Osman, Fatma und Mehmet Can - die Namen der Opfer sind in Stein gemeißelt. Dazu kommt der Schwandorfer Bürger Jürgen Hübener, der ebenfalls in den Flammen umkam. Sie alle wohnten im ehemaligen Habermeier-Haus, auf das der damals 19-jährige Berufsschüler und bekennende Rechtsextremist Josef S. einen folgenschweren, tödlichen Brandanschlag verübte.
Appell an Bürgerschaft
Dieses schreckliche Ereignis, das sich heuer zum 30. Mai jährt, solle den Lebenden eine Mahnung sein, sagte zweite Bürgermeisterin Ulrike Roidl bei der Gedenkfeier am Montag in der Spitalkirche. Sie fand es in diesen Minuten des Erinnerns schrecklich, "dass in Deutschland fremdenfeindliche und rassistische Parolen wieder salonfähig geworden sind".
Sie richtete einen Appell an die Bürger, "jeglichem Angriff auf die Achtung der Menschenwürde entgegenzutreten und unmissverständlich zu zeigen, dass Schwandorf eine bunte Stadt ist und es hier keinen Platz für Extremismus gibt". Ulrike Roidl ist überzeugt: "Wir können Trennendes nur überwinden und Verständnis aufbauen, wenn wir aufeinander zugehen und etwas übereinander erfahren wollen". Ihr Dank galt nicht nur der türkisch-islamischen Gemeinde für das "harmonische Zusammenleben", sondern auch den Schulen, Lehrern, Eltern und Konfessionen, "die den Jugendlichen ein verantwortungsvolles soziales Verhalten mit auf den Weg geben".
Mit der Veranstaltung wolle die Stadt ein Zeichen setzen "gegen Rassismus, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit", sagte die zweite Bürgermeisterin. Die Stadt habe sich lange Zeit schwer getan, eine würdige Form der Erinnerung zu finden, musste Ulrike Roidl zugeben. Den Beschluss des Stadtrates vor neun Jahren, Gedenkfeiern zu veranstalten, hält sie für "einen der wichtigsten in der Geschichte der Stadt". Denn er sei ein Bekenntnis für eine offene Gesellschaft. Der türkische Generalkonsul Yavuz Kül erinnerte daran, dass das Verbrechen vom 17. Dezember 1988 der erste rassistische Anschlag in Deutschland gewesen sei. "Doch es ist nicht bei Schwandorf geblieben", so Yavuz Kül.
Gemeinsames Gebet
Mit der Gedenkstunde anlässlich des Jahrestags bringe Schwandorf die klare Botschaft zum Ausdruck, "dass in dieser Stadt kein Platz für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ist". Zum Friedensgebet traten Dekan Monsignore Hans Amann für die katholische, Pfarrer Arne Langbein für die evangelisch-lutherische Kirche und Imam Ibrahim Deniz für die türkisch-islamische Gemeinde ans Mikrofon und warben für Frieden und ein brüderliches Zusammenleben. Anschließend begaben sich die Teilnehmer an den Schlesierplatz, um sich am Gedenkstein der Opfer zu erinnern und Blumen niederzulegen.
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