Schwandorf
30.10.2022 - 13:55 Uhr

Zum Jubiläum eine Talkrunde mit den SPD-Altlandräten Hans Schuierer und Volker Liedtke

50 Jahre Landkreis Schwandorf, 42 davon unter SPD-Führung: Grund für die Partei, einen Festakt zu begehen. Am Podium diskutieren die ehemaligen Landräte Hans Schuierer und Volker Liedtke.

Wenn sich Marianne Schieder an die Jubiläumsveranstaltung "50 Jahre Landkreis Schwandorf" erinnert, ist sie immer noch verärgert und empfindet: "So eine schlimme Veranstaltung habe ich noch nie erlebt." Die SPD-Politikerin spricht von einer "Arroganz und Intoleranz der Landkreisführung, die nicht zu überbieten war".

Die SPD-Altlandräte Hans Schuierer und Volker Liedtke wären damals zum Festakt zwar geladen gewesen, hätten aber keine Rolle gespielt. Das war beim Empfang der Partei am Samstag in der Spitalkirche in Schwandorf ganz anders. Da standen die beiden im Mittelpunkt und blickten zurück auf fünf Jahrzehnte Landkreispolitik, davon 42 Jahre unter ihrer Regie. Denn während der Landkreis 50-jähriges Bestehen feiert, kann der Kreisverband der SPD sowie die SPD-Kreistagsfraktion auf 50 Jahre politische Arbeit im und für den Landkreis zurückschauen.

"Gute Verwaltungsarbeit"

"Wie ist der Aufstieg vom Problem- zum Vorzeigelandkreis zu erklären?", wollte Moderator Michael Hitzek wissen. Hans Schuierer stützte sich auf eine "gute Verwaltung". Er erinnerte an Namen wie Ludwig Detter (Verwaltung), Martin Deml (Wirtschaftsförderung), Fritz Haag (Sport), Toni Gietl (Feuerwehr), Werner Kraml (Gartenbau), Otmar Poguntke (Senioren) und Franz-Joseph Vohburger (Kultur). Beim Rückblick auf den WAA-Widerstand und seine Verbalattacken gegen den bayerischen Ministerpräsidenten gibt Schuierer zu: "Die Worte von damals würde ich heute nicht mehr wählen."

Der Altlandrat plauderte aus dem Nähkästchen und erinnerte sich an ein Gespräch mit dem damaligen Regierungspräsidenten Karl Krampol. Dieser verriet ihm "die wahren Gründe" für die Zusammensetzung des neuen Landkreises Schwandorf aus fünf Altlandkreisen: "Die in München wollten den roten Landrat von Burglengenfeld weghaben." Deshalb habe man das "rote" Städtedreieck mit dem "schwarzen Norden" verbunden. Die Rechnung ging bekanntlich nicht auf. Schuierer gewann 1972 hauchdünn mit 375 Stimmen Vorsprung gegen den damaligen Oberviechtacher CSU-Landrat Josef Spichtinger.

Mit dem Kompromiss zur Verlängerung der Laufzeiten für die Kernkraftwerke ist "Atomkraftgegner Schuierer" einverstanden, "wenn es denn sein muss". Bei der Diskussion um das Jugendzentrum Burglengenfeld vermisst der Altlandrat ein Alternativangebot des Landkreises.

Volker Liedtke übernahm 1996 "ein wohl bestelltes Haus". Ihm sei es darum gegangen, so der Schuierer-Nachfolger, die Wirtschaftskraft des Landkreises zu stärken, Fördertöpfe für das "Oberpfälzer Seenland" zu erschließen und Strukturen zu schaffen, "damit die sozial schwachen Menschen im Landkreis nicht abgehängt wurden". In Erinnerung bleibt ihm die "emotionale Auseinandersetzung" um die Schließung und den Verkauf der Kreiskrankenhäuser. "Das war die schwierigste Zeit", so Liedtke. Für ihn sei der Strukturwandel bei den Krankenhäusern, vor dem andere Landkreise jetzt erst stünden, erfolgreich verlaufen. Mit Genugtuung blickt Volker Liedtke auf seine drei Wahlsiege zurück und gibt zu bedenken: "Die CSU schickte immerhin ihre größten Zugpferde ins Rennen."

Verdienst der SPD

Kreisvorsitzender Peter Wein erinnerte an die Erfolge der 42-jährigen Regentschaft unter Hans Schuierer und Volker Liedtke und kritisierte die Ignoranz der jetzigen Landkreisführung beim offiziellen Festakt mit den Worten: "Es war, als hätte es uns nie gegeben." Dabei sei es in erster Linie ein Verdienst der SPD, "dass der Landkreis heute so gut dasteht".

"Bildung, Soziales, Seniorenkonzept, Gartenbau und Wirtschaftsförderung tragen die Handschrift der Sozialdemokraten", meinte auch MdB Marianne Schieder, die 18 Jahre lang stellvertretende Landrätin war. Franz Schindler, ehemaliger Landtagsabgeordneter und SPD-Bezirksvorsitzender, schwärmte von jenen Zeiten, als es in der Parteienlandschaft nur "Schwarze" und "Rote" gab, "und wir die Stärkeren waren". Er erinnerte daran, "dass die CSU die Wahlniederlagen nie verkraftet und die Zusammenarbeit im Kreistag deshalb verweigert hat."

Beim Stehimbiss setzte der Veranstalter die Tradition der "Schuierer-Empfänge" fort. Es gab Leberkäs. Landtagskandidatin Julia Zeidler (Nittenau) und Bezirkstagskandidat Martin Bauer (Schmidgaden) überreichten Präsente. Ein musikalisches Trio um Hans Deml (Burglengenfeld) umrahmte den Festakt.

 
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