Gedenkstein erinnert an die Opfer des Massakers

Schwandorf
22.04.2021 - 16:54 Uhr

Das Massaker war in Vergessenheit geraten. Nun erinnert in der Schwandorfer Gemarkung "Kunthau" ein Gedenkstein an die barbarische Tat vom 20. April 1945 an 70 KZ-Häftlingen.

Dritte Bürgermeisterin Marion Juniec-Möller, SPD-Fraktionsvorsitzender Franz Schindler, Initiator Andreas Weinmann und Hobby-Historiker Michael Fleischmann (von links) weihten am Dienstag den Gedenkstein zur Erinnerung an die Opfer des Massakers vom 20. April 1945 ein.

70 KZ-Häftlinge eines Flossenbürger Evakuierungszuges wurden beim Fluchtversuch in einem Waldstück in der Schwandorfer Gemarkung „Kunthau“ von den Wachmannschaften erschossen.

Der Klardorfer Hobby-Historiker Michael Fleischmann (33) hat die Ereignisse von damals in einer Dokumentation zusammengefasst. Über einen QR-Quode an der Gedenktafel lässt sich der Text abrufen. Dritte Bürgermeisterin Marion Juniec-Möller nahm bei der Einweihung des Mahnmales darauf Bezug und gedachte der Opfer „des menschenverachtenden Regimes“. Drei Tage nach der „Schwandorfer Bombennacht“, bei der in der Stadt 1250 Menschen ums Leben kamen, griffen alliierte Tiefflieger Eisenbahnwaggons mit Flüchtlingen an, die sie mit Flakverbänden der deutschen Luftwaffe verwechselten. Unter den Gefangenen brach Panik aus. Wer flüchtete, wurde von den Wachmannschaften erschossen. Die Überlebenden mussten sie im Wald in der „Kunthau“ verscharren.

Die Gemeinde Dachelhofen, zu der das Flurstück damals gehörte, errichtete nach dem Krieg drei Grabstätten am Waldrand. 1957 wurden die sterblichen Überreste der Opfer in den KZ-Ehrenfriedhof Flossenbürg umgebettet, die Anlage in der „Kunthau“ aufgelassen. Dass nun am Ort des historischen Geschehens ein Mahnmal entstand, geht auf die Initiative von Stadtrat Andreas Weinmann (SPD) zurück. Die Stadt griff seine Anregung auf und ließ aus Flossenbürger Granit einen Gedenkstein mit der Aufschrift errichten: „Gegen das Vergessen – 70 Opfer eines mörderischen Regimes mahnen die Lebenden“.

„Diese Erinnerungskultur sind wir den Opfern schuldig“, ist Dritte Bürgermeisterin Marion Juniec-Möller überzeugt. Das Geschehen mahne die nachfolgenden Generationen „zu Frieden, Freiheit und Demokratie“. Die Grünen-Politikerin will mit der „Erinnerung an die schreckliche Vergangenheit“ auch ein „Zeichen gegen Rechtsextremismus“ setzen. SPD-Fraktionsvorsitzender Franz Schindler möchte „Steine zum Sprechen bringen“. Die Erinnerung an die Opfer sei Pflicht und mahne vor einem Rückfall in die Barbarei. „Wir spüren wieder rechtsextreme Tendenzen und müssen wachsam sein“, so der Schwandorfer Stadtrat. Er hofft, „dass der Gedenkstein vor Vandalismus verschont bleibt“.

Initiator Andreas Weinmann dankte dem städtischen Mitarbeiter Peter Habermeier für die Umsetzung der Pläne und die Einrichtung eines QR-Codes, der einen Zugriff auf die Textstellen der Fleischmann-Dokumentation gewährt.

Flossenbürg18.04.2021
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