugen Thumann fest und appellierte an die Jugendlichen: "Halt's weiter z'sam". Sebastian Neudecker, Vorsitzender des Patenvereins Bubach am Forst, gratulierte zum Jubiläum. Schirmherr Landrat Thomas Ebeling war überzeugt: "Das wird ein legendäres Fest". Ehrenschirmherr Oberbürgermeister Andreas Feller addierte die beiden Jubiläumszahlen und unterstrich: "175 Jahre, das darf man wirklich feiern".
Ehrenvorsitzender Josef Schmid hielt die Festrede und erinnerte an den 27. Juni 1909, als 45 junge Männer den Burschenverein Neukirchen aus der Taufe hoben und Johann Pirzer aus Hartenricht zum Gründungsvorsitzenden wählten. Mit Ausflügen und Theaterspiel habe der Verein das Dorfleben bereichert. Während der NS-Zeit sei der Burschenverein, wie alle anderen kirchlichen Organisationen auch, verboten worden. Die Mitglieder zerstückelten damals die Vereinsfahne aus Angst, die Nazis könnten sie beschlagnahmen. Jetzt ließ man die Einzelteile zu einer neuen Fahne zusammensetzen und beim Festgottesdienst am Sonntag weihen.
1950 erfolgte die Wiedergründung. Zum Vorsitzenden wählten die Mitglieder Johann Pirzer, den Sohn des Gründungsvorsitzenden von 1909. "Ganze Familiengenerationen haben den Verein geprägt", sagte Festredner Schmid. Viele Vorsitzende anderer Vereine seien aus dem Burschenverein hervorgegangen. In der Galerie der Führungskräfte tauchen auch bekannte Namen auf, so wie der spätere Bürgermeister Alois Trettenbach oder Bezirksrat Karl Trettenbach.
In den 1970er Jahren verschwanden immer mehr Burschenvereine "von der Bildfläche", sagte Josef Schmid und erinnerte sich: "Auch dem Burschenverein Neukirchen drohte das Aus". Der damalige Pfarrer wollte den Verein in der Katholische Landjugendbewegung aufgehen lassen. Der Ehrenvorsitzende erinnert sich an "Grabenkämpfe quer durch die Familien". Ohne die kämpferische Generation von damals, die an den alten Traditionen festhielt, gäbe es den Burschenverein Neukirchen heute nicht mehr, ist Josef Schmid überzeugt. Eine Zeit lang verlief die kirchliche Jugendarbeit zweigleisig. Eine weitere Zerreißprobe bahnte sich bei der Auseinandersetzung um die WAA an, als sich der Burschenverein im Gegensatz zur KLJB nicht "vor den politischen Karren spannen ließ", wie sich der Ehrenvorsitzende ausdrückte.
Mehr Bauplätze
Heute sieht Josef Schmid das größte Problem darin, "dass es im Ort keine Bauplätze gibt und die Jugend zunehmend abwandert". Dies bekämen alle Vereine im Dorf zu spüren. Schmid appellierte deshalb an die Kommunalpolitiker, diesem Trend entgegenzuwirken und in Neukirchen ein Baugebiet auszuweisen, um eine weitere Abwanderung zu verhindern.
Kontinuität seit 1963
Die Vereinsvorsitzenden des Katholischen Burschenvereins Neukirchen seit 1963: Georg Mändl, Peter Fink, Heinrich Pitschat, Gerhard Nörl, Karl-Heinz Schwab, Josef Bräu, Franz Pirzer, Josef Schmid, Josef Kammerl, Thomas Kummert, Bernhard Mändl, Michael Schmid, Andreas Kummert, Peter Rester, Peter Graf, Daniel Schwab, Martin Viehauser, Johannes Rester, Stefan Segerer, Josef Rester, Johannes Mändl und Georg Mayer. Die 28 Vorsitzenden der Mädchengruppe seit der Gründung 1954 sind alle noch am Leben und erhielten einen Erinnerungskrug und natürlich ein Festabzeichen. (rid)














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