"Das haben wir so nicht erwartet", sagt Sebastian Schraml. Der Abteilungsleiter Klärschlammtrocknung beim ZMS spricht von Ammoniak. Der dampft in größerer Menge bei der Trocknung aus dem Klärschlamm, als vorhergesehen war. Die Stickstoff-Verbindung wird aus der Abluft gewaschen. Das restliche Brüdenwasser soll in der Schwandorfer Kläranlage entsorgt werden. Das enthält aber im noch mehr Stickstofffracht, als die Kläranlage aufnehmen kann.
"Das geht nicht grenzenlos", bestätigt der technische Leiter der Verbandskläranlage Schwandorf-Wackersdorf, Robert Merkl. Stickstoffverbindungen – also Nitrite und Nitrate – werden in der Biologie der Anlage abgebaut. Die Bakterien brechen die Verbindungen auf, verstoffwechseln den Sauerstoff, an den der Stickstoff gebunden ist. Der molekulare Stickstoff selbst gast dann aus. Luft besteht zu 78 Prozent aus Stickstoff.
Gemeinsam testen nun Klärschlammtrocknung und Verbandskläranlage aus, wie viel des Brüdenwassers in der Kläranlage gereinigt werden kann. "Wir telefonieren täglich mehrmals, wir loten das aus", erläuterte Schraml. Die Zusammenarbeit laufe sehr gut. Das ist auch notwendig: Denn die Nitratbelastung des Brüdenwassers ist auch beschränkender Faktor dafür, wie viel Klärschlamm in der Anlage des ZTKS getrocknet werden kann. Das bestätigte der technische Leiter des ZMS, Konrad Rieger, am Rande der ZMS -Sitzung am Dienstag. Personal des Zweckverbands Müllverwertung betreibt die Anlage.
Für das aus der Trocknungsanlage anfallende Ammoniumsulfat müsse noch ein weiterer Entsorgungsweg gefunden werden. Ammoniumsulfat ist ein Dünger. "In diese Richtung wird es gehen", sagte Schraml gegenüber den Oberpfalz-Medien. Aktuell werde das Brüdenwasser, das nicht über die Kläranlage entsorgt werden kann, in Tanks gesammelt und abgefahren.
Auch der Vorsitzende der beiden involvierten Zweckverbände für die thermische Klärschlammverwertung (ZTKS) und die Kläranlage, OB Andreas Feller, kennt die Probleme. "Das ist zu lösen", sagte er in einem Gespräch. Diese Lösung soll natürlich möglichst günstig sein, um die Kosten für die ZTKS-Mitglieder möglichst gering zu halten. Der ZTKS tagt an diesem Dienstag, 8. Dezember.
Klärschlammtrocknung
Vor allem die ehemaligen Bürgermeister Georg Butz (CSU, Wernberg-Köblitz) und Karl Bley (SPD, Nittenau) trieben zunächst über den Gemeindetag eine gemeinsame Trocknungsanlage für die Kommunen im Landkreis voran.
- Der "Zweckverband thermische Klärschlammverwertung Schwandorf" wird am 30. September 2015 gegründet. Aufgabe ist die Entsorgung des Klärschlamms der Mitglieder.
- Alle Landkreiskommunen werden Mitglied, außerdem Nachbarn aus den Kreisen Neustadt/Waldnaab, Cham und Regensburg. Die kreisfreien Städte Regensburg und Landshut treten ebenfalls bei, ebenso der Zweckverband Müllverwertung Schwandorf, ZMS.
- Vorsitzender ist Oberbürgermeister Andreas Feller (Schwandorf).
- Spatenstich für die 16 Millionen Euro teure Klärschlammtrocknungsanlage beim Müllkraftwerk ist am 23. Oktober 2017. Sie soll eine Kapazität von 50000 Tonnen haben. Ziel ist eine Fertigstellung im Frühjahr 2019.
- Den Betrieb der Trocknungsanlage übernimmt Personal des ZMS.
- Die endgültige Inbetriebnahme verzögert sich mehrmals. Der anfallende Klärschlamm wird zum Teil über Fremdfirmen entsorgt.
- Ende 2020 sind die technischen Probleme der Anlage weitgehend ausgeräumt.
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