"Gut, dass auch wir jungen Leute wählen können", lobt Marie Obermeier das U-18-Wahlprojekt des Kreisjugendrings. Die 16-Jährige aus Altenschwand hat am Freitag gerade mit dem Grundkurs Sozialkunde ihren Stimmzettel im Wahllokal des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums in Schwandorf in die Urne gesteckt. Sie fände es richtig, wenn sie auch an den "echten" Kommunalwahlen teilnehmen könnte. Ihr Mitschüler Xaver Wißmann aus Wackersdorf stimmt ihr zu: "Ich glaube schon, dass man sich mit 16 Jahren eine politische Meinung bilden kann." Außerdem: "Die Kommunalpolitik betrifft uns doch sehr direkt", sind sich die Schüler einig.
An den zehn teilnehmenden Schulen bot der Kreisjugendring zur U-18-Landratswahl entsprechende Unterrichtsstunden an. Die jungen Leute konnten auflisten, was sie von der Politik erwarten, wo sie Aufgaben für den künftigen Landrat sehen (wir berichteten). "Das war gut, dass wir unsere eigenen Anregungen mit einbringen konnten," sagt Obermeier. Die sollten dann mit den Kandidaten auf einer Podiumsdiskussion erörtert werden. Obermeier und Wißmann bedauern beide, dass diese Diskussion nicht stattfinden konnte. Da sind sie sich mit ihrem Schulleiter, Oberstudiendirektor Johannes Werner, einig: "Wir hätten unsere Schüler gerne hingeschickt." Acht Klassen mit rund 200 Schülern beteiligten sich am Schwandorfer Gymnasium an dem Projekt, im ganzen Landkreis waren es knapp 1100 Jugendliche an zehn Schulen. Werner lobt das Projekt, zumal es gut in den Unterricht passt. Wahlen stehen in den teilnehmenden Jahrgangsstufen auf dem Lehrplan.
Die Wahlurnen landen am Nachmittag im Kreisjugendring-Büro in Schwandorf. KJR-Vorsitzender Peter Neumeier und Geschäftsführerin Sabrina Reiner zählen mit einem Team an Helfern die knapp 1000 abgegebenen Stimmen aus, auch Kreisjugendpfleger Stefan Kuhn hilft mit. In einem jedenfalls waren die unter 18-Jährigen, die mitwählen konnten, beinahe vorbildlich: Die Wahlbeteiligung liegt bei 83 Prozent. Da haben die jungen Leute die Latte für die "echten" Wahlen am 15. März hoch gelegt.
Kurz nach 17 Uhr veröffentlicht der KJR das Ergebnis. Landrat Thomas Ebeling (CSU) liegt klar vorne. Für eine absolute Mehrheit im ersten Durchgang hätte es "im wahren Leben" nicht gereicht. "Ich freue mich sehr über den Vertrauensbeweis bei der U-18-Wahl," sagt er den Oberpfalz-Medien, und verbindet das mit einem Dankeschön an den KJR für die Organisation der Wahl. 401 der 969 gültigen Stimmen holte der Landrat.
Auf Platz zwei, mit klarem Abstand dahinter: Rudi Sommer (Grüne), quasi der "Stichwahlgegner" mit 148 Stimmen. "Mein erster Gedanke war: Schade, dass nicht alle Wähler unter 18 sind", sagt Sommer. "Der Trend freut einen natürlich schon", gibt Sommer zu, mit diesem Ergebnis würden sich Klima-und Umweltpolitik voranbringen lassen. Zu hoch hängen wollen beide das Ergebnis aber natürlich nicht. Ernst wird's am 15. März. Kopf an Kopf mit Sommer liegt Peter Wein (SPD, 140 Stimmen) in der Gunst der jungen Leute, gefolgt von Eva Kappl (Die Linke, 122). Klaus Schuhmacher (AfD, 85) landet noch knapp vor Dieter Jäger (Freie Wähler, 73).
Sabrina Reiner freut sich vor allem über die hohe Wahlbeteiligung. "Die Jugend ist nicht politikverdrossen, sondern man muss sie einbeziehen", sagt die KJR-Geschäftsführerin. Schon bei den Unterrichtsstunden in den Schulen habe sich das gezeigt. Den Erfolg sieht sie "als positives Signal für weitere politische Projekte". Die Ergebnisse in den Wahllokalen bleiben intern, werden nur den Schulen weitergegeben. Aufgrund der relativ geringen Stimmenzahl wäre sonst das Wahlgeheimnis nicht mehr gewahrt.


















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