Den Amtsrichter Thomas Heydn beschäftigen öfter mal Fälle der gefährlichen Körperverletzung, bei denen Waffen eingesetzt wurden. Knüppel, Flaschen oder die Stahlkappen von Arbeitsstiefeln hatte er schon. Nun aber geriet sein prüfender Blick auf den Lenker eines Fahrrads, der mutmaßlich gezielt zum Verletzungsinstrument umfunktioniert worden war.
Die Vorgeschichte: In einer Stadt im östlichen Landkreis Schwandorf liegen zwei in Nachbarschaft wohnende Männer im Dauerstreit. Unversöhnlich scheinbar, wie nun ein 63-Jähriger vor Amtsrichter Thomas Heydn schilderte. Der Mann wollte sich an einem Oktober-Abend letzten Jahres auf sein Fahrrad geschwungen haben und dann, nur wenige Meter weiter, von einem Sohn seines Kontrahenten angegriffen worden sein. Auf offener Straße und mit derben Beleidigungen. Er selbst habe nichts zur Konfrontation beigetragen und sei nach der Attacke schleunigst per Bike geflüchtet.
Es gab eine völlig andere Version des seltsamen Geschehens. Sie kam von einem 28-Jährigen, de sich in der Rolle des Opfers bei einem gewaltsamen Angriff sah. "Ich stand an meinem Auto. Da ist der plötzlich von hinten auf mich zu geradelt". Was dann geschehen sei, wollte der Richter wissen.
"Der Angeklagte hat mich mit dem Fahrradlenker am Arm gestreift." Welcher Arm? Links oder rechts? Das war dem mutmaßlichen Opfer nicht in Erinnerung geblieben. Nur: "Danach gab es eine blau unterlaufene Stelle".
Die Amberger Staatsanwaltschaft hatte in dem Vorfall eine gefährliche Körperverletzung per Einsatz des Fahrradlenkers erkannt und dem 63-Jährigen einen Strafbefehl mit sechs Monaten Haft zur Bewährung zuschicken lassen. Das zog Einspruch nach sich und damit eine Verhandlung, nach deren Beweisaufnahme selbst die Staatsanwältin Freispruch beantragte.
Richter Heydn kam dieser Aufforderung nach. "Alles irgendwie glaubhaft. Aber von beiden Seiten", argumentierte er. So blieb denn ungeklärt, ob die Lenkstange eines Fahrrads wohl erstmals in der Schwandorfer Justizgeschichte zur Waffe umfunktioniert wurde.
Nur eines blieb als gesicherte Tatsache zurück: Der Gepäckträger des betagten Bikes schepperte. Allein durch dieses Geräusch wollte der 28-Jährige des Herannahen des Nachbarn gehört und sich sofort umgedreht haben.













 
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