Manfred Wenzl schlürft entspannt Cappuccino. Dass seine linke Körperhälfte von Taubheitsgefühl und Muskelschmerz geprägt ist, fällt augenscheinlich nicht auf. „Wenn ein Tropfen Wasser auf meine linke Hand fällt, spüre ich den Tropfen nicht.“ Das Café liegt im ersten Stock, die Treppen vor wenigen Minuten hat der Schwandorfer mit schwerem Atem genommen. „neben schlechtem Körpergefühl fällt es mir schwer, mich längere Zeit zu konzentrieren. An eine erfolgreiche Therapie gegen meine Beschwerden glaube ich nicht mehr, stattdessen konzentriere ich mich darauf, die Symptomatik zu bekämpfen.“ Für Manfred Wenzl heißt das Schmerzlinderung und Muskelaufbau.
Es ist das Jahr 2002, früher Sommer, die Fußball-Weltmeisterschaft läuft. „Naturbursche“ Manfred Wenzl ist begeisterter Waldläufer, direkt vor der Haustüre dreht der Schwandorfer regelmäßig seine runden. Die Zecke, die eines Tages vollgesaugt auf seinem Kopfkissen liegt, beunruhigt den Sportler erst wenig, immerhin ist diese nicht die erste Zecke, die der Schwandorfer mit nach Hause bringt, außerdem ist Manfred Wenzl gegen FSME geimpft. „Zecken in normaler Größe sind leichter auszumachen als die winzig kleinen, beim Abtasten habe ich sie wohl übersehen. Auch konnte ich nirgends eine Wanderröte entdecken.“ Zwei, drei Wochen später erleidet Manfred Wenzl einen plötzlichen Fieberschub, mehrere Tage dauert das Fieber an, der junge Mann denkt an eine Sommergrippe. Doch die Beschwerden bleiben, schmerzen im unteren Brustbein und erschwerte Atmung treten auf. Der Besuch beim Arzt bringt wenig Klärung angesichts des diffusen Beschwerdebildes: Organisch ist alles in Ordnung. Derweil verstreicht wertvolle Zeit, denn Manfred Wenzl glaubt: „Es wäre wichtig gewesen, so schnell wie möglich Antibiotika einzunehmen, denn um die Borreliose-Infektion effektiv und nachhaltig zu bekämpfen, steht nur ein kurzes Zeitfenster für die Therapie von einem viertel bis halben Jahr zur Verfügung.“
Die Beschwerden werden nicht besser, die medizinische Behandlung gestaltet sich schwierig, vor allem auch deshalb, weil verschiedene Tests auf eine Borreliose-Infektion mal positiv, mal negativ verlaufen. Den Standardtest auf Borreliose findet Manfred Wenzl wenig hilfreich, denn dieser sei praktisch ohne Aussagekraft, eine Art Würfeln. „Wenn dieser Test negativ ausfällt, betrachtet der Arzt den Patienten als geheilt, keine weitere Therapie notwendig.“ Erst nach zwei Jahren hat der Schwandorfer Antibiotika eingenommen, nach vielen weiteren Tests und unterschiedlichen Therapien. Letztendlich konnten weder eine auf Borreliose-Behandlung spezialisierte Ärztin, noch eine Internistin mit einer kombinierten Insulin Antibiotika Therapie helfen. „Mein Eindruck ist, dass vieles ausprobiert wird, jedoch ohne Erfolg. Am Ende stehen Betroffene mit hohen Kosten da, denn die Krankenkassen kommen für alternative Behandlungen nicht auf.“
Manfred Wenzl wünscht sich, dass zur Borreliose mehr geforscht wird, Ärzte besser über die Krankheit Bescheid wissen, denn Naturliebhaber Wenzl möchte anderen Menschen sein Schicksal ersparen: „Ein großes Stück Lebensqualität ist verloren gegangen, vor allem gesellschaftliche Lebensqualität – wer körperlich beeinträchtigt ist, geht schnell vom Licht in den Schatten, und dort ist es kälter.“
Text und Fotos: Norbert Eimer
Schutz vor Zecken
Um die Gefahr eines Zeckenstiches so gering wie möglich zu halten, sollten beim Aufenthalt in der freien Natur einige Regeln befolgt werden:
• Tragen sie geschlossene, möglichst helle Kleidung (lange Hose und langärmliges Hemd oder Jacke), eine Kopfbedeckung und geschlossene Schuhe
• Suchen sie ihren Körper nach einem Aufenthalt in der Natur immer nach Zecken ab. Dies sollte vor allem auch bei Kindern geschehen
• Insektenabweisende Mittel sind nur zeitlich begrenzt wirksam
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