Fabian Borkner geht es bei einem Tag der offenen Tür im Müllkraftwerk Schwandorf nicht anders als vielen Besuchern auch. Es reift beim Blick in den Müllbunker und auf den großen Greifarm die Frage: Kann eine Leiche auf Nimmerwiedersehen im Müllofen verschwinden? Kann sie wahrscheinlich, nur sollte sie weder ein künstliches Knie- noch Hüftgelenk haben. Das verbrennt nicht und anhand der Seriennummer lässt sich ermitteln, wer das Gelenk erhalten hat. Der Täter ist damit aber noch lange nicht gefasst. Soweit kommt es in Fabian Borkners sechstem Kriminalroman "Todessteign" nicht.
Leiche nah am Müllbunker
Die Leiche wird früher entdeckt. Denn eine Autofahrerin ist reichlich neben der Spur, will aus guten Gründen möglichst rasch nah ran an den Müllbunker und baut einen Unfall. Als das Schlamassel von einem Mitarbeiter des Kraftwerks entdeckt wird und sie den Kofferraum öffnet, liegt darin – ein Toter. Das zeigt zumindest ein kurzer Film, der zumindest ein bisschen was davon verrät, was Fabian Borkner nicht liest.
Lesung drängt sich auf
Der 47-Jährige hat in einem früheren Gespräch mit Oberpfalz-Medien einmal erwähnt, dass er sich viele kleine Begebenheiten, Zufallsgespräche, Ideen, und Gedanken notiere, um sie in seinen Kriminalromanen bei passender Gelegenheit zu verarbeiten. Im neuen Fall der Reihe Oberpfalz-Krimi des Emons-Verlags steht nun das Müllkraftwerk im Zentrum. Der Autor recherchiert für die Geschehnisse um die Protagonisten Gerhard Leitner und Agathe Viersen, Versicherungsdetektive mit ausgeprägtem Spürsinn, über den Entsorgungsweg im Müllkraftwerk. Es drängt sich damit förmlich auf, den im August 2023 erschienenen Krimi am Ort des Geschehens vorzustellen. Schließlich ist die Spannung bei Mitarbeitern des Zweckverbandes Müllkraftwerk Schwandorf (ZMS) schon lange hoch. "Ich habe ihn sofort lesen müssen, weil ich neugierig war", gesteht Verbandsdirektor Thomas Knoll.
Als Ausstellungsort etabliert
Neugierig ist nicht nur er, denn mehr als 130 Leute füllen den Sitzungssaal im Verwaltungsgebäude und lauschen Fabian Borkner, während nebenan Müll unaufhörlich und zuverlässig durchs Feuer geht. "Eine Autoren- oder Dichterlesung hatten wir noch nie", sagt Thomas Knoll zu Beginn der Lesung zu Oberpfalz-Medien. Einer aus der Nachbarschaft, die regelmäßig zu Veranstaltungen des ZMS geladen wird, pflichtet ihm bei: "Heute bekommen wir was zu hören, statt zu sehen." Als Ausstellungsort hat das moderne Verwaltungsgebäude längst einen Namen. Vor kurzem zeigte Jürgen Huber (Schönsee) seine Werke, jetzt ist Florian Nörl (Burglengenfeld) mit Textilstein vertreten. Die Kunstsammlung des ZMS ist inzwischen ebenfalls beträchtlich angewachsen. Nun also Bücher.
Das Interesse jedenfalls ist geweckt, an Fabian Borkners Krimi ebenso wie an Lesungen. Der Autor, wie könnte es anders sein, hört auf, als es spannend wird. Ob der ZMS mit Lesungen wieder aufhört oder gerade erst anfängt, kann an diesem Abend noch keiner sagen. Den Gästen jedenfalls gefällt es. Sie bleiben – nicht nur um "Todessteign" vom Autor persönlich signiert zu kaufen, sondern auch zum Plauschen. Wobei die "Blechzipfl" ihren Beitrag dazu leisten. Sie lockern die Lesung blasmusikalisch auf und spielen danach unermüdlich für die Besucher auf.
Müllkraftwerk Schwandorf
- Gebiet: 17 Mitglieder im Zweckverband Müllverwertung Schwandorf von Hof bis Landshut,
- Einwohner:etwa 1,9 Millionen
- Mitarbeiter: 250
- Betrieb: 24 Stunden an jedem Tag des Jahres.
- Verbrennungstemperatur: Zwischen 850 und 1000 Grad Celsius
- Menge: im vergangenen Jahr knapp 467000 Tonnen
- Kraftwerk: erzeugt Wärme und Strom
- Verwaltungsgebäude: regelmäßig Ausstellungen
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