Der Getränkegroßhandel steht im Süden des Landkreises Schwandorf und er wurde im Jahr 2017 immer wieder von Einbrechern heimgesucht. Sie durchtrennten Zäune, luden Tausende leerer Flaschen auf und fuhren davon. Nach acht solcher Coups wurde es dem Inhaber zu bunt. Er ließ Peilsender installieren.
Am 18. April 2017 hielt ein Fahrzeug um 3.51 Uhr vor dem Großhandelsbetrieb. Da es damals noch keine Überwachungskameras gab, war die Anzahl der aussteigenden Täter unklar. Fest stand nur: Es kamen nahezu 1500 leere Cola-Plastikbehälter abhanden.
Mit an Bord des zum Einbruch benutzten Transporters befand sich ein verdeckt angebrachter Peilsender. Deshalb konnte die Polizei feststellen: Die Beute war in den Regensburger Vorort Lappersdorf gefahren worden. Dort aber gab der Sender plötzlich seinen Geist auf.
In Lappersdorf wohnte seinerzeit auch ein 49-Jähriger, der jetzt auf der Anklagebank vor Amtsrichterin Franziska Bücherl saß und wortreich beteuerte: "Ich war nie dort." Seltsam allerdings: Am Tatort war ein blauer Einweghandschuh gefunden worden, an dem sich DNA-Spuren des Mannes befanden. Ein klarer Fall also? Mitnichten.
Denn erstens gab es zwei Männer, die seinerzeit ebenfalls in Lappersdorf ihren Wohnsitz hatten und schon lange vorher in den Verdacht geraten waren, an den ständigen Flaschendiebstählen im Kreis Schwandorf beteiligt gewesen zu sein. Einer reiste nun aus Berlin an, der andere aus Regensburg. Sie sagten: "Wir kennen den Angeklagten nicht und waren auch nie an solchen Sachen beteiligt."
Zweitens dann: Der fragliche Handschuh trug zwar DNA-Anhaftungen des 49-Jährigen. Aber eine Sachverständige des Landeskriminalamts (LKA) in München offenbarte der Richterin: "Es handelte sich um Mischspuren." Anders ausgedrückt: Es waren auch Anhaftungen von einem anderen Menschen vorhanden. Und der hätte den Handschuh ja mitgebracht und beim Diebstahl benutzt haben können. Seine DNA aber war in den polizeilich gespeicherten Dateien nicht vorhanden.
Das Zähneknirschen der Justiz war hörbar. Doch an einem Freispruch führte kein Weg vorbei. Denn die Beweislage war irgendwie zerbröselt. Der 49-Jährige ("Ich glaube jetzt wieder an die Gerechtigkeit") konnte straflos gehen. Zurück blieb: Die Verdächtigen wohnten alle im gleichen Lappersdorfer Viertel. Doch gekannt haben wollten sie einander nicht.













 
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