Schwandorf
23.08.2024 - 17:13 Uhr

Der Landkreis Schwandorf braucht viele Wohnungen

Es muss gebaut werden: Bis 2028 braucht der Landkreis Schwandorf den Neubau von rund 800 Wohnungen - und zwar pro Jahr. Diese Wohnungsbau-Prognose hat das Berliner Pestel-Institut in einer Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt ermittelt.

Von aktuell 1030 fehlenden Wohnungen im Landkreis Schwandorf spricht das Pestel-Institut. Symbolbild: Pestel-Institut Berlin/exb
Von aktuell 1030 fehlenden Wohnungen im Landkreis Schwandorf spricht das Pestel-Institut.

"Der Neubau von Wohnungen ist notwendig, um das bestehende Defizit - immerhin fehlen im Landkreis Schwandorf aktuell rund 1 030 Wohnungen - abzubauen: Aber auch, um abgewohnte Wohnungen in alten Häusern nach und nach zu ersetzen. Hier geht es insbesondere um Nachkriegsbauten, bei denen sich eine Sanierung nicht mehr lohnt", sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut.

Der Wissenschaftler erwartet laut Pressemitteilung, dass das Baupensum allerdings zurückgeht: Günther spricht von einem "lahmenden Wohnungsneubau, dem mehr und mehr die Luft ausgeht". So gab es in den ersten fünf Monaten dieses Jahres nach Angaben des Pestel-Instituts im ganzen Landkreis Schwandorf lediglich für 188 neue Wohnungen eine Baugenehmigung. Zum Vergleich: In 2023 waren es im gleichen Zeitraum immerhin noch 269 Baugenehmigungen. "Damit ist die Bereitschaft, im Kreis Schwandorf neuen Wohnraum zu schaffen, innerhalb von nur einem Jahr um 30 Prozent zurückgegangen", sagt Günther.

Großer Leerstand

An dem Wohnungsbedarf im Kreis Schwandorf ändere auch die Zahl leerstehender Wohnungen nichts: Der aktuelle Zensus registriert für den Landkreis Schwandorf immerhin rund 4 340 Wohnungen, die nicht genutzt werden, so das Pestel-Institut. Das seien sechs Prozent vom gesamten Wohnungsbestand im Landkreis. Ein Großteil davon - nämlich rund 3 060 Wohnungen - stehe jedoch schon seit einem Jahr oder länger leer. "Das sind immerhin rund 71 Prozent vom Leerstand. Dabei geht es allerdings oft um Wohnungen, die auch keiner mehr bewohnen kann. Sie müssten vorher komplett - also aufwendig und damit teuer - saniert werden", sagt Matthias Günther.

Grundsätzlich sei ein gewisser Wohnungsleerstand aber immer auch notwendig. "Rund drei Prozent aller Wohnungen, in die sofort jemand einziehen kann, sollten frei sein. Schon allein, um einen Puffer zu haben, damit Umzüge reibungslos laufen können. Und natürlich, um Sanierungen überhaupt machen zu können. Aber es wird nur selten gelingen, Wohnungen, die lange leer stehen, wieder zu aktivieren und an den Markt zu bringen", so das Fazit von Matthias Günther.

Denn viele Hauseigentümer halten sich nach Beobachtungen des Pestel-Instituts mit einer Sanierung zurück: "In ihren Augen ist eine Sanierung oft auch ein Wagnis. Sie sind verunsichert. Sie wissen nicht, welche Vorschriften - zum Beispiel bei Klimaschutz-Auflagen - wann kommen. Es fehlt einfach die politische Verlässlichkeit. Ein Hin und Her wie beim Heizungsgesetz darf es nicht mehr geben", kritisiert der Leiter des Pestel-Instituts. Außerdem hapere es bei vielen auch am nötigen Geld für eine Sanierung.

BDB: Einfacher bauen

Weitere Gründe, warum leerstehende Wohnungen nicht vermietet werden: "Immer wieder kommt bei Erbstreitigkeiten kein Mietvertrag zustande. Und oft scheuen sich Hauseigentümer auch, sich einen Mieter ins eigene Haus zu holen, mit dem sie sich am Ende vielleicht nicht verstehen", sagt Matthias Günther. Für ihn steht deshalb fest: "Am Neubau von Wohnungen führt daher auch im Kreis Schwandorf kein Weg vorbei."

Das Pestel-Institut hat die Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) gemacht. Für dessen Präsidentin macht die Untersuchung deutlich: "Es ist eine Milchmädchenrechnung, leerstehende Wohnungen gegen den aktuellen Bedarf an Wohnungen gegenzurechnen. Das funktioniert so nicht. Politiker, die das versuchen, betreiben Augenwischerei", sagt Katharina Metzger. Sie erteilt damit der Aufforderung von Klara Geywitz (SPD) eine klare Absage. Die Bundesbauministerin hatte zuletzt den Menschen, die eine Wohnung suchen, geraten, aufs Land zu ziehen. Um voranzukommen, fordert die Verbandschefin, die Baustandards zu senken: "Einfacher - und damit günstiger bauen. Das geht, ohne dass der Wohnkomfort darunter leidet. Andernfalls baut bald keiner mehr." Es müsse ein "starkes Abspecken" bei Normen und Auflagen geben.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.