Schwandorf
14.12.2018 - 14:29 Uhr

Engpass beim Gewerbemüll

Die Konjunktur brummt, der Konsum auch. Die Folge sind wachsende Abfallberge. Das bringt das Müllkraftwerk an die Kapazitätsgrenze. Für Gewerbe und Industrie könnte das Folgen haben.

Die Abfallberge wachsen. Das Müllkraftwerk stößt an seine Kapazitätsgrenzen. Die Folge könnte sein, dass die Anlieferung von Abfall aus Gewerbe und Industrie phasenweise gestoppt werden muss. Bild: Hösamer
Die Abfallberge wachsen. Das Müllkraftwerk stößt an seine Kapazitätsgrenzen. Die Folge könnte sein, dass die Anlieferung von Abfall aus Gewerbe und Industrie phasenweise gestoppt werden muss.

Die Bürger im Gebiet des Zweckverbands Müllverwertung Schwandorf (ZMS) müssen sich nicht sorgen, dass ihre Tonne nicht entleert wird. Hausmüll-Entsorgung ist Hauptaufgabe des ZMS, erläuterte Verbandsdirektor Thomas Knoll den Oberpfalz-Medien. Im Dachelhofer Kraftwerk wurden in diesem Jahr rund 446 000 Tonnen Müll verbrannt, davon etwa 97 000 Tonnen Gewerbemüll. Den muss der ZMS nicht abnehmen - macht es aber, so lange die Kapazität reicht. Eine ausgelastete Anlage bedeutet am Ende auch günstige Entsorgungspreise für alle.

Die Bevölkerungszahl im ZMS-Gebiet wächst. Und der Heizwert des Abfalls steigt. Letzteres senkt die Durchsatzmenge. Der Grund: mehr Plastik. Das sind Verpackungen, andererseits sind seit einem Einfuhrstopp in China 1,5 Millionen Tonnen Plastikabfall zusätzlich auf dem deutschen Markt. Die Haushalte liefern mehr Sperrmüll. "Es gibt wenig Zinsen, da investieren die Leute in die eigenen vier Wände", sagte Knoll. Der boomende Versandhandel bringt eine Flut von Kartonagen. Wenn die Papiertonne voll ist, landet die Pappe oft im Hausmüll. "Das hat bei uns im Ofen nichts zu suchen," bekräftigte Knoll. Hier könnten die Landkreise reagieren und mehr Tonnen zur Verfügung stellen.

Schwandorf28.11.2018

Bis zu 50 000 Tonnen Müll werden in der Sortieranlage in Bodenwöhr landen, die verwertbares abtrennt. Davon erhofft sich der ZMS eine Entlastung bis zu 25 000 Tonnen. "Auf dem Papier werde ich nächstes Jahr arbeitslos. Ich befürchte aber, dass es anders kommt", spielte Knoll auf das Verpackungsgesetz an, das in Kraft tritt. Dann dürften keine Verpackungen mehr im Müll landen. Tatsächlich wird aber zu wenig getrennt und recycelt. Bis zu 50 Prozent der Verpackungen landen in den Müllöfen. Zu den steigenden Mengen kommt, dass viele Verbrennungsanlagen in Bayern Fernwärme produzieren und deshalb ihre Revisionen in den Sommer legen. Dann fehlen Kapazitäten, Umleitungen (2018 aus Schwandorf 21 000 Tonnen) werden schwierig. "Da wird es sehr knapp", sagte Knoll. "Es könnte Phasen geben, in denen wir die Gewerbemüll-Anlieferung stoppen müssen." Das Gewerbe muss dann andere Wege finden, seinen Müll zu entsorgen. "In Bayern fehlt eine Verbrennungsanlage", meint Knoll. Nicht für Haus-, sondern für Gewerbemüll. Zu investieren, ist nicht primär Aufgabe der öffentlichen Hand. Denn eine Abnahmepflicht für Gewerbemüll besteht nicht. Ein Ausbau in Schwandorf scheidet aus. "Wir werden nicht erweitern. Das haben wir vertraglich zugesichert", bekräftigte Knoll.

Es könnte Phasen geben, in denen wir die Gewerbemüll-
Anlieferung stoppen müssen.

Thomas Knoll, ZMS-Verbandsdirektor

Thomas Knoll, ZMS-Verbandsdirektor

 
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