Schwandorf
11.08.2023 - 10:43 Uhr

Auf einen Kaffee mit Polizisten auf dem Schwandorfer Marktplatz

Einfach mal ganz zwanglos mit einem Polizisten Kaffee trinken. Geht das überhaupt? Ja. Auf dem Schwandorfer Marktplatz ist es ausdrücklich erwünscht. Die Bürger lassen sich darauf ein.

Blinkendes Blaulicht, eine Motorradstreife und viele Uniformierte auf dem Schwandorfer Marktplatz – und das stundenlang. Was ist da los? Nichts. Zumindest kein Unfall, kein Verbrechen oder ein Unglück, wofür die Polizei alarmiert werden muss. Dieses Mal kommt die Polizei zum Kaffeeklatsch. "Coffee with a cop" (Kaffee mit einem Polizisten) heißt das neue Format der Bayerischen Polizei, um die Scheu vor Ordnungshütern abzubauen. Berührungsängste zeigen die Jüngsten von Anfang nicht. Das Blaulicht zieht sie magisch an und das Polizeimotorrad steht zum Platz nehmen bereit. Manches Mädel oder mancher Bub platzt fast vor Stolz und die Mama hält den Augenblick auf einem Handyfoto fest.

Bürgernah

Doch die Bürgernähe ist nicht auf den Nachwuchs beschränkt. Die neun uniformierten Beamten wollen mit der Bevölkerung plaudern und das lässt sich am besten mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Deshalb steht eine Kaffeebar da und ein älterer Mann ist sichtlich überrascht, dass er nichts zahlen muss. Der stellvertretende Schwandorfer Inspektionsleiter Franz-Xaver Michl ist am frühen Nachmittag ebenso gefragt wie seine Kolleginnen und Kollegen. Er sieht die Aktion als Präventionsmaßnahme und Chance, um Distanz abzubauen. Für die Polizei ist es eine gute Gelegenheit, "sich in einem anderen Licht zu präsentieren". Denn egal, weshalb die Polizei kommt, die Situation ist meistens angespannt.

"Coole Idee"

Zwei Wölsendorfer unterhalten sich mit einer Polizistin, wie sie den Schichtdienst bewältigt sowie Dienst und Familie unter einen Hut bringt. "Und dann werden wir noch gut bewirtet", honoriert die ältere Dame den Service. Ein Schwandorfer Familienvater nennt es eine "coole Idee". Er genießt die lockere Atmosphäre.

Tuning, Autoposer, Fakenews

PI-Leiter Michael Duschl ist ständig im Gespräch, mit einem Lehrer zum Beispiel, der Probleme an Schulen schildert. Doch was brennt den Schwandorfern auf den Nägeln? Michael Duschl und Franz-Xaver Michl atmen kurz durch und denken nach, bevor sie Oberpfalz-Medien antworten. Neben dem aktuellen Dauerthema Cybercrime spielen Betrugsmaschen und wie man sich davor schützen kann eine große Rolle und Verkehrsaspekte. Einstellungsbedingungen, aber auch Notfallnummern sind von Interesse. An Michael Duschl wendet sich ein junger Mann mit konkreten Fragen zum Autotuning. Einen Bürger regen Autoposer auf. Ein Stadtrat will wissen, wie man Fakenews entgegen treten kann. Konkret geht es ihm darum, dass im Netz gestreut wird, im Schwandorfer Freibad herrschten Zustände wie in Berlin. Eine Security sei das Mindeste zur Sicherheit von Frauen. Der Beamte rät dazu, mit Fakten dagegen zu halten.

Das Ziel der Aktion formuliert Michael Duschl so: "Man kann mit Fragen auf die Polizei zugehen und Distanz, die auch durch Corona entstanden ist, abbauen. Es läuft sehr gut." Es ist ruhig, friedlich. "Die notorischen Beschwerdeführer haben wir noch nicht gehabt", sagt Franz-Xaver Michl und lädt die nächste Schwandorferin zum Kaffee ein. Ob der Kaffeeklatsch ein weiteres Mal stattfindet, ist noch offen.

Hintergrund:

Coffee with a cop

  • Format stammt aus den USA
  • Imagekampagne: Polizei und Bürger kommen ins Gespräch
  • 20 Termine in Bayern
  • Drei Mal Coffee with a cop im Bereich des Polizeipräsidiums Oberpfalz
  • Nach Schwandorf wird das neue Format noch von den Polizeiinspektionen Regensburg-Süd und Neumarkt angeboten. Termine stehen noch nicht fest.
 
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