Manuela Pürzel-Lehner ist niemand, der sich vor öffentlichem Auftreten fürchtet. Mit ihren Erfahrungen als Schauspielerin der Theaterbühne Schwandorf und als langjähriger Aktivposten der Faschingsgesellschaft Lindania weiß sie, wie man Aufmerksamkeit herstellt. Und so kam sie kurz vor Weihnachten auf eine zündende Idee, die sie gleich mit Tatkraft umzusetzen begann.
Nach Rücksprache mit ihrer Familie setzte die 55-Jährige ein Schreiben an die Nachbarschaft im Schwandorfer Ortsteil Dachelhofen auf, das sich kurz darauf in zahlreichen Briefkästen wiederfand und bei vielen der Adressaten freudige Zustimmung hervorrief. "Habt ihr auch schon überlegt, wie ihr den heiligen Abend besinnlich beginnen könnt?", hieß es in dem Flugblatt einleitend und danach drückte Manuela Pürzel-Lehner zunächst ihr Bedauern darüber aus, "dass das Krippenspiel ja leider ins Wasser fällt und das Singen in der Familie nicht sehr beliebt ist, zumindest bei meinen Mädels nicht". Dazu wäre ihr aber etwas eingefallen, schrieb sie: "Wie wäre es denn, wenn wir alle gemeinsam singen?"
Große Resonanz
Und so schlug die rührige Weihnachts-Botschafterin vor, dass jede Familie an Heiligabend gegen 16 Uhr, vielleicht mit Glühwein oder Sekt in der Hand, aus dem Haus kommen sollte, um gemeinsam Weihnachtslieder zu singen. Entsprechende Liedtexte würde sie kopieren und vorab zustellen. "Wir waren ja skeptisch, ob die Idee ankommt," verriet Manuela Pürzel-Lehner kurz vor dem Ereignis. Aber wie sich gezeigt hatte, war die Resonanz umwerfend. Nahezu jeder aus der Nachbarschaft füllte die beigefügten Anmeldezettel aus, so dass sich tatsächlich kurz vor 16 Uhr die Straße zu füllen begann.
Corona-bedingt hielten die einzelnen Familien jeweils größeren Abstand voneinander und fast auf die Minute genau wurde über die Lautsprecher eines Autoradios ein "Halleluja" eingespielt. Danach gab die Ideengeberin den Ton an, laut und deutlich, und das "Oh Tannenbaum" erklang aus 40 Kehlen, begleitet von den Flötentönen zweier Mädchen, die noch schnell ihr Instrument geholt hatten.
Gesang und Wunderkerzen
Da alles ungeprobt vonstatten ging, saß zwar nicht bei jedem jeder Ton, aber die Freude an der ungewohnten Choraktivität überwog jeden künstlerischen Einwand. "Süßer die Glocken nie klingen", "Oh du fröhliche", "Alle Jahre wieder", "Kommet ihr Hirten" und, als Abschluss und Höhepunkt der Weihnachtslieder-Hitparade, "Stille Nacht".
Mit Gesang, dem Zurufen von Weihnachts-Glückwünschen und dem symbolischen Anstoßen mit den mitgebrachten Getränken verbrachten die Nachbarn eine gute halbe Stunde miteinander im Freien und ließen sich auch vom einsetzenden Nieselregen nicht vertreiben. Eine Familie hatte sogar Wunderkerzen angezündet und setzte so einen schönen optischen Schlusspunkt unter die außergewöhnliche Veranstaltung.
"Wir waren ja skeptisch, ob die Idee ankommt."

















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