Den guten Besuch der Bezirksversammlung in der voll besetzten Gaststätte des Tierzuchtzentrums wertete Vorsitzender Erich Pilhofer als Zeichen dafür, "dass die Mitglieder die wirtschaftliche Entwicklung schwer belastet". Den Veterinären und den Politikern gibt der Bezirksvorsitzende die Schuld an der Misere, denn: "Sie erschweren uns mit ihren einseitigen Vorgaben den Export von Zuchttieren". Die Nachbarländer Österreich und Polen seien "gerne in die Bresche gesprungen und haben das Geschäft gemacht". Der deutsche Kälbertransport sei völlig zum Erliegen gekommen mit der Folge, "dass enorme Einkommensanteile weggebrochen sind". Erich Pilhofer hat fast den Eindruck, als wolle Deutschland "die eigene Ernährung abschaffen".
Klage über Tierwohl-Auflagen
Der Vorsitzende des Milcherzeugerrings, Josef Bauer, stieß in dieselbe Kerbe und beklagte die Auflagen zum Tierwohl. 38 Prozent der Milchviehhalter praktizierten derzeit noch die Anbindehaltung. "Sie werden ihren Betrieb aufgeben, wenn sie zu Investitionen gezwungen werden", befürchtet der Verbandsvertreter. Bei den Demonstrationen gehe es den Landwirten nicht nur um höhere Erzeugerpreise, sondern auch um Anerkennung. "Wir sind keine Tierquäler und nicht an allem schuld", so Bauer.
Der fachliche Leiter des Milcherzeugerrings, Thomas Nibler, meldete zum wiederholten Mal einen neuen Rekord. Die durchschnittliche Milchleistung pro Kuh in der Oberpfalz lag im vergangenen Jahr bei 8261 Kilogramm und damit um 43 Liter höher als 2018. Die Oberpfalz liege damit beim Zuwachs über dem bayerischen Schnitt. Im Milcherzeugerring des Bezirks sind aktuell 2245 (minus 168) Betriebe organisiert, die 119 798 Kühe (minus 3035) halten. 68 Tiere (plus 18) haben eine Lebensleistung von 100 000 Litern erbracht. "Leistung und Tierwohl sind kein Widerspruch, sondern bedingen einander", stellte der Zuchtleiter fest.
Dies bestätigte auch Josef Miesenberger, Geschäftsführer des Fleckviehzuchtverbandes im österreichischen Inn- und Hausruckviertel. Er belegte die Erfolge der Fleckviehzucht mit Bildern und Zahlen und stellte fest: "Das Fleckvieh ist und bleibt als Fleisch- und Milchproduzent die beste Doppelnutzungsrasse der Welt". Die Kuh der Zukunft gebe im Schnitt 8000 Liter pro Jahr, sei anpassungsfähig und "genetisch hornlos".
Strukturwandel geht weiter
Gleichzeitig aber setzt sich der Strukturwandel fort. Gab es in der Oberpfalz im Jahr 1972 noch 30 644 Milchkuhhalter, so waren es im vergangenen Jahr nur noch 4502. Die meisten davon waren im Landkreis Cham (1261), die wenigsten im Landkreis Regensburg (343). Der Landkreis Schwandorf liegt mit 700 Milchkuhhaltern an zweiter Stelle im Bezirk.
Bei der zwölften Fleckviehschau im Oktober 2019 im Schwandorfer Tierzuchtzentrum erzielten Eva-Maria Bäuml aus Gögglbach, Josef Wendl aus Kemnath bei Fuhrn und Andreas Roidl aus Irlach bei Wackersdorf Achtungserfolge und wurden dafür bei der Bezirksversammlung geehrt.
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