Schwandorf
13.07.2018 - 16:23 Uhr

"Gopfejts" heißt nicht "auf Wiedersehen"

Wenn sich ein Dialektsprecher verabschiedet, verwendet er zum Beispiel die Ausdrücke "Pfiagod!" oder - nordbairisch geprägt - Pfejgod!", die beide in ihrem eigentlichen Sinn "Behüt dich Gott!" bedeuten.

„Alles Gute und Gottes Segen“ meint der Mundartsprecher, wenn er in einen Kinderwagen schaut und „Gopfejts“ sagt. slu
„Alles Gute und Gottes Segen“ meint der Mundartsprecher, wenn er in einen Kinderwagen schaut und „Gopfejts“ sagt.

(slu) Werden jedoch die Bestandteile des nordbairischen Wortes umgedreht, dann ergibt sich ein völlig anderer Zusammenhang,denn "Godpfejts!" bzw. "Gopfejts!" hat mit einer Verabschiedungsfloskel nicht das Geringste zu tun.

Im Wesentlichen sind es zwei Bereiche, in denen man diesen Ausdruck vorfindet. Der erste ist jener eines gewissen Fatalismus und lässt sich mit einem hochsprachlichen "Wie dem auch sei. / So ist es halt. / Da kann man nichts machen." wiedergeben. Zur Illustration dieses Sachverhalts möge folgendes Beispiel dienen: Unverschuldet wurde der 19-jährige Peter, der vor kurzem den Führerschein bestanden hatte, in einen Verkehrsunfall verwickelt, bei dem sein nagelneues Auto arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Schockiert und tief traurig kommt er zu Hause an und erzählt seiner Mutter von dem Missgeschick. Ihre einzige Reaktion lautet: "Gopfejts! Bi fraou, das dir nix bassierd is."

Der zweite Kontext, in dem der besagte Ausdruck auftaucht, ist, falls man jemanden der Obhut Gottes empfiehlt und dies auch entsprechend artikuliert. Manchmal ist dies zu beobachten, wenn weibliche Personen auf der Straße einer Bekannten mit einem Kinderwagen begegnen und das Neugeborene in Augenschein nehmen. Hier entspricht "Gopfejts!" einem "Alles Gute und Gottes Segen!"

Der Bezug zu Gott, der in beiden Fällen bezeichnend ist, kommt im Dialekt als Spiegel der Volksfrömmigkeit häufig vor. So etwa auch bei der Reaktion auf eine Person, die niest, und deren Antwort: "Hölfgod!", "Göltsgod!", "Sengsgod!"

Aufgrund mannigfaltiger Umstände sind typisch dialektale Wortschatzbesonderheiten wie die beschriebenen im heutigen Sprachgebrauch nur mehr äußerst selten anzutreffen, denn die junge Generation kann damit kaum mehr etwas anfangen. Sie sind häufig internationalen Anglizismen gewichen und noch dazu auf einige wenige davon reduziert.

Ein unrühmliches Beispiel ist das sattsam bekannte "cool", das bei allen möglichen (und unmöglichen) Gelegenheiten eingesetzt wird, ohne dass sich der Sprecher der reduzierten Einfachheit seiner Ausdrucksweise bewusst ist. Die Vielfalt dialektaler und auch hochsprachlicher Expressivität ist im Deutschen im Zeitalter der Globalisierung und der Digitalisierung auf dem Weg, abgeschwächt und entwertet zu werden. Von daher sollte es weder als veraltet noch als verstaubt gelten, wenn man hie und da ein erfrischendes "Gopfejts!" zu hören bekommt. www.onetz.de/themen/dialekt




 
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