Helga Forster ist Gleichstellungsbeauftragte am Landratsamt Schwandorf. Im Interview mit Oberpfalz-Medien erklärt sie, wo es in Sachen Gleichberechtigung noch hakt.
ONETZ: Ist es in Zeiten der Gleichberechtigung jetzt mit dem Kaffeekochen für den Chef endgültig vorbei?
Foster: In der Funktion als Sekretärin gehört das vielleicht zum Aufgabenfeld. Aber ein technisch versierter Chef könnte auch mal die Kaffeemaschine selbst bedienen.
ONETZ: Wie war das, als sie vor über 20 Jahren den Job als Gleichstellungsbeauftragte übernommen haben?
Forster: Ich habe von meiner Vorgängerin schon Etliches mitbekommen und bin in das Aufgabengebiet reingewachsen. So konnte ich dann eigene Netzwerke bilden, Ideen und Projekte umsetzen. Meine Aufgabe als Gleichstellungsbeauftragte besteht im Grunde aus zwei Pfeilern. Intern bin ich für die Beschäftigten am Landratsamt da, der zweite Teil besteht aus Öffentlichkeitsarbeit.
ONETZ: Was für Projekte haben Sie da verfolgt?
Forster: Das Thema "Gewalt gegen Frauen" fand ich sehr wichtig. Mir ging es darum, eine Plattform zu schaffen, um mit allen Gruppierungen gemeinsam als Vernetzerin an familienfreundlichen Themen zu arbeiten.
ONETZ: Wo lagen und liegen die wunden Punkte in Sachen Gleichstellung?
Forster: Gewalt gegen Frauen und Mädchen war vor 25 Jahren ein großes Thema, und das ist es heute noch. Nur die Öffentlichkeit schaut inzwischen zum Teil genauer hin. Frauen in der Politik sind immer noch unterrepräsentiert, es gibt da sogar Rückschritte. Das hat sich beispielsweise bei den letzen Wahlen gezeigt. Und am Berufswahlverhalten der Frauen hat sich nicht viel geändert, Mädchen wählen nach wie vor gern die typischen "Frauenberufe", die schlecht bezahlt werden. Außerdem sind Frauen in Führungspositionen noch immer in der Minderheit.
ONETZ: Wie können Sie da helfen?
Forster: Beim Thema "Gewalt gegen Frauen" setze ich auf Prävention durch Tagungen für Fachkräfte und Informationsabende für Erziehende. In der Politik versuche ich Aktionen zu starten wie die Vortragsreihe "Politik braucht Frauen". Das sind so kleine Bausteine.
ONETZ: Und was tun Sie in Sachen Job und Familie?
Forster: Intern hier am Landratsamt haben wir ein sehr gutes Gleichstellungskonzept zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit um die 70 Teilzeitmodellen und sehr flexiblen Arbeitszeiten. Außerdem versuchen wir als "lokales Bündnis für Familien" bei den Unternehmen etwas zu bewegen.
ONETZ: Nach einer aktuellen Untersuchung sind Haushalt und Kinder noch immer überwiegend Frauensache. Wie ist ihr Eindruck?
Forster: Meine Erfahrungen zeigen, dass die Frauen nach wie vor den Hauptteil in diesem Bereich übernehmen. Sowohl Haushalt und Kinder, als auch zu pflegende Angehörigen sind überwiegend Frauensache. Gerade die Pflege von Angehörigen wird immer wichtiger, und diese Sorge übernehmen meistens die Frauen.
ONETZ: Macht da aus Ihrer Sicht ein Internationaler Frauentag Sinn?
Forster: Ja. Weil man an diesem Tag weltweit das Augenmerk auf die Probleme der Frauen lenken kann: Existenzsicherung, Gewalt und Misstände. In Schwandorf organisieren wir seit 25 Jahren am Weltfrauentag einen Vortrag mit Kabarett, der sehr gut besucht ist, mit über 150 Frauen und Männern.
Kabarett und Kommunalpolitik
Pünktlich zum Internationalen Frauentag am Freitag, 8. März, gibt es in Schwandorf um 19 Uhr eine zentrale Veranstaltung in der Fronberger Brauereiwirtschaft (Maximilianstraße 30). Mit dabei: die Münchener Schauspielerin und Kabarettistin Barbara Weinzierl. Sie befasst sich unter dem Motto "Wir müssen reden! Sex, Geld und Erleuchtung Teil II" mit Themen von Anti-Aging bis hin zu veganen Trends. Einen Kurzvortrag übernimmt Agnes Becker, stellvertretende ÖDP-Landesvorsitzende. Ihr Thema: 100 Jahre Frauenwahlrecht – in 20 Minuten". Veranstalter sind die DGB-Frauen, Arbeitsagentur, KAB, KDA, Bündnis90/Die Grünen, CSU-Kreistagsfraktion, Freie Wähler, SPD, ÖDP und die Gleichstellungsstelle. Der Eintritt bei diesem Abend für Frauen und Männer ist frei. Auf mehrere Abende verteilt sich eine weitere Aktion, die Vortragsreihe "Politik braucht Frauen – Frauen fit für die Kommunalpolitik". Ein erster Gesprächsabend mit erfahrenen Politikerinnen fand bereits im Februar statt. Am 13. Mai geht es um 19 Uhr im Sitzungssaal des Landratsamts um Rhetorik und Kommunikation. Referentin ist Busniess Coach Birgit Barth. "Souverän Auftreten" ist Thema am 15 Oktober um 19 Uhr, Michaela Gröbner kennt sich aus mit Körpersprache und nonverbaler Kommunikation. Ebenfalls interessant: ein Vortrag am 8. April um 19 Uhr in der Sparkasse Schwandorf zum Thema: "Geschlechterbilder und Rollenklischees in den Medien – von Lillifee bis Topmodel, von Batman bis Homer Simpson".
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