Schwandorf
10.03.2020 - 20:39 Uhr

Corona-Prävention: Erste Heime schließen Türen

Ältere Menschen gelten bei einer Corona-Infektion als besonders gefährdet. Die Alten- und Pflegeheime im Landkreis haben die Corona-Gefahr besonders auf dem Schirm und reagieren.

Andrea Birzer vom BRK-Altenheim "Arche Noah" in Nabburg zeigt, wie's geht: Besucher sollen sich die Hände desinfizieren. Wer selbst Symptome einer Erkältung hat oder in einem Corona-Risikogebiet war, sollte auf einen Besuch im Altersheim verzichten. Bild: cv
Andrea Birzer vom BRK-Altenheim "Arche Noah" in Nabburg zeigt, wie's geht: Besucher sollen sich die Hände desinfizieren. Wer selbst Symptome einer Erkältung hat oder in einem Corona-Risikogebiet war, sollte auf einen Besuch im Altersheim verzichten.

Heim- und Pflegedienstleitung des Elisabtehenheims in Schwandorf haben am Dienstag nach eingehender Beratung beschlossen, den Zugang für Angehörige und Besucher zu sperren. Das teilte stellvertretender Heimleiter Josef Siml auf Anfrage mit. "Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Wir wollen unsere Bewohner schützen", sagte Siml. Nur noch Pflege- und Versorgungspersonal, Ärzte und Therapeuten haben Zutritt. Ein Anschlag am Eingang macht auf die Lage aufmerksam. "Es wird damit versucht, die Anzahl der Kontakte in die Außenwelt soweit wie möglich einzuschränken, um einer eventuellen Infektion von Bewohnern entgegen zu wirken", heißt es auf dem Hinweisplakat an den Eingangstüren zum Elisabethenheim. Die Anordnung gilt auf unbestimmte Zeit. Eine Corona-Infektion oder einen Verdachtsfall im Heim gibt es nicht. Darauf weist Siml ausdrücklich hin.

Die Naab-Residenz in Schwandorf hat ihre Türen für Besucher ebenfalls geschlossen. Die Leitung des Hauses hatte sich dazu bereits am Montag entschlossen und berief sich auf Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Eine Empfehlung des Schwandorfer Gesundheitsamtes, keine Besucher mehr in Alten- und Pflegeheime zu lassen, gibt es aktuell nicht, teilte der Sprecher des Landratsamtes, Hans Prechtl, mit.

Auch die Alten- und Pflegeheime des Bayerischen Roten Kreuzes im Landkreis – eins in Burglengenfeld und zwei in Nabburg – reagieren auf die Bedrohung durch das Virus, allerdings nicht ganz so drastisch. "Angehörige wollen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht aussperren," sagte Kreisgeschäftsführer Otto-Josef Langenhan, "Veranstaltungen mit Dritten in den Räumen der Heime sind aber untersagt." Anschläge an den Türen mahnen zur Vernunft, die ohnehin für alle gelten sollte: Wer in einem Risikogebiet war oder Erkältungssymptome hat, soll auf einen Besuch der Lieben im Altersheim verzichten und stattdessen zum Telefon greifen. Neben den Desinfektionsgeräten an den Eingängen stehen entsprechende Hinweise. Die Geräte würden eifrig genutzt, sagte die Leiterin der "Arche Noah" in Nabburg, Andrea Birzer.

Auf entsprechende Hinweise setzt auch der St.-Johannis-Stift in Pfreimd, teilte Verwalter Hans Müller mit. Auch der Chef des Hauses am Miesberg in Schwarzenfeld ist in Kontakt mit der Heimaufsicht und dem Gesundheitsamt. Das Haus bleibt für Besucher geöffnet, berichtete Stefan Leitner. Strengere Maßnahmen seien noch nicht angebracht. Das freilich könne sich jeden Tag ändern. Das Pflegeheim am Sand in Wernberg-Köblitz hat ebenfalls noch keine Beschränkungen ausgesprochen. Wie in den anderen Alten- und Pflegeheimen sind auch hier Desinfektions-Geräte aufgestellt.

Menschen ab dem Rentenalter gelten bei einer Infektion mit dem Coronavirus als besonders gefährdet. Bei ihnen droht ein schwerer der Atemwegserkrankung. Einer der führenden Virologen Deutschlands, Christian Drosten von der Charité in Berlin, richtete am Montag einen dringenden Appell an alle Familien, die Großeltern-Generation zu schützen. Drosten rät in einem Podcast des Norddeutschen Rundfunks Eltern, die Kinder in den kommenden Monaten nicht mehr in die Betreuung der Großeltern zu geben, sondern Oma und Opa als "schützenswerten Bereich" zu sehen. Stattdessen könnte die Kinder für die Großeltern einkaufen. Die Jüngeren müssten die ältere Generation auf die Gefahr aufmerksam machen: "Es ist ernst". Ältere müssten ihre sozialen Kontakte in den nächsten Monaten dringend einschränken, sagte der renommierte Wissenschaftler.

Das Elisabethenheim in Schwandorf ist für Besucher geschlossen. Dazu hat sich die Heimleitung am Dienstag entschieden, als reine Vorsichtsmaßnahme. Bild: Hösamer
Das Elisabethenheim in Schwandorf ist für Besucher geschlossen. Dazu hat sich die Heimleitung am Dienstag entschieden, als reine Vorsichtsmaßnahme.
Im Blickpunkt:

Corona und die Wahl

Im Elisabethenheim Schwandorf ist am Sonntag ein Wahllokal für die Kommunalwahl untergebracht. Trotz der vorsorglichen Schließung des Heims für Besucher bleibt es auch dabei. Denn das Wahllokal in der Bibliothek ist durch einen separaten Eingang erreichbar. Die Wähler müssen also nicht durch den Haupteingang. Das bestätigte die Pressesprecherin der Stadt, Maria Schuierer.

Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) empfiehlt für die Wahlhelfer in allen Wahllokalen regelmäßiges Händewaschen. Einweghandschuhe oder Desinfektionsmittel seien nicht notwendig, heißt es in einem Schreiben an die Gesundheitsämter.

Für die als Wahllokal genutzten Räume - oft in Schulen oder Kindergärten - wird eine gründliche Reinigung vor der Wiederbenutzung empfohlen. "Hierbei sind keine besonderen Schutzmaßnahmen, die über die üblicherweise durchgeführten Maßnahmen hinausgehen, notwendig", schreibt LGL-Präsident Dr. Andreas Zapf. (ch)

OnetzPlus
Schwandorf09.03.2020

Der Podcast mit Christian Drosten

 
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